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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Splittergruppe unter vielen gewesen. In den Nachrichtensendungen einer ganzen Periode wurden sie vielleicht mit einem halben Satz erwähnt.
    „Ist es denn so wichtig?“ Der Techniker war verwirrt. „Das heißt doch nicht, daß das Projekt gestoppt wird.“
    Sorrel blickte verzweifelt zur Decke empor. „Politiker sind leider noch verrückter, als sie es zu sein scheinen, Kir Bay. Wenn die Supremi die Blutsbandschaft übernehmen, dann werden sie nicht nur das Projekt vernichten, sondern auch Sie. Sie werden nicht nur für Ihren vorzeitigen Tod sorgen, sie werden auch Ihr Hirnblut verbrennen.“
    Nun war es Kir Bay, der erschreckt schluckte. „Ist das Ihr Ernst?“
    „Ja, haben Sie den Supremi denn noch nie richtig zugehört? Sie hassen die Menschen und alles, was mit ihnen zusammenhängt. Als technischer Leiter des Projektes sind Sie in ihren Augen ein Volksfeind.“
    Kir Bays Blütenblätter legten sich straff an den Leib. „Ich kann es einfach nicht glauben.“
    „Dann kommen Sie mit!“ Sorrel befragte Daisy, den Schiffscomputer, und ließ sich einen Ort nennen, wo man einen prominenten Supremiführer sprechen hören konnte.
    Als sie dort ankamen, stießen sie auf eine gewaltige Menge, die gebannt den aufhetzenden Worten des Fanatikers lauschte. Nur wenige Rosaner entdeckten Kir Bay und Sorrel, doch alle, die sie sahen, zogen sich von ihnen zurück, wobei sie verächtlich zischten.
    Bald hatte Kir Bay genug gesehen. „Sie hatten recht. Wir sind in großer Gefahr.“
    Sorrel zog ihn aus der Supremi-Höhle. „Zum Glück habe ich einige Vorkehrungen für diesen Fall getroffen – allerdings sind sie noch nicht abgeschlossen. Verdammt, ihr seid einfach zu hastig!“ Er seufzte. „Hören Sie zu! Vor einiger Zeit wurden einige Höhlen eigens für das UL-Projekt angelegt. Direkt nachdem sie fertig waren, habe ich die Sache unter Geheimhaltung gestellt, und nun bin ich der einzige, der weiß, wo sie sind.“ Er erklärte Kir Bay, wo er den engen Eingang finden konnte. „Schaffen Sie so viele Leute dorthin wie Sie können, aber tun Sie es in aller Stille.“
    „Wie steht es mit Ihnen?“
    „Ich habe eine Verabredung mit einem Blutwart. Ich werde mich später wieder mit Ihnen treffen.“ Sorrel drängte ihn zum Wagen, dann rannte er zur anderen Seite in Richtung Blutwacht davon.
    Es gab noch einen Blutwart, der an das UL-Projekt glaubte. Die Blutlinie dieses Blutwartes hatte Sorrel von Anfang an behütet und geschützt vor dem Menschenhaß, der sich jetzt explosionsartig in der rosanischen Kultur ausbreitete. Mit dem gegenwärtigen Mitglied dieser Blutlinie hatte Sorrel bereits zu Beginn der Nachtperiode gesprochen. Allerdings hatten sie nicht über die Gefahren geredet, die aus einer Supremi-Herrschaft entstehen konnten. Sorrel hatte die Hoffnung, daß sie es gemeinsam vermochten, eine Taktik auszuarbeiten, mit der sie die Blutlinie, die sie so mühsam aufgebaut hatten, schützen konnten.
    Während er lief, lauschte Sorrel Daisys Übersetzung der letzten rosanischen Nachrichtungssendung. Mit wachsender Sorge hörte er, daß sich Kir Bay geirrt hatte: Es blieben ihnen nicht mehr viele Stunden bis zur Machtübernahme der Supremi. Revolutionäre Umwälzungen waren im Gange, und die Wahl zur neuen Blutsbandschaft wurde unprogrammgemäß vorgezogen.
    Keuchend lehnte sich Sorrel gegen die Tunnelwand. Er wünschte, er hätte gelernt, wie man einen rosanischen Wagen bediente, obwohl es Wahnsinn war, wenn ein Mensch versuch te, durch die Tunnel zu fahren – für den rosanischen Verkehr wa ren menschliche Reflexe einfach nicht schnell genug.
    Bald mußte er sich eingestehen, daß er es nicht mehr rechtzeitig bis zur Blutwacht schaffen würde, daher unterbrach er Daisys Vortrag in der tragbaren Sprechverbindung. „Daisy, kannst du mir irgendwie einen direkten Kanal zur Blutwacht schalten? Ich muß mit Mai Toam Let Call sprechen!“
    Sorrel hörte mit, wie Daisy mehrere Versuche unternahm, sich in das rosanische Kommunikationsnetz einzuschalten. Endlich war er mit der Blutwacht verbunden, und Mai Toam antwortete. „Gott sei Dank sind Sie da!“ rief Sorrel aus. „Ich fürchte, wir werden großen Ärger bekommen.“
    „Ja.“ Die Stimme des Rosaners klang sehr ernst. „Das scheint mir auch so.“
    „Hören Sie zu!“ murmelte Sorrel. „Ist es möglich … äh, kann man die Kennschilder auf den Hirnblutbehältern vertauschen?“
    Mai Toam hüstelte höflich. „Das ist über alle Maßen ungesetzlich, Mensch
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