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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2
Autoren: H. J. Alpers
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nicht gebeten, das zu sein, was sie war, oder zu sein, wo sie war.
    Trotzdem nahm er Anteil. Es war ärgerlich.
    „Ich werde direkt zum Thema kommen“, sagte er.
    „Sie haben meine Zustimmung.“ Ironie? Vielleicht.
    „Ellyn, es ist nichts Persönliches. Ich hatte noch nie von Ihnen gehört, bevor Sie dieses Schiff verließen. Ich gebe zu, das war Teil meiner eigenen Ignoranz. Ich weiß, Sie müssen etwas Besonderes sein, gut in Ihrem Job. Ansonsten hätte man Sie nicht geschickt.“
    „Schon möglich“, sagte sie.
    „Es erfordert Mut, hierherzukommen. Ich weiß, für Sie muß es das Höllenloch des Universums sein. Aber manchmal müssen sie eben jemanden herunterschicken. Ein Surrogat wird da nicht genügen. Sie brauchen die Stimmen, sie brauchen die Kredite, sie brauchen unsere Unterstützung. Sie hat’s erwischt. Sie kamen. Sie erledigen den Job. Alles nur Politik. Warum können wir es nicht einfach dabei belassen?“
    „Das genügt nicht. Ich muß … Sie verstehen.“
    Greer stand auf und ging auf und ab. Auch das bohrte und nagte in ihm. Sie konnte sich nicht ohne größere Anstrengung bewegen. Es gab ihm einen Vorsprung. Es machte ihn kleiner als er tatsächlich war.
    „Sie müssen mich nicht verstehen. Was haben Sie vor – einen Seminarbericht zu verfassen? Augenblicklich stehen Sie verdammt schlecht da, herausgerissen aus Ihrem biologischen und kulturellen Element. Nochmals: Tut mir leid. Aber Sie sind stark. Sie werden überleben. Sie können zu Ihrem hübsch organisierten Kokon zurück kehren, und damit wird für Sie alles zu Ende sein. Ich bin kein Bestandteil Ihres Lebens. Sie haben bekommen, weswegen Sie gekommen sind.“
    „Behandeln Sie mich nicht wie ein Kind, Greer.“ Ihre Stimme klang schwach, fast wie ein Flüstern. „Weshalb sollte ich Sie bitten, mir zu erzählen, was ich ohnehin bereits weiß? Sie beantworten nicht meine Frage.“
    „Und die wäre?“
    „Einen Augenblick. Ich … suche nach dem … passenden Ausdruck.“ Sie verstummte. Die Stille dauerte lange genug, peinlich zu sein. „Greer, was springt für Sie bei dem Handel raus? Warum tun Sie das, was Sie tun?“
    Das brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht. Gewiß bestand doch keine Notwendigkeit, das Offensichtliche zu erklären? Hatte er ihre Intelligenz unterschätzt?
    Dann sprach er die Worte aus. „Der Raumer kommt hierher. Das sind Sie. Grandioses öffentliches Leid – das gemeinsame Band dramatisieren und das alles. Ich mobilisiere die Trupps. Wir machen eine Demonstration. Wir verschaffen Garcia ein wenig Munition – Stimmen. Niemand wird verletzt, das Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Beide Seiten profitieren davon. Wir zeigen der Legislative, daß wir eine gewisse Macht haben. Wir kriegen unseren Anteil vom Fundus. Unser Stück vom Kuchen. Verzeihung, unseren Teil der Action. Unser Bestechungsgeld.“
    „Das alles ist mir vertraut“, sagte Ellyn. Sie schloß verzweifelt die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah er noch mehr Blut. „Das kenne ich alles.“
    Dazu gab es nicht viel zu sagen, daher schwieg Greer. Sein Schweigen war peinlich. Er spürte ihre Verlegenheit. Nein, es war keine Verlegenheit.
    Ärger.
    Großer Gott, was erwartete sie von ihm? Eine Beichte?
    Sie bewegte sich in ihrem großen Stuhl. Dieser verdammte, erdgebundene Stuhl. Greer hatte Angst, sie könnte zusammenklappen.
    Er ging auf sie zu.
    Sandy Sandoval tauchte von irgendwoher auf. Er mußte mitgehört haben. Natürlich.
    „Wir gehen jetzt besser“, sagte er.
    Greer zögerte, dann wandte er sich ab. Er wollte nicht bleiben, oder?
    Gerade als er bei der Tür angekommen war, öffnete sie ihre blutunterlaufenen Augen.
    „Ich kann nicht zurück“, sagte Ellyn sehr, sehr leise. „Verstehen Sie das denn nicht? Ich kann nicht zurück .“
     
    Er sah sie einige Tage nicht wieder, obwohl sie beide in demselben Komplex des Innenministeriums untergebracht worden waren, ein wenig östlich vom Kapitol gelegen. Er hatte rechtliche Probleme, die er nicht ignorieren konnte. Sie war mit Ärzten und Reportern beschäftigt.
    Einmal unterhielt er sich mit ihr über das Haustelefon. Es war eine kurze Unterredung und außergewöhnlich unbefriedigend.
    Er betrachtete sie mehrmals über Tridi.
    Sie gab ein gutes Bild vor der Kamera ab. Sie war so gut – er konnte es kaum glauben, mit dem Wissen, das er besaß.
    Es war keineswegs ungewöhnlich, daß die Raummenschen Kondi tionen entwickelten, die eine Wiederanpassung an die Erdbedingungen
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