Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
vorgeschlagenen sexuellen Handlungen kosten würden. Die Angeklagte erwiderte, dass sie in dem Motel auf der anderen Straßenseite ein Zimmer habe und das Geschäftliche lieber dort besprechen wolle. Ich fuhr auf den Parkplatz des Motels und folgte der Angeklagten in das Zimmer eins-null-sieben.«
    »Was geschah in diesem Motelzimmer?«
    »Ich bat die Angeklagte, mir die Preise für die verschiedenen sexuellen Handlungen zu nennen, und sie erwiderte, sie reichten von fünfzig Dollar bis zweihundert Dollar für etwas, das sie Nacht der Ekstase nannte.«
    »Was genau war diese Nacht der Ekstase , Officer Powers?«
    »Um ehrlich zu sein, Mr. Dart, das war zu kompliziert, um es mir merken zu können, und zu der Zeit konnte ich ja mein Notizbuch nicht herausziehen, weil ich verdeckt ermittelte.«
    Darryl Powers hatte babyblaue Augen, wellige blonde Haare und ein Lächeln, das Amanda sonst nur aus der Zahnpastawerbung kannte. Er wurde sogar rot, als er auf die Frage nach der Nacht der Ekstase antworten musste. Zwei der weiblichen Geschworenen sahen aus, als wollten sie gleich über das Geländer der Geschworenenbank springen und ihm die Kleider vom Leib reißen.
    Amanda wurde immer mutloser, während Powers die Umstände erklärte, die zu LaTricias Verhaftung wegen Prostitution geführt hatten. Ihr Kreuzverhör war armselig. Als sie damit fertig war, sagte Rodney Dart nur: »Die Anklage hat ihre Beweisführung abgeschlossen.« Dann schaute er, mit dem Rücken zu den Geschworenen, Amanda an und grinste. Amanda dachte kurz daran, Dart den Stinkefinger zu zeigen, aber sie war zu deprimiert, um sich zu wehren. Eigentlich wollte sie nur noch ihren ersten Prozess zu Ende bringen, nach Hause gehen und Harakiri begehen. Außerdem hatte Dart jedes Recht, so zu grinsen. Er nahm sie nach allen Regeln der Kunst auseinander.
    Officer Powers lächelte die Geschworenen an, als er den Zeugenstand verließ. Alle fünf weiblichen Geschworenen lächelten zurück.
    »Irgendwelche Zeugen, Ms. Jaffe?«, fragte Richter Robard, aber Amanda hörte ihn nicht. Sie dachte an den vergangenen Nachmittag, als der Seniorpartner ihrer Kanzlei, ihr Vater Frank Jaffe, ihr LaTricias Fall übergeben und ihr aufgetragen hatte, ihn am folgenden Vormittag vor Gericht zu vertreten.
    »Wie soll ich denn meinen ersten Fall vertreten, ohne je mit den Zeugen gesprochen oder irgendwelche Nachforschungen angestellt zu haben?«, hatte Amanda entsetzt gefragt.
    »Glaub mir«, hatte Frank Jaffe erwidert, »bei einer Mandantin wie La-Tricia fährst du umso besser, je weniger du weißt.«
    Amanda hatte die Akte Der Staat gegen Sweet viermal gelesen, bevor sie den Gang hinunter zum B üro ihres Vaters marschiert war, sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut und ihm mit der Akte vor dem Gesicht herumgefuchtelt hatte.
    »Was soll ich denn damit anfangen?«, hatte sie wütend gefragt.
    »Eine energische Verteidigung aufhauen«, hatte Frank geantwortet.
    »Wie denn? Es gibt nur einen Zeugen, und der ist ein vereidigter Polizeibeamter. Er wird aussagen, dass unsere Mandantin versprochen hat, Dinge zu tun, von denen fünfundneunzig Prozent der Menschheit wahrscheinlich noch nie was gehört haben.«
    »LaTricia weiß ganz genau, was sie zu tun hat.«
    »Dad, komm mal in die Wirklichkeit zurück! Sie hat dreizehn Vorstrafen wegen Vergehen wie Prostitution, verbotener Berührung und unzüchtigem Verhalten. Wer wird da ihr mehr Glauben schenken als einem Polizisten?«
    Frank hatte nur die Achseln gezuckt. »Es ist eine komische Welt, Amanda.«
    »Ich kann einen Fall doch nicht auf diese Art vertreten«, hatte Amanda erwidert.
    »Natürlich kannst du das. Vertrau mir! Und vertrau LaTricia! Alles wird okay, wenn du die Sache einfach laufen lässt.«
    Richter Robard räusperte sich und wiederholte seine Frage. »Ms. Jaffe, irgendwelche Zeugen?«
    »Ah, ja, Euer Ehren.«
    Als Amanda aufstand, blieb der enge Rock ihres schwarzen Don-na-Karan-Kostüms über ihren Knien haften. Sie wollte ihn weiter herunterziehen, hatte aber Angst, dass jeder im Saal es sehen würde. So stand sie mit teilweise entblößten Schenkeln vor der Richterbank und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
    »Die Verteidigung ruft LaTricia Sweet als Zeugin auf.«
    Bevor LaTricia ihren Platz verließ und zum Zeugenstand ging, beugte sie sich zu Amanda und flüsterte ihr ins Ohr: »Denk dir nichts, Kleine! Nachdem ich geschworen habe, dass ich die Wahrheit sage, fragst du mich, womit ich meinen Lebensunterhalt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher