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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter
Autoren: Stephen R. Donaldson
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VMK-Generaldirektor zu der Beurteilung gelangte, daß Lebwohl keine Bedrohung mehr verkörperte.
    Dieser Ausblick störte Hashi nicht. Er konnte mit weitgehender Richtigkeit von sich behaupten, vor dem Drachen in keiner herkömmlichen Hinsicht Furcht zu haben. Die Möglichkeit intellektuellen Unterlegenseins verursachte ihm erheblich mehr Unruhe als eine bloß physische Gefährdung seiner Person.
    Nachdem die Modifikationssperren installiert waren, nutzte er seine auf die Rot-Priorität gestützte Autorität aus, um die vollständigsten Dossiers sowohl über Clay Imposs wie auch Nathan Alt zusammenzustellen, zu denen ihm die DA-Datenverwaltung, die per Mikrowellenfunk mit dem EKRK-Schutzdienst und dem Anodynum-Systemewerk in Kontakt stand, verhelfen konnte.
    Gerade als er damit fertig war, erreichte ihn Warden Dios’ Mitteilung.
    Seit dem Anlegen des Shuttles war über eine Stunde vergangen; mehrere Stunden lag inzwischen die Kaze-Detonation zurück. Anscheinend hatte der Vorfall Dios in keinem nennenswerten Umfang überrascht.
    Das war gut und schlecht; besser und schlechter als erwartet. Der Aufschub hatte es Hashi erlaubt, seine unmittelbar erforderlichen Ermittlungen abzuschließen. Eine längere Verzögerung könnte es allerdings eventuell Lane Harbinger gestattet haben, ihm die Resultate vorzulegen, nach denen er lechzte.
    Trotz der offenkundigen Dringlichkeit der Nachricht und der Erfordernis, Gehorsam zu leisten, nahm sich Hashi Lebwohl noch genug Zeit, um sie anzurufen.
    Ihre Stimme drang schroff und scharf aus der Sprechanlage; in so tiefer Konzentration befand sich Lane Harbinger. »Machen Sie’s kurz. Ich bin beschäftigt.«
    Diesmal konnte Hashi sich nicht beherrschen; seine private Neigung zu abartigen Spaßen reizte ihn zu einer spleenigen Bemerkung. »Zu beschäftigt, um mit mir zu reden? Lane, ich bin am Boden zerstört.«
    Sie gab ein Seufzen von sich, das nach Entweichen von Dampf klang. »Wenn Sie wünschen, daß ich schnell arbeite, muß ich sorgfältig vorgehen. Wenn ich überlichtschnell arbeiten soll, muß ich sorgsamer als der liebe Gott sein.«
    Hashi lenkte ein. »Dafür bringe ich volles Verständnis auf.« Er schätzte Lane Harbinger nämlich in erster Linie für ihre Genauigkeit. »Trotzdem verhält es sich so, daß ich gleich vor Warden Dios erscheinen muß. Deshalb ist für mich der Zeitpunkt da, um mich nach Ergebnissen zu erkundigen. Er fragt mich bestimmt danach.«
    »Dann verplempern wir am besten keine Zeit. Folgendes habe ich bis jetzt geklärt. Mit der Id-Plakette und dem Dienstausweis hatte ich keine Mühe.« Allem Anschein nach brauchte Harbinger ihre Gedanken nicht erst zu ordnen. Hashi vermutete, daß sie bei sich keine ungeordneten Überlegungen zuließ. »Sie sind gültig. Clay Imposs ist – oder vielleicht war – echter EKRK-Schutzdienstmann mit vorteilhafter Personalakte. Er ist seit Jahren dort angestellt gewesen. Es sind seine Id-Plakette und sein Dienstausweis. Nur ist’s nicht sein Leichnam. Sie haben recht, es ist Nathan Alt. Die Gen-Analyse ergibt eine vollständige Übereinstimmung.«
    Sie sprach Hashi Lebwohls als nächstes abzusehende Frage an seiner Stelle aus. »Wie also ist er bei den Sicherheitsvorkehrungen der eigenen Organisation nicht aufgefallen? Direkt nach dem ersten Kaze-Attentat, dem Anschlag auf Kapitän Vertigus, hat der EKRK-Schutzdienst ein allgemeines Retinae-Scanning veranlaßt, um die Identität der Mitarbeiter zu überprüfen. Dabei hätte Alt auffliegen müssen. Die Antwort lautet, es ist eine neue Id-Plakette. Eigens zur Täuschung angefertigt. Angeblich identifiziert sie Clay Imposs, aber die Retinae-Bilder und die körperlichen Eigenschaften gehören zu Alt.«
    »Ist so etwas zu machen?« fragte Hashi. Aber daß es möglich war, wußte er schon.
    »Klar. Es hat geklappt, weil die äußere Beschreibung von demselben Codieromaten generiert wurde, von dem Imposs’ wirkliche Id-Plakette stammte. Daher sah vordergründig alles völlig korrekt aus. Der EKRK-Schutzdienst ahnte nicht, daß er den kompletten Inhalt des KMOS-SAD-Chips hätte abfragen und mit Imposs’ ursprünglichen Daten vergleichen müssen, um auf Abweichungen zu stoßen. Wahrhaftig, Direktor Lebwohl, so gründlich gehen wir nicht mal hier vor. Es würde Stunden dauern, eine einzige Person zu überprüfen.«
    Damit war sie traurigerweise im Recht. Die einzigen Gründe, wieso die Sicherheitsmaßnahmen des EKRK und ebenso des VMKP-HQ – sich überhaupt bewährten, mußten
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