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Anders. Und schwul. (German Edition)

Anders. Und schwul. (German Edition)

Titel: Anders. Und schwul. (German Edition)
Autoren: Daniel Hus
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Bedienung. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich wollte gerade meinen Geldbeutel herauskramen, als Fabian mit „Stimmt so“ das Finanzielle regelte.
    Wir standen vor meinem Auto.
     
    „Ich fand den Abend sehr schön“, sagte Fabian.
    „Ja, war sehr nett“, gab ich zurück. Und meinte es ehrlich .
    „Können wir die nächsten Tage mal wiederholen, oder?“
    Das konnte ich beim besten Willen nicht beantworten. Wollte ich mich noch einmal mit ihm treffen? Warum? Sollte ich ihm vielleicht einen netten Kumpel gefunden haben? Um einer unangenehmen und durchsichtigen Absage zu entgehen, sagt ich prompt „Ja, gerne“. Absagen könnte ich es ja dann immer noch. Am besten per Email, kurz und deutlich.
    Wir verabschiedeten uns und ich fuhr nach Hause. Ich war vollkommen verunsichert.
     

5.
     
    Es vergingen zwei Tage. Und ich war immer noch nicht schlauer.
    Das Telefon klingelte.
    „ Daniel Krüger.“
    „Hi, hier ist Fabian. Hast Du Lust, dass wir uns heute Abend treffen?“
    Auf diese Frage hätte ich mir die vergangenen Tage nun wirklich eine passende Absage überlegen können. Vielleicht wollte ich mich aber mit ihm treffen? Ja, ich wollte. Aber ich wusste nicht warum.
    Er holte mich nach der Arbeit ab und wir fuhren mit seinem Auto ins „Cafe am Eck“. Auf der Fahrt bereitete er mich auf die Bar vor. „Das ist eine nette Kneipe. Gemischtes Publikum“. Aha. Was ist bitte „gemischtes Publikum“ überlegte ich und schob auch sofort die Frage nach. „Viele Schwule und Lesben, aber auch Heteros. Ist ne nette Atmosphäre. Oder hast du ein Problem damit? Wir können auch irgendwo anders hingehen“
     
    Oh Gott, er muss schwul sein! Schwule kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen und da sahen die ganz anders aus. Sie waren tuntig oder hatten Ledermontur an.
    Da saßen wir nun. Inmitten von Schwulen und Lesben. Ich fühlte mich dennoch wohl. Er muss mir meine Unsicherheit angesehen haben und outete sich. Er hatte vor drei Jahren erkannt, dass er auf Männer steht und hatte bis vor zwei Monaten einen Freund, mit dem er über ein Jahr zusammen war.
    Er ging Zigaretten holen. Zeit nachzudenken.
    Gibt es Schwule die ganz normal wirken? Er ist nett, er ist schön, er ist schlau. Und er ist schwul.
    Warum saßen wir hier? Hat er womöglich Interesse an mir? Ich beantwortete die Frage sofort mit Nein. An mir konnte er kein Interesse haben. Ich war fünf Jahre jünger, unscheinbar und langweilig. Wahrscheinlich unterhält er sich gerne mit mir. So ging es mir auch. Ich hatte bereits am ersten Abend vertrauen zu ihm gefunden.
    Fabian kam mit seinen Marlboro zurück und zündete sich gleich eine an. Ich fragte ihn aus. Wie er erkannt habe, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt, ob es seine Eltern wissen, was Freunde und Verwandte dazu sagen.
    Wir konnten nicht ewig über ihn reden. Ich musste im Zuge der Fairness auch etwas über mich sagen. Ich traute ihm und sagte, wie es war: Ich war mir unsicher, ob meine Spätpubertät jemals zu Ende gehen würde.
    Er kam zu den Schluss, dass ich mir einfach Zeit geben sollte. Irgendwann würde ich mir bewusst sein, was ich will.
    Das klang gut, gab es mir doch Zeit.
     

6 .
     
    Auch am nächsten Tag trafen wir uns. Wir aßen und tranken und erzählten uns endlos Geschichten. Ich genoss die Abende. Nachts um 1 Uhr sind noch am Stadtsee spazieren gegangen. Die Gesprächsthemen gingen wider erwarten nicht aus. Da war jemand, der sich für das interessierte, was ich sagte und dachte. Warum er das tat, interessierte mich gar nicht mehr großartig.
    Wir verabschiedeten uns an den Autos. Er umarmte mich ganz lange und flüsterte mir zu: „War sehr schön, mein Lieber“. Doppelfehler! Ich stieß in schnell weg. Erstens hasste ich Umarmungen. Von meiner Mutter, von meiner Oma, von jedem. Auch von Fabian. Das war eindeutig zu nah. Und warum sagt man zu einem Freund „Lieber?“.
    „Das kannst Du zu deinem Freund sagen, aber hier finde ich es bisschen unangebracht“, wies ich ihn in die Schranken. Er akzeptierte das.
    24 Stunden später machte er es wieder.
     
    Am Tag darauf musste ich ihn darauf ansprechen.
    „Diese Umarmungen verunsicher n mich sehr“, sagte ich zu Fabian.
    „Das habe ich gemerkt“. Er war plötzlich unsicher.
    „Ich weiß nicht, ob das der richtige Moment ist, weil ich weiß, dass du zurzeit sehr viel nachdenkst“ leitete er die nächste Phase des Abends ein.
    „Ich finde dich wirklich sehr nett. Und ich habe mich in dich verliebt“.
    Poch.
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