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An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
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– diese Zombies hier starren so böse.“ Er versuchte, das möglichst cool zu sagen, aber das Flackern seiner Augen verriet ihn.
    „Man kann Schwierigkeiten auch herbeireden, weißt du“, entgegnete Lara seelenruhig, und ihre kräftige Hand fuhr an den edelsteinbesetzten Griff ihres Schwertes. „Aber selbst wenn …“ Sie ließ den Satz in beredter Weise unvollendet.
    Varian starrte auf die altertümliche Waffe und wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte. „Du spinnst!“, stöhnte er. „Die reißen dich in Stücke! Uns!“
    „Ich muss dem Jungen recht geben!“, sagte THE MASTER streng und ziemlich laut.
    Lara lachte nur. „Was wollt ihr – das ist meine ursprüngliche Bestimmung. So wie es die deine war, mit windigen Chip-Betrügereien dich und deine Frau zu ernähren und in den Tag hineinzuleben, mein Kleiner.“
    Rote Flecken des Zornes erschienen auf Varians Gesicht.
    „Ich habe immerhin auch den Zug geknackt!“, schrie er. „Und außerdem …!“
    „Geschenkt“, unterbrach Lara, „mein MASTER und ich wissen alles über dich, schon vergessen? SIE nennt dich Rotzjunge und Schmeißfliege. Kaum zu glauben, dass sie dich angefasst hat.“
    „Sie hat mir eine runtergehauen, verdammt!“, entfuhr es Varian. Auf einmal erkannte er, dass sie ihn reizen wollte, aus einem ganz bestimmten Grund, und das reizte ihn noch mehr. Sie hatten sich inzwischen dem Eingang zum Obelisken stark angenähert. Als zwei amtliche Türsteher auf sie eindrangen und Lara geschmeidig auswich, stieß Varian beide Angreifer zu Boden, adrenalinberauscht.
    STURM AUF DIE NADEL VON DUNKLEM GESTEIN!
    Lara zog ihr Schwert, sprang zur Drehtür und presste ihre linke Handfläche gegen den Codeleser in Höhe der Klinke. Es gab eine heftige, jadegrüne Entladung, und die Tür begann sich summend zu drehen. Varian war jetzt dicht hinter Lara, und sie wurden beide hineingedreht. Hinein in das AMT.
     
    *
     
    Dymekon, der Uralte, einer der Gründer des LABORs, stützte sich höchst altmodisch auf einen silbernen Krückstock, und das, obwohl er auch sturzverhütende intelligente Schuhe trug, speziell für die Laborgründer entwickelt.
    „Ich übernehme die ganze verfahrene Geschichte jetzt, Eric“, verkündete Dymekon scharf und ohne Umschweife. „Du hast genug angerichtet.“
    „Ja, aber …“, stammelte Eric, vor dem vernichtenden Blick des Alten zusehends schrumpfend, bis er, der sich bis jetzt so mächtig gefühlt hatte, zu einem Nichts wurde, einem Nichts mit hängendem Schnurrbart, in dessen Ohren das höhnische Miauen einer Phantomkatze widerhallte.
    „Komm, mein Junge.“ Sujetta war es, die Eric pseudo-mütterlich am Arm packte und ihn mit sich zog, eisern bei ihm eingehakt; sie gingen in Richtung Treppenhaus, während Dymekon seinen Stock gegen den Knopf des Lastenaufzuges drückte, woraufhin sich dessen Türen wieder öffneten.
    Das letzte, was Eric von ihm sah, als er verstohlen über die Schulter zurückblickte, war, dass der Uralte den Aufzug betrat – ohne Zweifel, um bis in die unterirdischen Räume hinabzufahren.
     
    *
     
    B.C. wollte standhaft bleiben, aber als schwere Schritte sich ihrer Zellentür näherten, packte die Angst sie wie mit Eisenklauen. Eric? Oder – ein anderer? Ihr Atem stockte, als sie das Klongk-Klack eines Krückstockes zu hören glaubte. Jener wilde Überlebensdrang, der sich in ihr ausgebildet hatte in den langen harten Jahren des Kampfes in der Augenwelt, setzte sich durch und erzwang einen Reflex, dem sich ihr misshandelter und geschwächter Körper nicht länger widersetzen konnte.
    Ihr Schweigen zerbrach mit der Gewalt eines Urknalls.
    B.C. schrie auf.
     
    *
     
    Casimiria erbebte, als sie B.C. schreien hörte, und sie zog sich mit den Armen mühsam in die hinterste Ecke des kahlen leeren Raumes zurück, weil kurz nach dem Schrei ihre Tür einen Spalt weit geöffnet wurde – was werden sie mir nun antun? – aber ihr würgendes Grauen löste sich in purer Freude auf, denn herein kam eine wunderschöne Katze, rotbraun, buschiger Schwanz, kluge grüne Augen, dichte silbrige Schnurrhaare. Zielbewusst lief das Tier auf sie zu und schmiegte sich schnurrend an sie.
    Die Tür ging wieder zu.
     
    *
     
    Hart prallte ihr Schrei gegen die Zellenwände, füllte dröhnend ihr eigenes Ohr. Alles umsonst. Habe meine Kraft verschwendet … sinnlos geschrien …
    Schwarze Nebel durchzogen ihr Hirn.
    Ich bin …
     
    *
     
    Ja, genau das ist die Katze, die ich mir immer gewünscht habe.
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