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Anders. Und schwul. (German Edition)

Anders. Und schwul. (German Edition)

Titel: Anders. Und schwul. (German Edition)
Autoren: Daniel Hus
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uns vielleicht ein paar mal unterhalten, besonders gut kannten wir uns aber nicht. Wie kam sie dazu, mich einzuladen? Als ich mir diese Frage stellte, entdeckte ich die dritte Seite: „Außerdem würde sich Fabian sehr freuen, wenn Du ab 22 Uhr auf einen Drink in die „News-bar“ kommst“.
    Puh. Ich merkte wie mein Herz immer stärker pochte und scheinbar Richtung Hals wanderte. Mir blieb die Luft weg. Was hatte Fabian mit Maria zu tun? Und wo war die „News-bar“? Und warum will er sich dort mit mir treffen? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, entschied aber blitzschnell, dass ich auf keinen Fall so spontan einen fast wildfremden Kollegen treffen könnte. Ich suchte schnell ein leeres Blatt und schrieb darauf, dass ich leider keine Zeit hätte und faxte es fix zurück. Ich fühlte mich überrumpelt und völlig überfordert. Ich schaltete mein Telefon aus. Falls Maria oder Fabian anrufen würden, würde ich es nicht hören und müsste kein schlechtes Gewissen haben, das Gespräch nicht anzunehmen.
    Das passte doch alles nicht zusammen. Erst setzt er sich beim Quiz neben mich. Neben mich! Ein unscheinbarer Langweiler. Und dann will er mich auch noch treffen. Die ganze Nacht ging mir Fabian und das Fax durch den Kopf. Was wollte er von mir? Geschichten über den Sender hören? Informationen über eine Kollegin, die er toll findet? Warum hat so jemand Interesse an mir?
     
    Am nächsten Morgen wachte ich auf und war immer noch unsicher. Ich musste wieder im Sender arbeiten. Zehn Stunden. Hoffentlich würde Fabian nicht da sein, dann bliebe mir eine Entschuldigung für das geplatzte Treffen erspart.
    Er war nicht da. Ich tat meine Arbeit, spazierte durch die Gänge, telefonierte und surfte durchs Internet. Aber ich konnte mich auf nichts interessieren. Immer wenn die Türe aufging, befürchtete ich, dass der Schönling mit seiner Zigarette auftauchte.
     
    Der Tag war geschafft. Ich packte meine Sachen, verabschiedete mich von meiner Kollegin und ging zum Ausgang. Zehn Stunden mehr oder weniger langweilige Arbeit. Das war mir egal, als ich meine Karte durch die Stechuhr zog. Es war schönes Geld, das ich für noch schönere Sachen ausgeben konnte. I ch packte die Karte in meinen Rucksack und drehte mich zur Ausgangstüre. Da stand Fabian. Ich wollte mich gerade umdrehen, um schnell ins Büro zu huschen, als mir klar wurde, dass er mich bereits gesehen hat. Na toll. Daniel, jetzt musst du stark sein. Ich zog meine Maske der Selbstsicherheit auf und begrüßte ihn. „Hi Daniel, schön dass du noch da bist. Dann bin ich doch nicht umsonst hergefahren“. Das klang bedrohlich.
    „Tut mir leid wegen gestern, aber ich hatte keine Zeit. Meine Mutter hat Geburtstag gefeiert“, sagte ich. Es wahr schließlich so. Dass ich die Feier locker hätte verlassen können, musste ich ja nicht anmerken.
    „Ja schade, vielleicht können wir’s ja nachholen?!“
    „Klar, gerne“, gab ich versöhnlich zurück. Irgendwann mal...
    „Was machst du denn jetzt? Hast du Lust noch was trinken zu gehen?“. Ohje, zwei Fragen auf einmal und auch noch so unvorbereitet. Als mir blitzschnell diverse Auswegsszenarien durch den Kopf gingen, war mein Mund leider schneller: „Ok, können wir machen“. Ich hätte mich für diese Antwort schlagen können. Warum habe ich nicht länger nachgedacht? Eine gute Ausrede hätte ich wahrscheinlich nicht gefunden.
    Wir einigten uns darauf, dass ich ihm nachfahren würde. Wir stiegen in unsere Autos und verließen den Parkplatz. Was soll ich jetzt nur machen? Was soll ich mit ihm reden? Wir haben doch gar nichts zu bereden? Was könnte ich ihm schon tolles erzählen? Die Situation glich einem Desaster. Verstand gegen Selbstwertgefühl.
     
    Wir kamen bei der News-bar an und fanden einen Tisch. Mein Blutdruck hätte in diesem Moment jedes Messgerät in die Knie gezwungen. Da saß ich nun mit einem Mann. Von dem ich kaum etwas wusste. Und der nichts von mir wusste. Warum? Fabian leitete das Gespräch ein. Wir redeten über den Sender, über unsere Jobs. Er hatte vor einer Woche in der Redaktion angefangen. Ein Student. Womöglich war er auch noch viel schlauer als ich. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass mit dem Öffnen eine Überraschungseis überfordert ist.
    Wir redeten und redeten und tranken und tranken. Er Bier, ich Cola. Er erzählte von seinem Jura-Studium, ich von meinem Volontariat.
    Wir hatten Spaß.
    „Darf ich Ihnen die Rechnung bringen? Es ist gleich 1 Uhr“, fragte die
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