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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer
Autoren: Lynne Graham
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Erwachsenen konnte durchaus eine rein platonische Freundschaft bestehen.
    Sie ließ den Blick ziellos über die Menschenmenge schweifen, und plötzlich sah sie ihn. Wieso, um Himmels willen, war er noch hier? Der Schock löste erneut Übelkeit in ihr aus. Sie krallte die Finger um die Abendtasche, als wolle sie gleich damit zuschlagen.
    Rafael rekelte sich auf dem Gegenstück zu ihrem Sofa auf der anderen Seite des Tischchens. Sarahs Kehle war wie zugeschnürt. Er hingegen wirkte unverschämt entspannt, bis in die letzte Faser seines fabelhaften Körpers. Über den Tisch hinweg trafen sich ihre Augen, sein Blick verhieß Rücksichtslosigkeit. Sarah stockte der Atem.
    „Der Punsch hat es in sich“, warnte Gordon.
    Obwohl sie kaum schlucken konnte, stürzte Sarah das halbe Glas auf einmal hinunter. Rafael hatte seine Aufmerksamkeit wieder der kurvenreichen Rothaarigen zugewandt, die sich in seine Arme schmiegte. Mit kirschrot lackierten Fingernägeln fuhr sie lässig die innere Naht seiner verschlissenen Jeans entlang, die die muskulösen Schenkel umspannte. Wie gebannt verfolgte Sarah diese Liebkosungen, unfähig, den Blick abzuwenden.
    Gordon sprach mit ihr, doch sie konnte den Sinn seiner Worte nicht erfassen. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich ihm zu, nur um von Rafaels stahlhartem Blick eingefangen zu werden. Oh nein! Er hatte beobachtet, wie sie ihn anstarrte. So musste sich ein Tier in der Falle fühlen, den Jäger schon über sich gebeugt, der aber noch zögerte, den Todesstoß auszuführen. Sie hatte das Gefühl, als ob Rafael sie nackt und hilflos sähe. Sämtliche Muskeln waren so angespannt, dass ihr ganzer Körper schmerzte. Einen verrückten Moment lang hatte sie jede Kontrolle verloren, beinahe wäre sie wieder geflohen.
    Karens Stimme an ihrem Ohr schreckte sie auf. „Warum mischt ihr euch nicht unter die Leute?“
    Doch für Sarah gab es keine Karen mehr, keinen Gordon. Nur Rafael, auch wenn Karen jetzt die Sicht auf ihn versperrte. Er musste nicht einmal sprechen, um ihr brutal klarzumachen, wie sehr er sie als Frau verachtete. Es genügte, dass er dasaß und sich von diesem Flittchen in aller Öffentlichkeit liebkosen ließ! Sie verstand die Botschaft, die er ihr zukommen lassen wollte, und fühlte sich krank, in die Enge getrieben.
    „ Por dios, die Welt ist wirklich klein.“ Sarah fuhr hoch, wie von einem elektrischen Schlag getroffen, und verlor den letzten Rest Farbe.
    Rafael hatte sich erhoben und stand direkt vor ihr. Mit athletischer Anmut ging er jetzt in die Hocke. Das kam so plötzlich, seine Nähe war so überwältigend, dass es sie den letzten Rest Willenskraft kostete, ihm nicht den Rücken zu kehren. Aus weiter Ferne hörte sie, wie Karen sie einander vorstellte.
    „Sarah und ich kennen uns schon.“ Das war an sie gerichtet, an niemanden sonst.
    „Ihr kennt euch?“ Karen beugte sich über die Rückenlehne des Sofas und kreischte fast vor Überraschung. „Woher?“
    Rafael verzog den Mund zu einem Lächeln. Mit dem Zeigefinger strich er sanft über Sarahs fest ineinander verschränkte Hände, ein Berglöwe, der mit seiner vor Angst erstarrten Beute spielt. „Woher?“, wiederholte er samtweich. „Konntest du mich so leicht, so schnell vergessen?“
    Allein ihre Verzweiflung gab Sarah die Kraft zu antworten. „Paris“, stieß sie hervor.
    „Damals bin ich in meiner Dachstube noch halb verhungert, aber ich war nicht allein“, machte er sich über sie lustig. Er lächelte sie scheinbar zärtlich an, als sie die zitternden Hände aus seiner Reichweite zog. „Ich war wohl Teil des französischen Abenteuers.“ Langsam richtete er sich auf. Von Gordon nahm er keine Notiz.
    „Mensch, du bist mir wirklich eine Erklärung schuldig!“, zischte Karen, als er fortging, und packte den Arm der Freundin. „Rücken Sie mal zur Seite, Gordon, seien Sie ein Schatz. Das hier ist ein Gespräch zwischen Frauen, völlig unter Ihrer Würde. Sarah, du kannst ihn unmöglich vergessen haben!“
    „Wieso habe ich nur immer angenommen, die Spanier seien ein ausnehmend höfliches Volk?“, nörgelte Gordon. „Sollen wir uns etwas zu essen holen?“
    Karen unterbrach ihn. „Sarah, erzähl mir …“
    „Geht es noch lauter?“ Gordon löste Sarahs taub gewordenen Arm aus Karens Griff. Die beiden stehen kurz davor, um mich zu kämpfen. Sarah befand sich am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Rafaels Auftritt hatte ihr völlig die Sprache verschlagen. Um keinen Preis der Welt hätte sie jetzt
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