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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison
Autoren: Katja Klimm
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noch anfingen, Nachforschungen anzustellen, haben sie natürlich versucht, um jeden Preis zu verhindern, dass wir mit der Polizei in Kontakt kamen«, erklärte Lys weiter. »Deshalb hat Julia immer alle Anrufe selbst übernommen.«
    »War eigentlich wirklich Gift in dem Kaffee, den Julia Christine gegeben hat?«, fragte McKinley.
    »Nö«, sagte Sibel. »Da war tatsächlich nur die Milch sauer.«
    »Und wie passt die echte Alison jetzt in diese Geschichte?«, fragte Herr Thieler.
    »Tja, das wissen wir auch nicht so richtig.« Leo zuckte mit den Achseln. »Vor etwa drei Monaten hat sie unter dem Namen Anna Pavlova als Putzhilfe im Hotel angefangen. Herr Berghäuser hat eine Reihe von Leuten beschäftigt, die er nicht angemeldet hatte. Und deshalb hat er sie auch eingestellt, ohne Papiere von ihr zu verlangen – böser Fehler, kann man sagen. Sie hat sich die Haare blond gefärbt, einen russischen Akzent vorgetäuscht und so einen Zahneinsatz getragen, wie ihn Schauspieler manchmal als Requisit benutzen. Niemand hat sie erkannt. Mal ehrlich – wer schaut sich schon die Putzfrau so genau an?«
    »Aber was hat sie vorgehabt?«, fragte McKinley. »Wollte sie Berghäuser den Mord an Maria nachweisen? Wollte sie Alex retten?«
    »Gute Frage. Keine Ahnung«, sagte Sibel. »Auf alle Fälle hat sie neulich Abend sofort kapiert, dass Leo im Haus oben in Gefahr war. Und da hat sie sich wohl entschieden, dass jetzt die Zeit zum Handeln gekommen war, und beschlossen, den Deus ex Machina zu spielen.«
    »Den was?«, fragte Sebastian und guckte verwirrt.
    »Deus ex Machina. Der Retter in letzter Sekunde. Kannste ja auch mal googeln.«
    »Wenn man alles googeln würde, was du so von dir gibst, würde das Netz zusammenbrechen«, knurrte Sebastian.
    »Verrückte Geschichte«, murmelte Herr Thieler zum zweiten Mal. »Der arme Alex Berghäuser – man will sich ja gar nicht vorstellen, was er in diesen langen Monaten mitgemacht hat! Was wird jetzt nur aus ihm werden?«
    »Er liegt im Moment noch hier auf der Neurologie, aber sie werden ihn wohl bald in eine Reha bringen«, sagte Leo. »Sie meinen, dass sein Gehirn sich fast vollständig von dem Unfall erholt hat. Aber er wird wohl nie wieder laufen können.«
    »Armer Junge«, seufzte McKinley.
    »Ich weiß nicht, ich denke, für Alex ist das weniger schlimm, als es für manch anderen wäre«, meinte Leo achselzuckend. »Er hat sich sein Leben immer an einem Computer vorgestellt, alles andere war für ihn uninteressant. Und um einen Computer zu bedienen, muss er nicht laufen können.«
    »Und diese Drogenchefin, die das Ganze eingefädelt hat? Ich hoffe, die kommt jetzt auch hinter Gitter!«, sagte Herr Thieler erbost.
    Die anderen tauschten einen langen Blick.
    »Ich weiß leider gar nichts über die Frau, weder ihren Namen noch den ihrer Firma in Deutschland«, murmelte McKinley. »Und Berghäuser schweigt sich aus. Er hat wohl Angst vor Rache, wenn er der Polizei etwas verrät.«
    »Das heißt, dieses Weibsstück, das seine eigenen Verwandten umbringen lässt, kann weiter tun und lassen, was sie will?«, fragte Herr Thieler fassungslos.
    »Wenn kein Wunder geschieht…« McKinley hob die Schultern. »Maria hatte recht. Sie sagte, es war ein Fehler, dass sie und Alison in diesem Prozess gegen ihre Stiefmutter ausgesagt haben. Man kann diese Leute nicht besiegen. Sie gewinnen immer.«
    Für einen Moment herrschte eine deprimierte Stille. Dann räusperte sich Herr Thieler und sagte: »Diese nette Ärztin da draußen hat gesagt, Lys und Sebastian dürften heute nach Hause. Sobald ihr eure Sachen gepackt habt, können wir los.«
    »Und mein Motorroller?«, fragte Sebastian.
    »Schon geklärt.« Sibel grinste. »Mein Vater und Cem sind bereits mit dem Laster auf dem Weg hierher, um die Klapperkiste heimzubringen.«
    Eine halbe Stunde später liefen sie gemeinsam zum Parkplatz, wo die Polizei Sebastians Motorroller abgestellt hatte. »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Lys’ Vater Leo, der sie begleitete.
    »Ich bleibe noch ein paar Tage und helfe Alex, bis er sich in der Reha eingelebt hat«, sagte Leo. »Dann fliege ich nach Hause.«
    Sibel machte ein enttäuschtes Gesicht. »Ja, und Alison?«, fragte sie.
    »Was ist mit Alison?«
    »Na – willst du sie denn nicht suchen?«
    Leo lachte leise. »Wenn Alison wollte, dass ich sie finde, hätte sie mir irgendeinen Hinweis hinterlassen. Nein, sie möchte nicht, dass wir Kontakt haben, und das muss ich akzeptieren.«
    »Aber du liebst sie
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