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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Hinweis, dass die Entsendefirma oder die Zeitarbeitsfirma verantwortlich sei für die Missstände. Wenn eine Personalvermittlung 50 Prozent des Stundenlohns abschöpft, dann ist das durch nichts zu rechtfertigen! »Schwarze Schafe« machen den Ruf ganzer Branchen kaputt. Es gibt diese Kriminalität, auch hier bei uns! Zoll und Gewerbeaufsicht müssen in die Lage versetzt werden, diese Kriminalität zu bekämpfen. Ehrenerklärungen, dass Produkte nicht mit Kinderarbeit erstellt worden sind, gehören in vielen Branchen mittlerweile zum Standard. Müsste es nicht ähnliche Ehrenerklärungen geben, die eine Mindestentlohnung und Sozialleistungen garantieren? – Teil der Wirklichkeit ist, dass der Konkurrenzkampf an der Discounter-Kasse entschieden wird: Was sind uns gute Nahrungsmittel wert? Wird das wertvolle und aufwendig produzierte Gut Fleisch bei uns nicht im großen Stil verschleudert?
    Es gibt Firmen in der Region, auch hier in Lohne, die dafür bekannt sind, dass sie ihre Mitarbeiter ordentlich behandeln und anständig bezahlen; sie spielen trotzdem in der ersten Liga des Weltmarktes mit – oder gerade deshalb??
    Zeitarbeit ist nur als Instrument zur Überbrückung temporärer Belastungsspitzen zulässig, nicht als Weg zur Umgehung von Tarifen. Mitunter wird sie aber genauso praktiziert! Einige Scharlatane und Bauernfänger reichen, um die ganze Branche der Zeitarbeit in Misskredit zu bringen. Sie arbeiten mit hoher krimineller Energie, erschreckender Menschenverachtung und mafiösen Strukturen …
    In Stuttgart gibt es seit Jahren das Café »La Strada«, ein Angebot der Caritas für Prostituierte. Die Mitarbeiterinnen berichten: Waren die Prostituierten vor Jahren hauptsächlich Deutsche oder Polinnen, so sind es jetzt ausschließlich Frauen aus Rumänien und Bulgarien. Mit welchen Versprechungen hat man diese Frauen wohl nach Deutschland gelockt, und wie sind sie hier auf den Straßenstrich geraten?
    Mindestlöhne und Lohnuntergrenzen sind der richtige und zu fordernde Weg. Darüber hinaus müssen die kriminellen Praktiken moderner Sklaverei mitten unter uns verfolgt, bestraft und unterbunden werden! Da ist die Politik in der Pflicht. Die Gesetzeslücke, die dieses Unrecht ermöglicht, muss geschlossen werden!
    Wissen Sie übrigens, warum überhaupt unter Bismarck die Sozialgesetzgebung angestoßen worden ist? – Man hatte bei den Musterungen für die Reichswehr festgestellt, dass die jungen Männer aus der Arbeiterschicht so schlecht ernährt waren, dass sie für den Kriegsdienst untauglich waren … Aus gutem Grund und mit vollem Recht gelten in unserem Land soziale Standards in der Arbeitswelt wie das Verbot von Kinderarbeit, gesetzlich verankerte Standards wie Arbeitsschutz und Sozialleistungen. Auch in einer Marktwirtschaft darf und muss es Mindeststandards geben, von denen wir sagen: »Darunter tun wir’s nicht! Darunter müssen’s auch andere bei uns nicht tun!«
    Deutschland gilt in Europa als Billiglohnland. Es braucht verbindliche Lohnuntergrenzen, um den erbarmungslosen und rücksichtslosen Unterbietungswettbewerb zu verhindern. Scheinselbstständigkeit muss bestraft werden!
    Die Arbeit der Rumänen und Bulgaren bei uns muss legalisiert werden. Der Gesetzgeber muss den Arbeitsmarkt öffnen, wie es für Polen, Tschechen und andere schon geschehen ist: Wenn sie schon bei uns die Schwerstarbeit machen, dann sollen sie dafür auch ganz legal anständig bezahlt werden können. Das Gebot der Gerechtigkeit ist: »Equal pay« – »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit«! Bürgermeister Gerdesmeyer hat angekündigt, dass der Rat der Stadt Lohne eine Resolution in diesem Sinne verabschieden wird.
    Ist es nicht so, dass osteuropäische Arbeiter in manchen Arbeitsbereichen leistungsfähiger und belastbarer sind als ihre deutschen Kollegen? Wie ist es dann zu rechtfertigen, wenn sie nur die Hälfte oder ein Drittel des vergleichbaren Lohnes bekommen? Sie schaffen doch mit ihrer Arbeitskraft einen Gegenwert, den der Unternehmer selbst wieder vermarktet! Der Hinweis, dass es ihnen zu Hause noch schlechter geht und sie dort noch viel weniger verdienen würden, ist einfach zynisch! Das bedeutet doch: Not und Perspektivlosigkeit auszunutzen!
    Ich will an dieser Stelle das problematische Outsourcing von Dienstleistungen wie Reinigungsdiensten auch in christlichen Krankenhäusern nicht verschweigen. Da haben wir als Kirchen durchaus eigene Baustellen; auch hier braucht es verbindliche Lohnuntergrenzen!
    Der heilige
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