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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Autoren: Phillip Margolin
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ist.«
    Eine Träne lief LaTricias Wange hinunter. Sie hielt inne, zog ein Tuch aus der Handtasche und tupfte sich die Träne weg. Dann sagte sie zu den Geschworenen: »'tschuldigung.«
    »Wollen Sie ein Glas Wasser, Ms. Sweet?«, fragte Amanda, die sich von dieser leidenschaftlichen Darstellung hatte mitreißen lassen.
    Rodney Dart sprang auf. »Einspruch, Euer Ehren! Das ist zu viel.«
    »Ach, ich erwarte nicht, dass Sie mir das glauben, Mr. Staatsanwalt. Eine alte Schachtel wie ich, die Liebe bei einem Mann sucht, der halb so alt ist wie sie. Aber darf ich denn nicht träumen?«
    »Euer Ehren«, flehte Dart.
    »Die Angeklagte hat das Recht, sich zu verteidigen, Mr. Dart«, entgegnete Richter Robard in einem Ton, der den Geschworenen verdeutlichte, dass er LaTricia ihre Geschichte nicht abkaufte, aber einige der Geschworenen warfen dem Staatsanwalt dennoch wütende Blicke zu.
    »Sonst habe ich nichts mehr zu sagen«, schloss LaTricia. »Ich habe um die Liebe gespielt und verloren. Ich bin bereit, alles zu akzeptieren, was das Schicksal für mich bereithält. Aber Sie sollen wissen, dass ich von diesem Mann nie Geld wollte. Alles, was ich von ihm wollte, war Liebe.«
    Frank Jaffe, der Seniorpartner von Jaffe, Katz, Lehane and Brindisi, war ein großer Mann mit gesunder Gesichtsfarbe und grau melierten schwarzen Locken. In seiner Jugend hatte er sich zweimal die Nase gebrochen, und er sah eher aus wie ein Lastwagenfahrer oder ein Matrose denn wie ein Anwalt. Frank saß in seinem Büro und diktierte eben einen Brief, als Amanda mit der Akte Sweet in der Hand hereinkam.
    »Wie konntest du mir das nur antun?«
    Frank grinste. »Du hast doch gewonnen, oder?«
    »Darum geht es nicht.«
    »Ernie Katz hat hinten im Zuschauerraum gesessen. Er meinte, du wärst nicht absolut furchtbar gewesen.«
    »Du hast Ernie geschickt, damit er zusieht, wie ich gedemütigt werde?«
    »Er meinte außerdem, du hättest ausgesehen, als hättest du eine Heidenangst gehabt.«
    »Die hatte ich auch, und dass du mir diesen verrückten Fall gegeben hast, war auch nicht gerade hilfreich.«
    »Du hättest so oder so Angst gehabt, egal, welchen Fall du als Ersten vertreten hättest. Bei meinem ersten Fall habe ich den ganzen Prozess über nur versucht, mich an die Formulierung zu erinnern, die man benutzt, wenn man ein Beweisstück vorlegen will.«
    »Vielen Dank, dass du mir das jetzt mitteilst.«
    »He, ich habe meinen ersten Prozess verloren. Ich wusste, dass du mit LaTricia als Mandantin eine reelle Chance haben würdest, egal, wie du dich anstellst. Ich vertrete LaTricia seit Jahren, und sie kommt meisten mit heiler Haut davon. Ernie meinte, die Geschworenen seien schon nach zwanzig Minuten wieder zurück gewesen.«
    »Nach zweiundzwanzig«, erwiderte Amanda mit einem widerwilligen Lächeln. »Ein schneller Sieg, das muss ich zugeben.«
    Frank lachte. »Ernie fand auch dein Schlussplädoyer ziemlich klasse. Vor allem den Teil, als du den Geschworenen sagtest, du hättest die Gesetzestexte des Staates Oregon durchforstet, aber nirgendwo Liebe als Verbrechen definiert gefunden.«
    Amanda grinste. Das war wirklich ein toller Spruch gewesen. Dann verschwand ihr Lächeln.
    »Ich halte dich trotzdem für einen Mistkerl.«
    »Jetzt gehörst du zu den Kriegern, Kleines. Die ganze Kanzlei wartet im Scarletti's , um mit dir zu feiern.«
    »O Scheiße, die wollen doch nur über mich herziehen. Außerdem habe ich nicht viel getan. Den Prozess hat LaTricia mit ihrem Lügenmärchen gewonnen.«
    »He, Gerichtsanwälte sollten nie bescheiden sein. Prahle mit deinen Siegen und schiebe deine Niederlagen parteiischen Richtern, Ignoranten Geschworenen oder faschistoiden Staatsanwälten mit ihren Tricks in die Schuhe. Im Augenblick bist du der einzige Anwalt in dieser Kanzlei, der noch nie einen Prozess verloren hat.«
    Bis Amanda eine eigene Wohnung fand, lebte sie bei Frank in dem grünen viktorianischen Haus mit dem steilen Dach, in dem sie aufgewachsen war. Seit sie neun Jahre zuvor mit dem College angefangen hatte, war sie, von kurzen Besuchen im Sommer und an Feiertagen abgesehen, nicht mehr zu Hause gewesen. Nach so vielen Jahren der Unabhängigkeit fand sie es merkwürdig, nun wieder in dem Schlafzimmer im ersten Stock zu wohnen, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Das Zimmer steckte voller Erinnerungen an ihre Jugend: Zeugnisse von der High School und dem College, Regale voller Schwimmtrophäen und -medaillen, gerahmte Zeitungsartikel über ihre
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