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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Rechtschaffenheitsanspruch geschlagen, daß er sich gegen derartige Vorwürfe nicht wehren konnte. Min Donner hätte Hashi Lebwohls Anwürfen getrotzt, um ihm Antworten auf ihre Fragen zu entlocken; ihr Sicherheitschef indessen war zu dergleichen außerstande.
    »Ihre Beschwerde ist berechtigt, Direktor Lebwohl«, preßte er einen Moment später durch die Zähne. »Wenn Sie mir eine Rüge erteilen möchten, habe ich dem nichts entgegenzusetzen.«
    Mit schroffen Gebärden ließ er den Sesselgurt aufschnappen und schwebte zu seinem vorherigen G-Andrucksessel zurück.
    Ach, eine Rüge, du meine Güte, dachte Hashi, während der Sicherheitschef seinen Rückzieher vollführte. Nichts liegt mir ferner. Die Lage ist schlimm genug. Wir stecken in einem Dilemma, dessen Entstehung schon an sich für uns alle eine Rüge bedeutet.
    Seine Ehrlichkeit mit sich selbst nötigte ihn zu dem Eingeständnis, daß es ihm Vergnügen bereitet hatte, mit Sicherheitschef Mandich zu schimpfen.
    Koina Hannish sah Hashi an. Ernst und insgeheime Spekulationen trübten ihren Blick. »Sind Sie nicht ein bißchen ungerecht, Direktor Lebwohl?« fragte sie leicht schnippisch. »Nicht einmal ein ›Bürschchen‹ wie Kadett Crender hätte gestutzt, wäre ihm erklärt worden, wonach Sie Ausschau halten.«
    Wie um ihr zu zeigen, daß sein Gleichmut wiederhergestellt war, spreizte Hashi Lebwohl die Hände. »Meine liebe Koina, haben Sie jemals Heisenberg gelesen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Schade.« In Erwartung der Ankunft des Shuttles am VMKP-HQ rückte sich Lebwohl im G-Andrucksessel zurecht. »Sonst wäre Ihnen nämlich klar, daß ich unmöglich wissen konnte, nach was ich Ausschau halte.«
    Diese Antwort kam der Wahrheit so nahe, wie man es sich von einer Auskunft Hashi Lebwohls nur versprechen konnte.
    Sobald Triebwerke und Systeme des Shuttles abgeschaltet waren, man das Tor der Parkbucht geschlossen hatte und Atemluft einpumpte, begrüßte am Dock Lane Harbinger den DA-Direktor.
    Auf Suka Bator hatte er persönlich die wichtige Verrichtung überwacht, die Überreste Imposs’ alias Alts in einen keimfreien, luftdicht versiegelbaren Leichensack zu packen und sie in den Frachtraum des Shuttles zu laden. Nun wachte er gleichfalls über die Auslieferung des Leichensacks in Lane Harbingers Gewahrsam.
    Schon beim ersten Blick in den Korridor, in dem der Kaze detonierte, hatte Lebwohl erkannt, daß längst zu viele Leute zuviel an Beweisen zertrampelt hatten und der Flur als solcher ein entschieden zu großer Raum war, als daß Lane Harbinger die Art von peinlich genauer Untersuchung möglich gewesen wäre, der sie Godsen Friks Büro unterzogen hatte. Notgedrungen mußte Hashi sein Verlangen einschränken, aus mikroskopischen Gefilden Indizien zu gewinnen, es vom Umfeld des Toten auf den Leichnam Imposs’ alias Alts richten, aufs zerfetzte Gewebe und die Blutspritzer. Die Leiche hatte man mit einer sterilisierten Schaufel in den Leichensack gefüllt. Zusätzlich jedoch war auf Hashi Lebwohls Beharren jedes Tröpfchen und jedes Fleckchen Blut, die er hatte finden können, mit einem Werkzeuglaser aus dem Beton geschnitten und dem Inhalt des Leichensacks hinzugefügt worden.
    Er hoffte inständig, daß diese Reste Lane Harbinger dazu befähigten, die Antworten zu entdecken, die er haben mußte.
    Nein, nicht die Antworten: die Beweise. Die Antworten kannte er schon.
    Aus Lane Harbingers Mund hing eine Nik und qualmte, als sie sich vor dem Frachtraum des Shuttles zu Lebwohl gesellte. Ihre Augen glitzerten wie Glimmerschiefer, ein Anzeichen dafür, daß sich in ihrem Körper ein Hype- und Stimulanzienpegel angesammelt hatte, der jeden, dessen Stoffwechsel daran nicht gewöhnt war, in die Horizontale befördert hätte. Ihre Finger zuckten in den Taschen des Laborkittels, als ob sie einer imaginären Tastatur Daten eintippte. »Sind Sie sicher«, fragte sie mit vor Anspannung heiserer Stimme, während man den Leichensack für den Transport zu ihrem in der Abteilung Datenakquisition befindlichen Laboratorium auf eine Bahre umlud, »was seine Identität betrifft?«
    »Meine liebe Lane, ich bitte Sie«, entgegnete Hashi Lebwohl im Tonfall einer gelinden Schelte. Sie wußte so genau wie seine gesamte übrige Mitarbeiterschaft, daß er sich hinsichtlich einer Identitätsfrage höchstwahrscheinlich nie irrte.
    Harbinger hob die Schultern, als befiele sie ein Krampf. »War bloß ’ne Frage. Wenn Sie recht haben, erleichtert’s meine Aufgabe.«
    Auf jeden Fall
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