Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
vergeuden, Emerson! Was sie nur in Ramses’ Zimmer suchen?«
    Jedenfalls suchten sie immer noch, als wir den Hof betraten. Die Tür von Ramses’ Zimmer stand weit offen, und wir konnten Stimmen hören. Offenbar waren alle unsere Männer betäubt, denn die Eindringlinge fühlten sich völlig unbeobachtet. Aber wo war John? Was hatten sie nur mit ihm gemacht?
    Wir bewegten uns lautlos, immer dicht an der Wand entlang, bis wir hinter der Tür standen. Emerson blickte durch eine der oberen Ritzen, während ich die untere wählte. Wir konnten nur eine Seite des Zimmers sehen, den Tisch, der Ramses als Schreibtisch diente, das Fenster mit dem Holzgitter, den Käfig, in dem der Löwe saß, und das untere Ende des Bettes, auf dem sich Matratzen und Laken in wüstem Durcheinander türmten. Zwei Männer in dunklen Gewändern und blauen Turbanen drehten das Unterste zuoberst und bewegten sich völlig ungestört. Einer von ihnen versetzte dem Löwenkäfig im Vorbeigehen einen Tritt. Ich mußte die Zähne zusammenbeißen und packte meinen Sonnenschirm, denn andere Waffen besaßen wir nicht. Die Pistolen waren in unserem Schlafzimmer, wo offenbar noch andere Einbrecher tätig waren. Ich gratulierte mir, daß ich den Schirm gestern im Wohnraum hatte stehenlassen. Ich reckte mich zu Emersons Ohr. »Es sind nur zwei! Jetzt?«
    »Jetzt!«
    Ich bin sicher, daß wir Erfolg gehabt hätten, wenn Emerson mir nicht in die Quere gekommen wäre, aber so behinderten wir uns gegenseitig unter dem Türrahmen. Als ich wieder stand und meinen Sonnenschirm gepackt hatte, mußte ich feststellen, daß einer der Männer eine Pistole auf uns gerichtet hielt.
    Irgendwie kam er mir bekannt vor, und ich überlegte, daß ich ihn wahrscheinlich bei dem Priester gesehen hatte. Der andere Mann war mir völlig fremd, doch er schien aus Kairo zu kommen, denn der Dialekt war unverkennbar.
    »Sie sind schwer zu töten, >Vater der Flüche<. Aber eine Pistolenkugel ist sicherer als ein Begräbnis bei lebendigem Leib!«
    Als der kleine Löwe ein schrilles Wehklagen hören ließ, trat der brutale Mensch noch einmal gegen den Käfig. Und dann sprach eine Stimme aus der Ecke des Zimmers, die wir nicht hatten sehen können, in klassischem Arabisch: »Weder wird Emerson getötet werden, außer er läßt uns keine andere Wahl, noch wird dieser Löwe noch ein einziges Mal mißhandelt. Hat sich nicht der Prophet lieber den Ärmel abgeschnitten, als eine Katze zu stören?«
    Ein Mann im dunklen Gewand trat in den Lichtkreis der Lampe – dunkler Turban, schwarzer Bart – und das Gesicht von Vater Girgis aus der Sitt-Miriam-Kirche.
    Vor Überraschung ließ ich fast meinen Sonnenschirm fallen. »Sie? Sie sind das Oberhaupt der Bande?«
    Er lachte und antwortete in gepflegtem Englisch: »Aber Mrs. Emerson! Welch ein gewöhnlicher Ausdruck. Ich bin nur einer der Gesellschafter der Firma, in deren Geschäftsinteressen Sie und Ihre Familie sich leider eingemischt haben.«
    Mit erhobenen Händen und aufmerksamen Augen fragte Emerson: »Ihr Englisch ist ausgezeichnet. Ist das Ihre Nationalität?«
    Der >Priester< lächelte. »Raten Sie, mein lieber Emerson. Ich spreche fast alle europäischen Sprachen. Wenn Sie sich nicht in meine Geschäfte eingemischt hätten, wären Sie jetzt nicht in Gefahr.«
    »Und in eine Pyramide werfen und den Eingang verschließen ist wohl nicht gefährlich?« fragte ich zynisch.
    »Wir hätten selbstverständlich Schritte unternommen, Sie nach unserer Abreise wieder auf freien Fuß zu setzen, Mrs. Emerson. Mit Mord haben wir nichts zu tun.«
    »Wo ist der Priester von Dronkeh? Ich glaube nicht, daß der Patriarch von Kairo weiß, daß einer seiner Männer ersetzt wurde. Was haben Sie mit dem armen Mann gemacht?«
    Weiße Zähne blitzten aus dem schwarzen Bart. »Er ist unser geehrter Gefangener. Er genießt die weltlichen Freuden, und die einzigen Gefahren, die ihm drohen, sind geistiger Art.«
    »Und Hamid?«
    Die tiefliegenden dunklen Augen glitzerten. »Ich hätte den Verräter getötet! Jawohl, das hätte ich, wenn mir nicht andere zuvorgekommen wären.«
    »Sie erwarten doch nicht, daß ich Ihnen das glaube?«
    »Amelia, ich glaube, du solltest diesen … diesen Gentleman nicht …«
    »Lassen Sie nur, Professor. Mir ist es gleich, ob Mrs. Emerson mir glaubt oder nicht. Ich bin geschäftlich hier, weil ich etwas suche …«
    »Etwa das hier«, sagte ich und deutete mit meinem Sonnenschirm. Beide >Kopten< erschraken, und ihr Anführer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher