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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert
Autoren: Gord Rollo
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Zwei Millionen für Ihren rechten Arm. Wenn Sie mir nur kurz zuhören, ist es nicht annähernd so unheimlich, wie es klingt. Nathan Marshall ist kein verrückter Wissenschaftler aus einem schlechten Film, der, wie Sie es so fantasievoll ausdrücken, kranke Experimente durchführt. Um Himmels willen, er ist ein hoch angesehener medizinischer Forscher und Neurochirurg. Was haben Sie gedacht, dass er tun würde? Ihren Arm mit einer Axt abhacken, während ich Sie festhalte?«
    Wie aus weiter Ferne hörte ich mich sagen: »Ich bin nicht sicher ...« Allerdings fühlte sich mein Gehirn losgelöst von meinem Mund an; es trieb in einer Vision, in der ich mich gemütlich auf einer sattgrünen Wiese aalte und mich auf einem Bett aus zwei Millionen Ein-Dollar-Grashalmen entspannte.
    Es war seltsam, wirklich sonderbar, und Tagträume sahen mir überhaupt nicht ähnlich. Drake redete wieder mit mir.
    »Was?«, fragte ich nach.
    »Ich sagte, kommen Sie zurück in die Limousine und lassen Sie mich erklären, wie genau das Ganze vonstattengehen würde. Genehmigen Sie sich noch einen Drink, hören Sie sich alles an und treffen Sie dann Ihre Entscheidung. Zumindest können wir Sie zurück nach Hause fahren.«
    Ich brauchte keine Fahrt zurück nach Hause. Was ich brauchte, war der Wille, so schnell abzuhauen, wie mich die Beine tragen konnten, aber meine verfluchten Füße traten stattdessen einige Schritte auf die offene Autotür zu.
    Tu’s nicht, Mike , mahnte mich meine praktische Seite. Sei kein Narr. Nimm das Geld, das du bereits eingesackt hast, und such das Weite. Lass es dir mit Blue J gutgehen, wie du es vorhattest, und vergiss dieses wahnwitzige Angebot. Er redet davon, dir den Arm abzuschneiden, deinen gottverdammten Arm, Mann! Wach auf und verdrück dich!
    Aber he, Fox, denk doch mal an all das Geld , schoss der gierige Teil meines Gewissens zurück. Denk an alles, was du mit so viel Knete haben könntest, nicht zuletzt, dass deine Tochter dich vielleicht wieder lieben würde. Die Möglichkeiten, Fox – denk an die Möglichkeiten!
    Und das tat ich.
    Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Ganz gleich, wie angestrengt ich es versuchte, und ganz gleich, wie beschissen sich das Szenario anhörte, ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie viel Geld auf dem Spiel stand.
    Visionen von großen Häusern, kobaltblauen Swimmingpools, Tennisplätzen, Luxusautos, Ferien in Europa und wunderschönen, langbeinigen Frauen zogen vor meinem geistigen Auge vorbei. Bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte, kletterte ich zum zweiten Mal auf den Rücksitz der Limousine und ließ mir ein weiteres Glas Single Malt Scotch reichen.
    Drake klopfte gegen die Trennscheibe, und der Fahrer brachte uns wieder auf den Weg. »Guter Mann«, beglückwünschte er mich. »Und nun lassen Sie mich die Sache richtig erklären, damit Sie nicht mehr so schockierend wirkt. Es ist richtig, dass Dr. Marshall ihren rechten Arm entfernen möchte, allerdings wird er ihn nicht einfach abhacken. Wie ich schon sagte, er ist ein Chirurg von Weltruf. Derzeit arbeitet er an der Regeneration beschädigter Nerven. Fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten, denn davon habe ich keine Ahnung. Ich kann nur sagen, dass er bereits vor geraumer Zeit mit seiner Forschung so weit fortgeschritten ist, wie er es mit Tierversuchen und Computersimulationen konnte. Nun muss er seine modernen Theorien an lebendigen Menschen testen. Natürlich würde die Gemeinschaft der Mediziner so etwas nie gestatten, was der Grund dafür ist, weshalb Dr. Marshall seine Forschung selbst finanziert. Auch wenn das ungern gesehen werden mag, wird es dadurch nicht illegal. Sie haben jedes Recht, Ihren Arm der medizinischen Forschung zu spenden, und er hat jedes Recht, Sie für Ihre Unannehmlichkeiten zu entschädigen. Das wird ständig gemacht. Im ganzen Land verkaufen Menschen einen Teil ihrer Leber oder eine Niere und bekommen dafür Geld. Warum also nicht Sie?«
    Ich saß stocksteif da, nippte nicht einmal an meinem sündteuren Scotch. Ich kannte die Geschichten über Leute, die ihre Nieren für gutes Geld verkauften, hatte aber nie richtig darüber nachgedacht. Diese Geschichte hier unterschied sich nicht besonders davon, oder? Ich war zwar nicht restlos davon überzeugt, dass es legal war, aber wen kümmerte das schon? Dr. Marshall würde die Polizei nicht anrufen, um mich zu melden, soviel stand fest. Und bis es jemand anderer herausfände, falls überhaupt, hätten sich Arlene und ich längst
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