Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung
Autoren: R Ludlum
Vom Netzwerk:
in einen Wirbelwind aus Aktivität verwandelt – was war passiert? Im nächsten Augenblick brach der Krankenpfleger auf den Vinylfliesen zusammen, und Ambler machte sich sofort daran, seine Taschen zu durchsuchen.
    Keine Fehler. Er durfte sich nicht mal einen erlauben.
    Er nahm die Chipkarte und den Dienstausweis des Mannes an sich, dann zog er sein taubengraues Hemd und seine Popelinehose an. Sie passten nicht besonders, wirkten aber auch nicht absurd; er würde einem flüchtigen Betrachter kaum auffallen. Um die Hosenbeine zu kürzen, rollte er die Aufschläge rasch nach innen ein. Der Hosenbund reichte bis
über den Betäubungsgurt; er hätte viel dafür gegeben, das Ding loszuwerden, aber das war in der knappen Zeit, die ihm zur Verfügung stand, einfach nicht möglich. Ambler konnte nur das graue Nylonkoppel der Uniform straff anziehen und darauf hoffen, dass es das schwarze Nylongewebe des REACT-Gürtels halbwegs verdeckte.
    Ambler öffnete die Zimmertür, indem er die Chipkarte des Krankenpflegers an den inneren Kartenleser hielt, und sah hinaus. Im Augenblick war der Flur leer. Alles nicht anderswo benötigte Pflegepersonal war nach 2E beordert worden.
    Würde die Schiebetür sich automatisch schließen? Er durfte sich keinen Fehler leisten. Ambler trat auf den Korridor hinaus und hielt die Karte an den äußeren Leser. Nach mehrfachem Klicken schloss sich die Tür.
    Dann hastete er die wenigen Meter zu der breiten, mit einem Bügelgriff versehenen Tür am Ende des Korridors. Eine der Türen mit vier elektrisch betätigten Riegeln. Natürlich abgesperrt. Er hielt die Schlüsselkarte an den Leser und hörte ein mehrmaliges Klicken, als der Schlossmotor ansprach. Dann nichts mehr. Die Tür blieb geschlossen.
    Dies war kein Ausgang, den Krankenpfleger benutzen durften.
    Jetzt wusste er, weshalb Laurel Holland ihm ihre Chipkarte gegeben hatte: Hinter dieser Tür musste der Flur liegen, über den die Medikamentenausgabe zu erreichen war.
    Er versuchte es mit ihrer Karte.
    Diesmal öffnete sich die Tür.
    Dahinter lag ein schmaler Servicekorridor, der von einer langen Reihe schwacher Leuchtstoffröhren in ein trübes Licht getaucht wurde. Er blickte nach rechts, sah dort am Ende des Korridors einen Wagen mit Bettwäsche und schlich darauf zu. Die Putzkolonne war heute offenbar noch nicht hier gewesen.
Auf dem Fußboden lagen Zigarettenkippen, Bonbonpapiere und auch etwas Metallisches, gegen das er mit der Schuhspitze stieß: eine leere Red-Bull-Dose, die jemand flach getreten hatte. Einem unbestimmten Instinkt folgend, hob Ambler sie auf und steckte sie in seine Hüfttasche.
    Wie viel Zeit blieb ihm noch? Genauer gesagt: Wann würde das Verschwinden des Krankenpflegers bemerkt werden? In wenigen Minuten würde der Code zwölf beendet sein und jemand losgeschickt werden, der Ambler wieder aus seinem Zimmer holte. Also musste er das Gebäude so rasch wie möglich verlassen.
    Seine Fingerspitzen fuhren über etwas, das aus der Wand ragte. Er hatte den Metalldeckel der Röhre gefunden, in die Schmutzwäsche geworfen wurde, damit sie in den Keller gelangte. Er kletterte hinein, hielt sich mit beiden Händen am Rand fest und tastete die Metallröhre unter sich mit den Füßen ab. Er hatte befürchtet, der Durchmesser des Wäscheabwurfs könnte zu klein sein; tatsächlich war er jedoch zu groß, und es gab keine seitliche Steigleiter, wie er zu hoffen gewagt hatte. Stattdessen bestand der Wäscheabwurf aus einer innen völlig glatten Stahlröhre. Um nicht in die Tiefe zu stürzen, musste er sich mit beiden Händen und seinen Füßen, die in Laufschuhen steckten, gegen die Wände stemmen.
    Er kletterte langsam durch die Röhre hinunter, wobei er in anstrengender Folge jeweils eine Hand oder einen Fuß tiefer ansetzte. Der Kraftaufwand war gewaltig und schon bald ungeheuer schmerzhaft. Ausruhen konnte er sich keine Sekunde, seine Muskeln mussten ständig angespannt bleiben, damit er nicht abrutschte und durch die anscheinend senkrechte Röhre in die Tiefe stürzte.
    Als er so wie ein Bergsteiger, der einen Felskamin durchklettert, den Boden erreichte, schienen Stunden vergangen zu
sein, obwohl er wusste, dass er vermutlich nicht länger als zwei Minuten gebraucht hatte. Seine schmerzenden Muskeln zitterten und waren vor Anstrengung verkrampft, als er sich durch Säcke voller Schmutzwäsche wühlte und sich wegen des Gestanks nach menschlichem Schweiß und Exkrementen fast übergeben musste. Ihm war zumute, als wühle er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher