Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
es auch nicht, Efendi. Werden Sie uns beschützen? In der letzten Nacht wurde viel geschossen …«
    »O du lieber Himmel!« rief ich. »Der arme John!«
    »Er erzählt uns eine tolle Geschichte«, sagte Emerson auf englisch, und dann fuhr er fort: »So, eine Schießerei?«
    »Ein Schuß«, gab der kleine Bürgermeister zu. »Als wir heute morgen aufwachten, waren der Priester und alle seine Freunde verschwunden. Die Kirchengefäße hat er auch mitgenommen. Ob er sie nach Kairo bringt, um sie reparieren zu lassen?«
    »Zweifellos sind sie auf dem Weg nach Kairo«, meinte Emerson auf englisch zu mir. Dann klopfte er dem kleinen Mann auf die Schulter. »Lassen Sie den Mut nicht sinken. Warten Sie noch ein bißchen, dann wird sich alles aufklären.«
    Während wir durch das ausgestorben wirkende Dorf gingen, sagte ich zu Emerson: »Ich habe dunkle Vorahnungen.«
    »Ich habe erwartet, daß es noch so kommt.«
    »Falls wir den jungen Mann in sein Unglück gelockt haben, werde ich mir das nie verzeihen.«
    »Ursprünglich war alles meine Idee, Peabody«, war alles, was Emerson sagte, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
    Der Platz vor den Missionsgebäuden war ebenso ausgestorben wie das übrige Dorf. »Schnell«, sagte ich. »Ich kann die Spannung nicht mehr ertragen.«
    »Warte«, sagte Emerson und zog mich in den Schatten der Bäume. »Es ist uns beiden klar, daß uns in diesem Haus ein Wahnsinniger erwartet, nicht wahr?« Als ich nickte, sprach er weiter. »Wir werden uns also jeden Schritt genauestens überlegen, um ihn nicht zu Kurzschlußreaktionen zu treiben.«
    »Du hast recht, Emerson, aber jetzt komm endlich!«
    »Pst«, flüsterte Emerson. »Da ist er – und er sieht so harmlos aus, als ob er niemals zwei Morde begangen hätte. Aber das trifft ja auf viele Irre zu.«
    Er sprach von Bruder David, der aus dem Haus getreten war und sich einige Male mißtrauisch nach allen Seiten umgesehen hatte. Emerson wartete, bis der junge Mann fast bei uns war, bevor er mit lautem Rufen aus seinem Versteck hervorstürzte. Sekunden später lag Bruder David flach auf dem Rücken, und Emerson saß auf seiner Brust. »Ich habe ihn«, schrie er. »Was haben Sie mit meinem Diener gemacht, Sie Ungeheuer?«
    »Er kann nicht antworten«, sagte ich, »denn du drückst ihm den Brustkorb zusammen. Warum läßt du ihn denn nicht los?«
    Emerson verlagerte sein Gewicht, und David atmete tief ein. »Professor, sind Sie es?« japste er.
    »Wer zum Teufel soll es denn sonst sein?«
    »Der falsche Priester oder einer seiner Kumpane – wir sind von Feinden umstellt. Gott sei Dank sind Sie da! Ich wollte gerade um Ihre Hilfe bitten.«
    »Ha!« sagte Emerson ungläubig. »Was haben Sie mit John gemacht?«
    »Bruder John? Was ist mit ihm? Ist er verschwunden?«
    Ein guter Schauspieler hätte nicht so verwirrt aussehen können. »Natürlich ist er verschwunden!« rief Emerson und packte David am Kragen. Dann schüttelte er ihn. »Und was bedeuteten die Schüsse in der Nacht?«
    »Um Himmels willen, laß ihn doch antworten, Emerson!« sagte ich.
    Als Emerson ihn losließ, sank Davids Kopf zurück in den Sand, und er verdrehte die Augen. »Was haben Sie gefragt? … Schüsse in der Nacht? Ach ja, Bruder Ezekiel hat einen Einbrecher verscheucht, aber er hat natürlich in die Luft geschossen!«
    »Bruder Ezekiel.« Emerson rieb sein Kinn und sah mich an. »Wo ist er denn? Er ist doch immer der erste!«
    »Er betet zu Gott, damit dieser ihn und seine Heiligen vor den bösen Nachbarn beschützen soll.«
    Nachdenklich sah Emerson auf David hinunter. »Du hast gewonnen, Peabody, ich gebe mich geschlagen. Dieser hilflose Schwächling ist kein Mörder!«
    Nachdem er aufgestanden war, zog er David hoch. »Mr. Cabot, Ihr Anführer ist ein gefährlicher Wahnsinniger. Zum Wohle aller müssen wir ihn unter Aufsicht stellen. Folgen Sie mir.«
    Kaum hatte er David losgelassen, als dieser in die Kirche lief und ängstlich durch das Fenster schaute.
    »Laß ihn, Emerson«, sagte ich voller Verachtung. »Auch ich habe mich in diesem jungen Mann getäuscht. Komm lieber, sonst ist vielleicht alles zu spät!«
    Wir gingen auf das Haus zu und durch die Tür, die David offen gelassen hatte, hinein in den Wohnraum. Er war genauso kahl und leer wie bei unserem letzten Besuch, nur das Testament fehlte.
    »Wo betet er wohl?« fragte Emerson und deutete auf zwei gleiche Türen am Ende des Raumes.
    »Das werden wir schon herausfinden«, sagte ich und drehte vorsichtig den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher