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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes
Autoren: John Saul
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und keiner scheint zum andern emotionale
Beziehungen zu unterhalten. Zumindest nicht auf den ersten
Blick. Wahrscheinlich verbirgt sich da einiges unter der
Decke.«
»Vielleicht haben sie auch nur diesen armen Kerl nicht
gemocht, der heute ertrunken ist«, warf Elaine ein.
»Vielleicht«, stimmte Brad zu, »aber ich glaube, daß da noch
etwas anderes ist, das sehr viel tiefer geht.« Er machte eine
Pause, und die beiden schmiegten sich zärtlich aneinander,
während draußen das Wetter tobte. Der Wind frischte immer
mehr auf, und das Gebäude begann in allen Fugen zu knarren.
»Ich mag sogar das Wetter hier«, sagte Brad leise, »es macht
mir Lust auf Liebe.«
Elaine löste sich von Brad und stand auf. Einen Augenblick
später glitt ihr Rock zu Boden, gefolgt von der Bluse. Nackt
stand sie vor Brad mit vorgereckten Brüsten und lächelte
zärtlich auf ihn herab.
»So ein Sturm hat auch sein Gutes«, meinte sie leise, »man
hört nicht, was im Nebenzimmer vorgeht.«
Dann schlüpfte sie zu ihm ins Bett.
    Zwei Meilen außerhalb von Clark’s Harbor, am nördlichen
Ende des Sod Beach genannten Halbmonds aus Sand,
schimmerte ein einzelnes Licht schwach durch die Nacht. Es
kam aus einer kleinen Hütte und reichte nicht einmal aus, bis in
die Ecken des Raums, geschweige denn durch das dicht an das
Häuschen heranreichende dunkle Gehölz zu dringen. Rebecca
Palmer versuchte in dem trüben Schein Geschirr zu waschen.
Als ihr fast ein Teller entglitten wäre, stieß sie einen
unterdrückten Fluch aus. Aber die Ohren ihres Sohns waren
schärfer, als sie gedacht hatte.
    »Daddy!« schrie Robby mit dem puritanischen Eifer eines
Neuneinhalbjährigen, »Mami hat ein böses Wort gesagt!«
Glen schaute von dem Spiel auf, das er mit seiner Tochter
spielte, und warf seinem Sohn einen strengen Blick zu.
»Dagegen müssen wir vermutlich etwas unternehmen«, meinte
er dann lächelnd.
Robby nickte eifrig mit dem Kopf, aber bevor er etwas sagen
konnte, hörte man die Stimme seiner kleinen Schwester.
»Welches?« fragte sie interessiert, »hat sie Pups gesagt?«
Robby strafte sie mit Geringschätzung. »Aber das doch nicht,
Missy, das sagt doch jeder, sie hat ›verdammte Scheiße‹
gesagt.«
Missy wandte sich an ihren Vater, ihr siebenjähriges Gesicht
glühte vor Neugier. »Das kenne ich noch gar nicht, darf ich das
auch sagen?«
»Vergiß es lieber«, wies Glen sie lächelnd zurecht und
wandte dann seine Aufmerksamkeit seiner Frau zu. »Was ist
denn, Liebling?«
Rebecca biß sich auf die Lippen, um nicht einfach
loszuheulen. »Oh, nichts, gar nichts. Es wäre nur schön, wenn
wir hier draußen elektrisches Licht hätten, dann könnte ich
wenigstens sehen, ob diese Teller hier sauber sind.«
»Das ist doch kein Grund, sich aufzuregen«, meinte Glen
leichthin, »wenn du nicht sehen kannst, ob sie sauber sind,
sieht auch niemand den Schmutz – habe ich recht?« Doch er
spürte sofort, daß sein kleiner Scherz nicht ankam. Er stand
rasch auf und trat an seine Frau heran. Robby nahm die kleine
Schwester bei der Hand und führte sie in den winzigen Raum,
in dem sie schliefen. Als die Kinder verschwunden waren,
nahm Glen seine Frau in die Arme und drückte sie an sich.
»Es ist schwer, nicht wahr?« sagte er leise. Mit dem Gesicht
an seiner Brust nickte Rebecca. Einen Augenblick lang war sie
in Versuchung, jetzt den Tränen freien Lauf zu lassen, doch
dann zog sie es vor, erneut zu fluchen. Diesmal mit mehr
Nachdruck.
»Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße!« Das schien sie
zu erleichtern. Sie löste sich von Glen und versuchte ein
Grinsen. »Tut mir leid«, sagte sie, »ich werd’s schon schaffen,
keine Sorge. Die großen Dinge machen mir keine Probleme –
es sind immer die Kleinigkeiten, die mich aus der Fassung
bringen, wie beispielsweise Kerosinlampen, die weniger
hergeben als eine Vierzig-Watt-Birne. Allerdings gäbe es heute
nacht sowieso keinen Strom, auch wenn wir angeschlossen
wären«, fügte sie noch hinzu, als ein Blitz aufzuckte und der
unmittelbar nachfolgende Donner die Kinder wieder zu den
Eltern trieb. Missy warf sich in die Arme des Vaters, während
Robby in der Tür stehenblieb, die Arme fest um einen
zitternden schwarz-weißen Spaniel geschlungen. Glen überfiel
beim Auftauchen der Kinder ein Gefühl der Erleichterung;
plötzlich war die Spannung gebrochen, allerdings nur für den
Augenblick, wie er wußte. Irgendwann mußten sie die in ihnen
beiden angestauten Ängste entschärfen. Er wußte nur
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