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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient
Autoren: Jack Womack
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Militärberater sollten dieses Jahr von beiden Seiten nach Pakistan, Nigeria und Costa Rica entsandt werden, um bei der Modernisierung der Armeen dieser Länder zu helfen. Polen stand wieder zur Disposition; in Indonesien wurde eine für drei Jahre befristete Regelung getroffen. Der Segen des Russisch-Amerikanischen Krieges – und indirekt der Pax Atomica – war, daß die beiden Länder einander niemals direkt bekämpfen mußten; das wäre weder emotional produktiv noch finanziell klug gewesen.
    Es gab noch andere Nachrichten. England war in guter Verfassung; unter der Führung von König Charles – der sich gegenwärtig mit dem Einkauf von Rennpferden in Kentucky beschäftigte – und der Nationalen Front war die Arbeitslosigkeit auf achtzig Prozent gesunken. In Deutschland verkündete Kanzler Streicher einen politischen Richtungswechsel in der Frage der ansässigen Türken. Schwedische Zerstörer beschossen Oslo im Zuge der eskalierenden Streitigkeiten um Fischereirechte. Lucy, das letzte Rhinozeros, starb im Zoo von Cincinnati an Altersschwäche. Warum sie ihre Zeitung USA People nannten, blieb mir schleierhaft; es kamen kaum welche darin vor.
    Ein weiterer Herr wurde in das Büro eingelassen, ein beleibter alter Knabe mit säuberlich gebürstetem weißen Haar.
    »Hi, Lope«, sagte Avalon aufblickend.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, sagte er. »Guten Morgen, Mr. O'Malley.«
    Ich nickte. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Avalon zu.
    »So gut siehst du heute morgen aus«, sagte er zu ihr. »Neue Ausstattung?«
    »Es ist für die Konferenz.«
    Er seufzte. »Sei vorsichtig, liebes Kind.« Die ersten drei Herren gingen wieder, und Lope betrat das Büro. Lope und seine zwei Brüder hatten schon vor langer Zeit angefangen, mit dem Alten Mann zu arbeiten, als sie noch in Kolumbien gelebt hatten. Sie halfen dem Alten Mann bei Aufbau und Sicherung seiner Handelswege nach dem Tod seiner ursprünglichen Partner. Im Laufe der Jahre war Lope den Drydens in jeder Weise sehr behilflich gewesen und so zu seinem eigenen Vermögen gekommen. Seine Brüder hatten sich nicht so tüchtig gezeigt, jedenfalls nicht übermäßig effizient, und hatten es nie so weit gebracht.
    »Willst du meine haben, Schamlos?«
    »Gib her!« sagte ich; wir tauschten die Zeitungen. Die Schlagzeile der Times lautete: MUTTER TÖTET UND ISST BABY; die Überreste waren auf Seite zwei abgebildet. Psychische Sex-Geheimnisse der Senatoren, lautete die zweite Überschrift. Die Lokalnachrichten enthielten nichts Neues. In den Türmen des Trade Centers waren zwei Bomben explodiert; die von Dryco benutzten Etagen hatten keinen Schaden davongetragen. Der Arm der Freiheitsstatue war abgesprengt worden; eine Aufnahme zeigte die Amputierte, die nun einer Ambient ähnelte. Der Dow Jones-Index war auf 500 gefallen. Das Militär schätzte die Bevölkerungszahl von New York City – womit im Grunde die Insel Manhattan gemeint war – auf annähernd vier Millionen; nach der letzten Nationalen Volkszählung vor drei Jahren, die auch heute noch Gültigkeit besaß, betrug die Zahl 450000. Der Harlem River stand in Flammen. Der Bauchaufschlitzer von Hackensack hatte seine eintausendste Greueltat verübt. Ein krebskranker junger Bengali war von der First Lady mit der Präsidentenmaschine nach New York gebracht worden. Die Errungenschaften neuzeitlicher Medizin wurden rund um die Uhr eingesetzt, das Kind zu retten, das nach der Heilung in seine Heimat zurückgeflogen würde, um dort zu verhungern.
    Es gab auch Inlandsnachrichten. Videofilme, die in Washington vom FBI veröffentlicht werden sollten, zeigten den Präsidenten angeblich bei einer zweifelhaften, aber nicht näher spezifizierten Handlung; der Pressesekretär des Weißen Hauses erklärte dazu, daß der Präsident nicht mit Belanglosigkeiten behelligt werden könne, wenn die komplexe Vielfalt der äußeren Beziehungen seine volle Aufmerksamkeit verlange. SOWJETS SCHIESSEN AUF FREUNDLICHE WELTRAUMBESUCHER? wunderte sich ein Leitartikel. Und E, den viele – unter ihnen auch der Alte Mann – den wahren König dieser Welt nennen, wurde Gerüchten zufolge in Cleveland gesichtet, wiederauferstanden, bleich aber standhaft. So sollte er unsicher die Euclid Avenue hinabgewandert sein. Seine Anhänger eilten nach Cleveland.
    Eine Gestalt, die ein großes Paket trug, näherte sich dem Warteraum von der öffentlichen Eingangshalle und drückte auf den Summer. Renaldo verständigte Mister Dryden.
    »Bekannt?« fragte
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