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An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
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ihre unteren Rippen traf. Zwei davon brachen. Das knacksende Geräusch. War. Entsetzlich.
    „SIE! SIE … SIE HAT MICH TAUB GEMACHT!“, heulte der Amtmann namens Clivius.
    Wie ein dröhnender Gong hallten seine Worte durch B.C.s Schädel. Und auf einmal begriff sie.
    Alles.
    Was mit diesem seuchenartigen Phänomen zusammenhing.
    Sie versuchte, dem nächsten Schlag auszuweichen, doch die eisernen Griffe ihrer Bewacher ließen das nicht zu. Endlich hielt man wenigstens den schreienden Irren zurück, aber seine jähe Brutalität pflanzte sich fort wie ein besonders ansteckendes Virus; zwei andere Amtsleute schleppten B.C. zu einem Elektroauto, stießen sie hinein und fesselten ihre Hände mit Plastikriemen auf den Rücken, wobei sie ihr den linken Arm ausrenkten.
    B.C. biss die Zähne zusammen. Die – Schwingungen! Das Gift der Grausamkeit … unwahrscheinlich, dass Eric das befohlen hat. Muss an dieser Seuche liegen …
    Ihre Gedanken rissen ab vor lauter Schmerz, in ihren Ohren tobte ein weißglühendes Inferno.
    An jenem Ort, der ihr immer die größte Furcht eingeflößt hatte, folgten weitere Misshandlungen. Irgendwann erbrach sie große Mengen schwarzer Flüssigkeit, lautlos aber effektiv.
    Bellende Fragen. „LOS! REDE! DEIN CHIP IST GEFÄLSCHT, CURRER! WER BIST DU? WIE KAMST DU HIERHER? WIE KONNTEST DU PLÖTZLICH AUFTAUCHEN?“
    Als sie sich erbrach, glaubten die Amtsleute, ihr stummer Widerstand würde in Stücke fallen, und man lachte sie aus und beschimpfte sie, aber in Wirklichkeit hatte die Magenentleerung B.C. gestärkt. Ein Trick aus ihrer Laborzeit (dank Nika!) – ihr Schweigen wurde jetzt noch undurchdringlicher.
    Knüppelschläge prasselten auf ihren Körper nieder; wenigstens saß ihre Brille perfekt, unverrückbar, schützte ihre Augen, unzerbrechlich, und niemand versuchte, sie ihr abzunehmen. An ihren Ringen zerrte man, aber die saßen noch fester.
    „Wieso schreit sie nicht?“
    Eine Amtsfrau starrte auf ihren Taschencomputer. „Sie hat Stimmbänder. Sie MÜSSTE schreien.“
    „WAS?“, brüllte ihr Kollege und hielt eine Hand hinter das Ohr. Nackte Panik verzerrte sein Gesicht, ehe er schon wieder seinen Schlagstock schwang. B.C. schwieg. Ihre Peiniger wurden außerordentlich nervös und hörten endlich auf, sie zu prügeln.
     
    Aber nun war es zu spät. B.C.s empathische Blockade war total durchlässig geworden, nahezu atomisiert, und die furchtbaren grellen Empfindungen, von denen diese armen Amtsmenschen heimgesucht wurden, tobten wie Dämonen durch sie hindurch.
    Aber sie würde – nicht – schreien. Nein. Nein. NIEMALS. Um keinen Preis.
     

Abschnitt 14
     
    „Erfahrungen sammeln macht immer Spaß“, murmelte Lara, indem sie sich von Varian löste, „ganz gleich was sie kosten. Auf allen Ebenen.“
    „Gut, aber übertreib es nicht. Pass auf ihn auf“, sagte THE MASTER. „Ich habe alles an Informationen, was wir brauchen. Ein wirkliches Glück, dass wir den hier getroffen haben. SIE hatte körperlichen Kontakt mit ihm. Wir müssen sofort zu dem so genannten AMT.“
    „Du meinst, SIE ist eingekerkert worden?“, stieß Lara hervor. „Durch unsere Schuld?“ Zerstreut fasste sie nach Varians Arm.
    „So sieht es aus.“
    „Äh, ich will ja nicht stören, aber könntest du mir VIELLEICHT erklären, was hier vorgeht?“, fragte Varian verärgert; gleich darauf rief er empört: „Heeeh … was soll das? Du tust mir weh?“
    Anscheinend ohne es recht zu merken, hatte sie ihm den Arm umgedreht.
    „Oh. Tut mir leid. Alte Gewohnheit aus Ebene 3.“ Lara lockerte ihren Griff. „So hab ich meinen ersten Golem besiegt, ohne ihn töten zu müssen.“
    Varian starrte sie entgeistert an.
    „Wir müssen SIE schnellstens retten. Soweit ich das verstanden habe, kommt man am besten durch reine Konzentration hier weg. Weil der Zeitzug durch uns zusammenzubrechen drohte, nahm SIE einen ‚kalten‘ Absprung in Kauf. Du kommst immer in jene Zeit, die du in dir fühlst. Ist ein unglaubliches Ding, diese Raumzeitmaschine.“ Die weiteren MASTER-Informationen formten sich direkt in Laras Bewusstsein, meta-verbal, und sie dachte: Wir sind wohl doch schon so etwas wie ein Team geworden. Liegt sicher vor allem an der drängenden Furcht, unseren Auftrag zu verpatzen.
    Zu Varian gewandt erklärte sie. „Hör zu, Kleiner, mein MASTER hier“, sie tippte auf den seifengrünen Stein in ihrer Handfläche, „hat dich gründlich angezapft. Da ist ein Wesen, das dir nahesteht. Dein etwas grobgestricktes
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