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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar
Autoren: Christopher Coake
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und gar.
    »Mark«, sagte Sam, immer noch errötend. »Bist du auch glücklich? Sag mir, dass du es bist.«
    Mark schluckte hart. »Schon.«
    »Ich mag Allison.« Sein Vater fing seinen Blick ein. »Sie ist genau die Richtige für dich.«
    Die Erleichterung, auch jetzt wieder. »Danke, Dad.«
    »Bring sie bald mal wieder her. Ja? Und dann … gehen wir mit Helen essen.«
    Mark hob seinen Kaffeebecher, sein Vater ebenfalls, und sie stießen an.
    Dann schwiegen sie. Mark sah um sich, auf die schwatzenden Studenten, die alle so unsagbar jung waren. Er beobachtete ein Pärchen ein paar Tische entfernt; die beiden schälten sich aus ihren nassen Mänteln und hörten dabei keine Sekunde auf, sich anzulächeln. Das Mädchen – die Frau – war eine schlanke, aparte Blondine, glückstrahlend hinter ihrer regenbespritzten Brille. Der Junge neben ihr war krumm und spindeldürr, ein Blinzler, der seine Hand immerzu an ihrem Ellbogen hatte. Als könnte sie, wenn er sie nicht mehr berührte, plötzlich verschwunden sein.
    Mark mochte nicht hinsehen. Er wandte sich wieder zu seinem Vater um – doch der starrte aus dem Fenster, seinen Kaffeebecher auf halber Höhe zwischen Tisch und Mund, ein selbstvergessenes Lächeln um die Lippen.
    Sam nahm sich den Rest des Nachmittags frei und fuhr Mark ins nahe gelegene Broad Ripple zu dem Laden einer Freundin von Helen, die mit antikem und gebrauchtem Schmuck handelte. Sam wartete an der Tür, die Hände in den Manteltaschen, während Helens Freundin, eine kleine, mollige Frau mit langen graumelierten Rattenschwänzen und einem spitzbübischen Lächeln, Mark Schubfach um Schubfach voller Ringe zeigte. Sein Vater hatte Mark gut beraten – Allie wäre hin und weg gewesen von dem Laden und von seiner Besitzerin auch. »Wissen Sie Allisons Ringgröße?«, fragte sie ihn. Mark schüttelte den Kopf. »Macht nichts«, sagte sie. »Das lässt sich anpassen. Hauptsache, der Ring ist der richtige.«
    Schließlich entdeckte er ihn: einen kleinen Saphir in einer Fassung aus Platin. Beide Farben passten zu Allie; ihr Äußeres war so winterlich, wie ihr Herz sommerlich war.
    Der Ring war elegant, dezent, nicht zu teuer, aber alles andere als billig. Er reichte der Frau seine Kreditkarte; das Augenzwinkern, mit dem sie sie nahm, erinnerte ihn an die Zeit vor seiner Hochzeit mit Chloe – an diese verschwörerische Art, mit der ihnen damals alle begegnet waren, als träten sie einer Sekte bei: Bald gehört auch ihr zu den Eingeweihten …
    Als sie wieder im Auto saßen, rang sich Mark eine letzte Frage ab: »Ob Mom Allie wohl gemocht hätte?«
    Sein Vater ließ den Gurt einrasten. Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. »Natürlich. Sie hätten ständig irgendwas zu kichern gehabt. Und deine Mutter hätte sie zum Euchre-Spielen verdonnert.« Er legte die Hand auf Marks Knie und schüttelte es hin und her. »Mark. Alles ist gut. Wir vertrauen dir.«
    Wir.
    Mark kam erst nach Hause, als es schon längst dunkel war, aber zum Glück war Allison noch nicht da. Er duschte und steckte den Ring in die Tasche seiner Jeans. Während er auf sie wartete, klappte er sein Handy auf. Jemand hatte angerufen, als er im Bad war, eine Nummer, die er nicht kannte.
    Urplötzlich spielten seine Nerven verrückt, Säure füllte seinen Mund, er lief rasch nach oben und putzte sich noch einmal die Zähne, spülte mit Mundwasser nach. Er klopfte sich auf den Schenkel; der Ring war noch da. Dann zog er den Vorhang am oberen Flurfenster zur Seite, um auf die Straße sehen zu können, und wählte seine Mailbox an.
    Eine Nachricht war darauf. Eine Frauenstimme, hoch, befangen. »Ähm … Mr Fife? Ich müsste Sie dringend sprechen. Mein Name ist Connie Pelham. Ich habe … ich müsste etwas mit Ihnen besprechen. Es ist wirklich sehr wichtig. Meine Nummer ist …«
    Sie gab sie an, klar und deutlich, aber ihre Stimme zitterte, als wäre sie den Tränen nahe. Im Hintergrund meinte Mark eine Kinderstimme zu hören. Dann ein langes Schweigen. Vielleicht holte sie Atem. »Bitte rufen Sie mich an«, sagte die Frau.
    Zum Löschen der Nachricht, drücken Sie bitte die Sieben. Zum Speichern die Neun.
    Verwirrt drückte er die Neun. Die Frau klang nicht so, als würde sie geschäftlich etwas von ihm wollen – und seine Kunden riefen auch nie so spät abends an, schon gar nicht freitags. Sie hatte aufgeregt geklungen …
    Er sah wieder die Fremde vor sich, die durch das Fenster des Coffee Shops zu ihm hereingestarrt hatte. Die voller Angst
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