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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Autoren: Phillip Margolin
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Körpers spannte sich an, aber plötzlich wurde er sich der Menge bewusst, die sich inzwischen angesammelt hatte, und er ließ Mary Sandowskis Ellbogen los. Justine trat näher an Cardoni heran und betrachtete seine Augen.
    »Mein Gott«, sagte sie mit leiser, für die Umstehenden aber noch hörbarer Stimme. »Bist du auf was? Hast du unter Drogen operiert?«
    Cardoni ballte die Fäuste. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er Justine schlagen. Dann drehte er sich um, drängte sich durch die Zuschauer und ging davon.
    Sandowski sackte gegen die Wand. Fiori fing sie auf.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er sanft.
    Sie nickte weinend.
    »Lassen Sie uns wohin gehen, wo weniger Leute sind«, sagte Justine, fasste Sandowski beim Arm und führte sie einen Seitengang hinunter zu einem Bereitschaftszimmer, in dem die Assistenzärzte sich in Dienstpausen ausruhten. Justine half der erschütterten Schwester auf ein schmales Metallbett an der Wand und setzte sich neben sie. Fiori holte einen Becher Wasser.
    »Was ist passiert?«, fragte Justine, nachdem Sandowski ihre Fassung wiedergefunden hatte.
    »Er behauptete, ich hätte die Ampullen vertauscht, aber das habe ich nicht getan. Er hat die Spritze aufgezogen, ohne hinzusehen.«
    »Jetzt mal langsam. Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    Sandowski atmete tief durch.
    »Dr. Cardoni wollte eine Karpaltunnel-Dekompression vornehmen. Dabei wird die Hand vor der Operation mit Lidocain betäubt.«
    Justine nickte.
    »Und vor dem Vernähen wird die Wunde mit Wasserstoffperoxid gespült.«
    Justine nickte noch einmal.
    »Das Lidocain und das Wasserstoffperoxid befanden sich in zwei Ampullen. Dr. Cardoni bestand darauf, die Spritze selbst aufzuziehen. Aber er schaute nicht hin.«
    »Er hat dem Patienten Wasserstoffperoxid anstatt Lidocain injiziert?«, fragte Justine ungläubig.
    »Ich versuchte, ihm zu sagen, dass er die Ampullen verwechselt hatte, aber er sagte nur, ich soll den Mund halten. Dann klagte Mrs. Manion, die Patientin, über Schmerzen. Deshalb injizierte er noch einmal, und sie fing an zu schreien.«
    »Ich glaube das einfach nicht«, sagte Justine und schüttelte entrüstet den Kopf. »Wie konnte er nur Lidocain und Wasserstoffperoxid verwechseln? Die eine Flüssigkeit ist klar, die andere hat Bläschen. Das ist so, als würde man Champagner und Wasser verwechseln.«
    »Ich wollte es ihm wirklich sagen, aber er ließ mich nicht ausreden. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Dr. Metzler nicht dazwischengetreten wäre. Es war nicht mein Fehler. Ich schwöre, dass ich die Ampullen nicht vertauscht habe.«
    »Wollen Sie das melden? Ich unterstütze Sie.«
    Sandowski machte ein bestürztes Gesicht. »Nein, nein. Das muss ich doch nicht, oder?«
    »Es ist Ihre Entscheidung.«
    Sandowskis Augen wurden weit vor Angst. »Sie werden es doch nicht melden, oder?«
    »Nicht, wenn Sie es nicht wollen«, antwortete Justine besänftigend.
    Sandowski ließ den Kopf sinken und fing wieder an zu weinen. »Ich hasse ihn. Sie wissen ja nicht, wie er ist«, schluchzte sie.
    »O ja, ich weiß es«, sagte Justine. »Ich bin mit diesem Mistkerl verheiratet.«
    Fiori machte ein überraschtes Gesicht.
    »Wir leben getrennt«, sagte Justine energisch.
    Dann gab sie Sandowski ein Papiertaschentuch. »Nehmen Sie sich doch den Rest des Tages frei!«, schlug Justine vor. »Wir klären das mit der Oberschwester.«
    Sandowski nickte, und Fiori ging zum Telefon, um Bescheid zu sagen.
    »Man muss etwas unternehmen«, sagte Justine, nachdem Sandowski das Bereitschaftszimmer verlassen hatte.
    »War das ernst gemeint, als Sie ihn beschuldigten, unter Drogen zu operieren?«
    Justine sah Fiori an. Ihr Gesicht war gerötet.
    »Ohne Kokain kommt er nicht durch den Tag. Er ist ein wandelndes Kunstfehlerrisiko. Ich weiß, dass er jemanden töten wird, wenn nicht bald etwas unternommen wird, aber ich kann nichts sagen. Er ist ein angesehener Chirurg. Ich bin nur Assistenzärztin. Außerdem habe ich die Scheidung von ihm beantragt. Keiner würde mir glauben.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte Fiori nachdenklich. »Es würde Sie in eine schwierige Lage bringen. Vor allem, wenn Schwester Sandowski den Vorfall nicht melden will.«
    »Ich kann es nicht von ihr verlangen. Sie hat eine Heidenangst.«
    Fiori nickte.
    »Übrigens danke, dass Sie dazwischen gegangen sind. Ich weiß nicht, was Vincent getan hätte, wenn Sie nicht zur Stelle gewesen wären.«
    Fiori lächelte. »Es hat aber so
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