Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
pflegen und … Es gab eine große Auswahl an Fernsehaufzeichnungen, aber die Kontrollzentrale hatte es so eingerichtet, daß in vierundzwanzig Stunden nur drei Stunden lang ein solches Programm abgerufen werden konnte. Keiner sollte der Gefahr der Passivität zum Opfer fallen.
    Einzelne unter ihnen murrten, stritten sich, bildeten Grüppchen und lösten sie wieder auf, heirateten, ließen sich wieder scheiden oder gingen weniger verbindliche Beziehungen ein, setzten gelegentlich Kinder in die Welt und zogen sie auf, pflegten religiöse Zeremonien, lästerten, lernten, sehnten sich nach etwas, kurz, die meisten hatten Freude am Leben. Aber für einige, und unter ihnen waren vor allem die Begabtesten, war alles mehr oder weniger ein der Wirklichkeit angepaßtes Rollenspiel.
    Minamoto
     
    Die Dämmerung war über das Eis gekrochen und hatte jetzt die Felsen erreicht. Das Licht war zugleich düster und unangenehm, allerdings ausreichend hell, so daß Garcilaso die letzten für den Abstieg wichtigen Details erkennen konnte.
    Das Zischen des Motors hörte auf. Ein dumpfes Dröhnen ließ den Flugkörper erzittern, das von den Landebeinen allerdings sofort aufgefangen wurde. Es wurde ruhig. Die Mannschaft sprach einen Augenblick lang kein einziges Wort. Sie starrte hinaus auf Iapetus.
    Um sie herum lag totes, ödes Land wie fast überall im Sonnensystem. Eine im Halbdunkel liegende Ebene erstreckte sich in einer sichtbaren Krümmung dem Horizont zu, der aus mannshoher Sicht gerade drei Kilometer entfernt war. Von der etwas höheren Lage der Kabine aus konnte man weiter sehen, so weit, um sich dessen sicher sein zu können, daß man sich auf einer winzigen Kugel befand, die sich zwischen anderen Sternen bewegte. Der Boden war dünn mit kosmischem Staub und Geröll bedeckt. Hier und da erhoben sich kleinere Krater oder Aufschüttungen aus dem Gesteinsboden, die lange, messerscharfe, tiefschwarze Schatten warfen. Lichtreflexionen verringerten die Anzahl sichtbarer Sterne und verdunkelten den Himmel zu einer einzigen Nacht. Zwischen Zenit und Süden öffnete sich der wundervolle Ausblick auf eine Hälfte des Saturn und seine Ringe.
    Ebenso schön war der Ausblick auf den Gletscher – oder waren es mehrere? Keiner war sich darüber im klaren. Alles, was man von weitem ausmachen konnte, war die Tatsache, daß Iapetus im westlichen Ende seiner Kreisbahn hell aufleuchtete und zum östlichen Ende hin zunehmend düsterer wurde. Eine Seite war bedeckt mit einem weißlichen Material, die andere jedoch nicht. Die Verlängerung der Linie zwischen beiden Seiten führte knapp unterhalb an dem Planeten vorbei, dem Iapetus ewig zugewandt war. Die Voruntersuchungen, die von der Chronos durchgeführt worden waren, ergaben, daß die Oberflächenkruste dick war. Die Spektralanalyse kam zu verwirrenden Ergebnissen. Die Spektren waren von Ort zu Ort verschieden. Viel mehr konnte man nicht herausfinden.
    Jetzt blickten vier Menschen über die zerklüftete Leere wie über das Ende der Welt. Von Norden nach Süden erstreckten sich Wälle, Bergkämme, Türme, Schluchten, Spitzen, Klippen in Formen und Schattierungen einer unbegrenzten Phantasie. Von rechts warf der Saturn ein gelbliches, weiches Licht, aber es wurde fast verschluckt von den gleißenden Strahlen im Osten, wo die Sonne auf nahezu Sterngröße zusammengeschrumpft zu sein schien, aber dennoch, als sie ihren höchsten Punkt erreichte, zu intensiv aufflammte, um hineinschauen zu können. Silberne Strahlen explodierten in hellem Glanz, Licht zerbarst zu diamantenen Splittern, in kühle Blau- und Grüntöne. Vor den geblendeten, mit Tränen gefüllten Augen schien flimmernd und schwankend eine Traumoder Märchenlandschaft zu liegen. Aber trotz dieser zarten Feinheiten steckte doch hinter allem Kälte und Härte. Hier schienen auch die Frostriesen zu hausen.
    Broberg war die erste, die ein Wort aussprechen konnte. „Die Eisstadt.“
    „Phantastisch“, sagte Garcilaso; seine Stimme war ebenfalls gedämpft. „Mein Verstand könnte sich für immer dort unten verlieren. Ich hätte wohl nicht einmal etwas dagegen. Meine Höhle ist nichts, verglichen hiermit, nichts …“
    „Einen Augenblick“, unterbrach Danzig warnend.
    „Ja, natürlich. Zügle die Phantasie, bitte.“ Obwohl Scobie schnell und nüchtern reagierte, klang seine Stimme trockener als nötig. „Wir wissen durch den gefunkten Bericht der Gesteinsanalyse, daß die Bodenkruste, äh, mit der des Grand Canon vergleichbar ist.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher