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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Autoren: Alexandra Marinina
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Unverständlichen und Unbekannten hatten. Aber Sauljak schien ganz anders zu sein.
    Für den Moment konnte sie sich jedoch etwas entspannen. Solange die Kleider noch nicht da waren, würde Sauljak sicher nicht aus der Wanne steigen. Nastja streckte sich auf dem Sofa aus, stellte sich den Aschenbecher auf die Brust und steckte eine Zigarette an. Welche Macht das Geld doch besaß! Sie hatte dem Empfangschef hundert Dollar zugesteckt und sofort ein Zweizimmerappartement bekommen. Ein weiterer Schein für die Etagenfrau, und diese verzichtete gern auf alle Formalitäten und erlaubte Nastja, ihr Appartement mit einem namenlosen Bekannten zu teilen. Dieser Sauljak würde General Minajew noch einiges kosten. Das war erst der Anfang, es standen noch große Ausgaben bevor.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war halb eins. Höchste Zeit, Jura Korotkow anzurufen. Er saß, ohne sich von der Stelle zu rühren, in seinem Hotelzimmer und wartete auf ihren Anruf.
    »Na, wie sieht es aus?«, fragte er besorgt.
    »Bis jetzt nicht schlecht. Ich habe ihn abgeholt, und jetzt ist er hier.«
    »Hat jemand Interesse an ihm gezeigt?«
    »Und ob. Zwei Männer in einem Auto und noch einer, der zu Fuß gekommen ist. Sie sind uns bis zum Hotel gefolgt.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »In der Badewanne.«
    »Wie ist er denn?«
    »Ein ziemlich schwieriger Typ. Ich fürchte, ich werde nicht fertig mit ihm.«
    »Hat er verstanden, wer du bist?«
    »Ich hoffe nicht. Seltsamerweise scheint ihn das überhaupt nicht zu interessieren. Offenbar ist es ihm egal.«
    »So etwas gibt es nicht.«
    »Das ist mir klar. Ich schlage vor, dass wir uns um zwei Uhr im Restaurant treffen. Dann kannst du ihn dir anschauen.«
    Jelisaweta Maximowna erschien mit einer großen Tragetasche im Zimmer.
    »Hier ist alles, was Sie haben wollten«, sagte sie. »Und das Wechselgeld.«
    »Behalten Sie es«, lächelte Nastja.
    »Danke.« Die Etagenfrau ließ ihre goldenen Vorderzähne aufblitzen und steckte das Geld eilig ein. »Brauchen Sie vielleicht noch etwas?«
    »Vorläufig nicht.«
    Jelisaweta Maximowna entfernte sich wieder, Nastja ging zum Badezimmer und klopfte an die Tür.
    »Ihre Kleider sind da, Pawel. Ich stelle die Tüte vor die Tür.«
    »Ist gut.«
    Sie stellte die Tüte auf den Boden und ging ins Schlafzimmer. Sie musste sich ebenfalls umziehen. Nastja öffnete ihre Reisetasche, holte ihre Schminke heraus, leichte Schuhe und einen hübschen flauschigen Pullover. Sie nahm eine elegante schwarze Hose vom Bügel im Schrank und verzog unwillig ihr Gesicht. Am wohlsten fühlte sie sich in Jeans und Turnschuhen, aber Dienst war Dienst, da war nichts zu machen. Sie schlüpfte in die Hose und in den Pullover, zwängte ihre Füße in die engen modischen Schuhe und begann sich zu schminken. Die Geräusche, die aus dem Salon zu ihr drangen, sagten ihr, dass Pawel inzwischen das Badezimmer verlassen hatte. Ob seine Verfolger bereits die Spur zu Jelisaweta Maximowna aufgenommen hatten? Es war anzunehmen. Und jetzt mussten sie die Information verdauen, die sie Jelisaweta entlockt hatten: die Frau, die Pawel am Lagertor abgeholt hatte, war irgendeine verrückte Millionärin. Sollten sie ruhig ein bisschen an diesem Knochen herumkauen, das stärkte die Kiefer.
    Nastja betrachtete sich mit Genugtuung im Spiegel. Jetzt hatte sie nur noch entfernte Ähnlichkeit mit der halb erfrorenen, rotnasigen Frau, die Pawel am Lagertor erwartet hatte. Die Wärme und das gekonnt aufgelegte Make-up hatten ihrem Gesicht einen zarten, rosigen Schimmer verliehen, die geschminkten Augen wirkten groß und ausdrucksvoll. Sie richtete mit ein paar Handbewegungen ihr Haar und verließ entschiedenen Schrittes das Schlafzimmer.
    »Wie sind die Kleider?«, fragte sie. »Passen sie?«
    Sauljak sah jetzt auch besser aus. Nach dem Bad wirkte er frischer, die neue Hose saß ausgezeichnet auf seinen schmalen Hüften. Er stand am Fenster und wandte sich nicht einmal um.
    »Ja, danke.«
    »In einer halben Stunde gehen wir essen. Haben Sie keinen Hunger?«
    »Nein.«
    »Ich dagegen umso mehr. Haben Sie nach wie vor keine Fragen an mich?«
    »Nein.«
    »Aber ich habe einige Fragen an Sie. Und ich werde sie Ihnen stellen müssen, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht.«
    »Versuchen Sie es.«
    Er stand nach wie vor mit dem Rücken zu ihr, aber Nastja glaubte, leichten Spott in seiner Stimme vernommen zu haben.
    »Pawel, ich möchte, dass Sie mich richtig verstehen. Meine Fragen an Sie haben nichts mit müßiger
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