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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
Autoren: Elizabeth Peters
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zulassen.«
    »Man weiß nie, Mrs. Emerson. Es heißt, daß ich ein gewinnender Mensch bin.« Langsam ritten wir nebeneinander her.
    »Miss Nefret ist ein schönes Mädchen«, meinte Sir Edward lächelnd, wie zu sich selbst. »Und eines Tages wird sie eine reiche Erbin sein. Doch mich zieht am meisten an, daß sie sich sicher zu einer Frau mit Charakter entwickeln wird – einer Frau, wie Sie es sind, Mrs. Emerson. Hoffentlich verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, doch wenn Sie nicht mit einem Mann verheiratet wären, auf den ich die größten Stücke halte, würde ich es wagen … Aber ich glaube, Sie wissen, was ich meine.«
    Es ist schwer, einem Gentleman böse zu sein, der einem Komplimente macht, auch wenn er sich dabei ein wenig zuviel herausnimmt. Ganz besonders dann. Am 5. April 1900 öffneten wir den Sarkophag.
    Fast zwei Monate lang hatten wir Tag und Nacht gearbeitet, um den Weg zu dem riesigen Gesteinsblock freizulegen, und zum Glück für Emersons Blutdruck war uns das gelungen, ohne seine (oder besser unsere) beruflichen Grundsätze zu verraten. Von der Tür aus hatten wir einen Pfad von einem Meter Breite zum Sarkophag gebahnt und die Funde Schritt für Schritt katalogisiert. Unsere Arbeit wurde uns dadurch erleichtert, daß uns verhältnismäßig wenige Gegenstände im Weg lagen – ganz als ob sie jemand bereits beiseite geschoben hätte. Es gelang uns, den Schmuckhaufen zu retten, doch die verlockenden Räder mußten warten, da sie sich nicht auf direkter Strecke zum Sarkophag befanden. Nach Emersons Schätzung würde es mindestens zwei weitere Winter in Anspruch nehmen, die Grabkammer gänzlich auszuräumen, doch die Mumie mußte vor unserer Abreise aus Ägypten unbedingt sichergestellt werden. Man würde das Grab zwar abschließen und bewachen, aber wir unterschätzten den Unternehmungsgeist der Grabräuber aus Luxor nicht.
    Die Neugier und das öffentliche Interesse hatten nach Kevins erstem Sensationsbericht ungeahnte Ausmaße erreicht: Walter hatte in mühevoller Kleinarbeit die Putzstückchen zusammengesetzt, die wir aus dem Schutt im Eingangskorridor geklaubt hatten. Für ihn stellte das Gemälde eindeutig Königin Hatschepsut dar. Auch Emerson war der Meinung, daß das Bruchstück der Kartusche nur ihr zugeschrieben werden konnte. Doch obwohl die restlichen Reliefs und die Inschriften auf dem Sarkophag zweifellos darauf hinwiesen, daß es sich eindeutig um Tetischeris Grab handelte, verstiegen sich Presse und Öffentlichkeit zu immer kühneren Vermutungen. Tetischeri war nur einer Handvoll von Ägyptologen bekannt, doch fast jeder Tourist hatte schon einmal von Hatschepsut gehört. Ich glaube, Kevin äußerte die Ansicht, die beiden Damen hätten sich den Sarkophag geteilt! Natürlich war das Unsinn, doch es erfreute die Leser seiner Zeitung – zwei Königinnen für den Preis von einer! Zweifellos sagte diese Theorie auch den Gurnawis sehr zu – zwischen sogenannten primitiven und angeblichen zivilisierten Völkern besteht kein großer Unterschied.
    Eigentlich hatten wir beabsichtigt, den genauen Tag geheimzuhalten, an dem wir den Sarkophag öffnen wollten. Aber es hatte sich trotzdem eine gewaltige Menschenmenge versammelt. Unsere Männer hatten alle Hände voll damit zu tun, aufdringliche Journalisten und sensationslüsterne Gaffer zu verscheuchen.
    Es befanden sich ohnehin bereits mehr Menschen in dem Grab, als Emerson lieb war. Er hatte den Pfad durch die Grabkammer zwar mit behelfsmäßigen Wänden geschützt, aber er fluchte leise vor sich hin, als unsere hochrangigen Besucher – Monsieur Maspero, der britische Generalkonsul (unser alter Freund Lord Cromer, früher Sir Evelyn Baring), Howard Carter in seiner Eigenschaft als Inspektor und ein Vertreter des Khedive – den schmalen Gang entlangschritten. Cyrus war ebenfalls dabei und – zu Masperos sichtlicher Überraschung und zur Entrüstung des Paschas – auch Abdullah und sein Enkel. Emerson und ich waren der Ansicht, daß sie ein Recht darauf hatten.
    Am Vortag hatten Emerson und Abdullah die Winde angebracht, die von einem schweren hölzernen Dreifuß an jedem Ende des Sarkophags gestützt wurde. Mit Hebeln und Keilen hatten sie den Deckel weit genug angehoben, um die Seile darunter durchführen zu können. Sämtliche Augen ruhten nun auf der gewaltigen Platte aus Quarzgestein, die sich langsam hob, und wir alle hielten den Atem an. Schließlich war der Spalt so breit, daß Emerson einen Blick hineinwerfen konnte.
    Er stieg
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