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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2
Autoren: H. J. Alpers
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Lebenserhaltungsanlagen des Autos zu sorgen.
    Die Fahrt war völlig außerhalb ihrer Erfahrung.
    An dem Feldweg, der nach Canyon Dam führte, bog Greer ab.
    „Mein Ort“, sagte er mit einem Anflug von Stolz. „Das Projekt. Jetzt sind Sie hier.“
    Sie versuchte, sich umzusehen. Ein Teil ihrer Furcht wich einem seltsamen Staunen.
    Eine heiße Sonne schien aus einem wolkenlosen Himmel. Es wehte kein Wind, aber die Luft war trotzdem nicht so drückend wie in Austin. Das Gras – oder was noch davon übrig war – sah trocken und sommergebräunt aus. Uralte Holzzäune, die das Gelände einer alten Farm mit zerfallenen Holzwänden umgaben, waren zusammengebrochen. Die Zedern verströmten einen starken Duft. Einige Mesquiten faßten wieder Fuß; ihre grünen Blätter unterbrachen die Monotonie.
    Nichts bewegte sich in der Hitze.
    „Einsam“, sagte sie.
    „Sieht so aus“, antwortete er gönnerhaft. „Abwarten.“
    Sie hatte keine andere Wahl. Der Wagen holperte weiter, ein schwacher Geruch nach Wasser lag in der Luft.
    Bald – etwa sechs Kilometer nach der Ausfahrt – begannen sie, verschiedene Dinge zu sehen.
    Da waren wettergegerbte Steinwände in gutem Zustand. Da waren Wassertanks und Vieh, das mit wedelnden Schwänzen Fliegen verscheuchte. Unglaublicherweise gab es auch einen hell bemalten Laden am Straßenrand. Er hatte ein Schild, auf dem geschrieben stand: BOB’S KAUFHAUS FÜR ALLES.
    Da gab es eine große, transparente Kuppel, die wie eine Blase aus dem Boden ragte. Sie war groß genug, um zwanzig Raumstationen beherbergen zu können, und summte und knisterte vor Energie.
     
    „Wir sorgen hier für alles Nötige“, versicherte Greer.
    Und es gab Wohnhäuser. Manche standen allein, andere formten Gruppen. Konische Tipis. Quadratische Häuschen. Hütten mit geflochtenen Wänden und Dächern aus Matten. Türme aus vielfarbigem Glas. Apartmenthäuser. Rechtecke und Würfel und Blocks aus kühlem Metall, das die Hitze reflektierte …
    Der Wagen durchfuhr einen Einschnitt im Gestein, die alten Spuren waren deutlich sichtbar, festgehalten von Millionen Jahren geologischer Zeit. Die Straße führte nun einen Hang hinab. Die Luft war kühler, es wehte ein angenehmes Windchen. Sie sahen einen Mann auf einem Pferd. Er sah aus, wie eben ein richtiger Cowboy auszusehen hatte, und trug ein Gewehr in seinem Sattelhalfter. Er nahm seinen schweißgetränkten alten Hut ab und winkte damit.
    „Nennt sich Slim“, sagte Greer. „Kein Androide. Man könnte sagen, daß er unsere Polizeistreitmacht ist.“
    Ellyn klammerte sich fest. Sie wurde von Sinneseindrücken bombardiert, die sie nicht einzuordnen vermochte.
    Menschen. Verrückte Menschen. Leute in Shorts oder Togas oder Anzügen oder überhaupt nichts. Im Schatten, in der Sonne. Kinder. Sie hatte noch nie so viele Kinder gesehen. Sie spielten . Es war obszön.
    Auf einer Brücke hielt Greer den Wagen einen Augenblick lang an. Es war entsetzlich. Darunter befand sich Wasser. Rasch fließendes, grünliches Wasser. Sie konnte es hören.
    „Der Guadalupefluß“, sagte Greer. glücklich. „Sehen Sie die Kiesel auf dem Grund? Sehen Sie die Zypressen? Sehen Sie sich diese mächtigen Wurzeln an! Sie stehen schon seit Ewigkeiten hier.“
    Leute angelten am Fluß. Manche standen sogar richtiggehend darin . Das fließende Wasser wirbelte um ihre Beine.
    Ellyn schloß die Augen. Sie begannen erneut zu bluten.
    Greer fuhr wieder weiter. Ellyn öffnete die Augen nicht. Sie wollte nichts mehr sehen. Er bemerkte, daß die Graphitwände des Steinbruchs ein hübsches Bild boten, kam dann aber zu der Überzeugung, daß sie nicht in der Stimmung war, sich daran zu erfreuen.
    „Greer“, flüsterte sie.
    „Ja?“
    „Es ist entsetzlich. Ich hasse es alles.“
    „Danke“, sagte er. Er war verletzt.
    „Ich kann nichts dafür.“
    „Dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat“, gab er zu.
    „Tolle Sache“, sagte er.
    Ellyn war nun etwas ruhiger. Sie saß an einem Holztisch in Greers Haus. Ihr transportabler Herzschrittmacher arbeitete vorzüglich, und sie war selbst überrascht, daß sie Hunger hatte. Fleisch stieß sie ab, aber das Brot war frisch und feucht und köstlich. Sie trank Wasser anstatt Milch. Es schmeckte, als enthielte es Dinge .
    „Das hatten Sie erwartet, nicht wahr?“ fragte er. „Eine Art von Grundbewußtsein. Erdmenschen, die im Dreck wühlen. Arbeiter.“
    Ellyn suchte nach Worten. Sie betrachtete die Bilder an den Wänden: ein dunkler, kleiner
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