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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
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niemand persönlich ansprechen durfte. Jegliche Kommunikation hatte über seinen Assistenten zu laufen.
    »Es ist nicht so, dass ich kein Feedback von euch will«, hatte er versichert. »Das ist euer Baby, und wir müssen zusammenarbeiten. Aber ich muss mich einfach konzentrieren, versteht ihr? Ich kann immer nur einer Stimme zuhören.«
    Aber irgendwann mittendrin, wahrscheinlich etwa zu dem Zeitpunkt, als Dermot der Nervöse das Casting an sich gerissen hatte, hatte Rosen das Interesse verloren. Vicky hatte langsam das Gefühl, die einzige Stimme, der er noch zuhörte, war seine eigene, und die sagte ihm offensichtlich: Sack das Geld ein und dann weg hier .
    Sie hatte die Probleme immer wieder gegenüber Dylan angesprochen. Die Statistin, die genau in die Kamera sah. Gregs total übertriebene Darbietung. Dass Rosen eigentlich in jeder Einstellung auch Nahaufnahmen machen sollte, damit sie hinterher eine größere Auswahl an Bildmaterial hatten, es aber einfach nicht tat.
    Dylan lächelte jedes Mal, nickte und sagte sehr oft »versteh ich«, aber es passierte nie etwas. Das hier würde kein schlechter Spot werden, dafür war Rosen zu egoistisch, aber er würde durchschnittlich werden, und das war noch schlimmer.
    Vicky entdeckte Dylan am Zaun neben dem Feld. Er hatte eine Zeitschrift auf den Boden gelegt, damit seine Schuhe nicht dreckig wurden. Er stand auf einem Foto von Jessica Alba im Bikini und telefonierte. Ein Dutzend Kühe stand vor dem Elektrozaun und betrachtete ihn interessiert.
    »Nicht wirklich, oder?«, sagte Dylan gerade. »Ist nicht wahr. Ehrlich? Ist nicht wahr!«
    Vicky zupfte ihn am Ärmel. »Dylan, sorry, kann ich kurz stören?«, flüsterte sie. »Ben muss die letzte Szene noch mal drehen.«
    Er hielt den »Einen Moment noch«-Finger hoch. »Du verarschst mich doch!«, sagte er in sein Handy. »Ist nicht wahr!«
    Vicky stand neben den Kühen und wartete, dass er fertig würde. Sie hätte jetzt wirklich einen Drink gebrauchen können, aber Ant hatte gesagt, er würde nie wieder mit ihr reden, falls sie am Set Alkohol trinken sollte, und da sie die Einzige war, mit der er überhaupt redete, hätte sie ihm damit das Leben verpfuscht.
    Dylan brauchte fünf Minuten, um sein Telefonat zu beenden. Vicky wusste, dass die Kamera mittlerweile vom Kamerawagen montiert und die Schienen auseinandergenommen wären und Rosen schon die nächste Szene vorbereitete. Es war zu spät. Wieder mal.
    Greg stand mit ausgestreckten Armen da, und die Garderobiere band ihm die Flügel um.
    »Das letzte Mal«, sagte sie. »Du bist bestimmt froh, diese verdammten Flügel bald los zu sein.«
    In Wahrheit trennte er sich nur ungern davon. Es hatte Spaß gemacht, einen Engel zu spielen. Schauspieler zu sein hatte seine Vor- und Nachteile. Fünfundzwanzigtausend Euro dafür zu bekommen, dass man in einem Lendenschurz herumspazierte und sich von einem Haufen heißer Frauen anhimmeln ließ, gehörte definitiv zu den Vorteilen.
    Er hatte gehofft, sie würden ihn richtig fliegen lassen, aber das gab das Budget anscheinend nicht her, deshalb endete der Spot damit, dass er in einem Heißluftballon in den Sonnenuntergang entschwebte und die Frauen ihm von unten nachwinkten.
    Tony, der Regieassistent, fuhr ihn mit einem Quad quer über das Feld. Er gab ihm ein Paar Hausschuhe, damit seine Füße auf der Fahrt nicht schlammig würden.
    Als sie beim Ballon ankamen, erkannte Greg den Mann, mit dem sich Ben Rosen gerade unterhielt. Es war das Arschloch, mit dem Saffy zusammen gewesen war. Greg hatte ihn nur einmal gesehen, wie er auf dem Supermarktparkplatz neben ihr gestanden und sie umarmt hatte, aber er vergaß keine Gesichter. Schon gar keine mit so schiefen Nasen und zusammengewachsenen Augenbrauen.
    »Und wenn wir ›Action‹ rufen«, sagte Rosen, »duckst du dich bitte in den Korb, Joe, damit wir nur Greg im Bild haben. Es ist nicht schlimm, wenn du nicht ganz aus dem Bild bist, das können wir später noch wegretuschieren, aber je weniger von dir zu sehen ist, desto besser.«
    »Finde ich auch!«, sagte Greg und stieg vom Quad.
    Der Regieassistent nahm ihm die Decke von den Schultern. Dann stand Greg da, warf sich in die Brust und sah an Joe hinauf und wieder hinunter. Mehr hinauf als hinunter, wenn man’s genau nahm. Dieser Typ war bestimmt eins neunzig. Hätte er doch nur Stiefel an und keine Hausschuhe.
    »Greg, das ist Joe«, sagte Ben Rosen. »Joe fährt den Ballon. Du bist in sicheren Händen. Soll einer der besten
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