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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison
Autoren: Katja Klimm
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gesehen, dass wir abgebogen sind!«, verkündete Sebastian nach einem erneuten Blick aus der Heckscheibe. »Sie folgen uns.«
    »Gut. Sehr gut«, sagte Anna.
    »Gut? Die sind bewaffnet! Und die Straße endet beim Hotel! Dann sitzen wir in der Falle!«
    »Umso besser. Festhalten!«
    Lys wurde gegen das Armaturenbrett geschleudert, als der Wagen nach rechts in einen Feldweg schlitterte. Gleichzeitig verstummte der Motor und die Scheinwerfer erloschen.
    »Was soll das?«, fragte Leo heiser.
    Anna sah über ihre Schulter nach draußen. Auch Lys starrte nach hinten. Keine fünf Sekunden vergingen und auf der Straße schoss der rote Sportwagen vorbei, auf dem Weg zum Hotel.
    Anna ließ den Motor wieder an und setzte zurück. Dann folgte sie dem anderen Fahrzeug in einigem Abstand.
    »Was machen Sie denn?«, rief Leo von hinten. »Wir müssen in die andere Richtung! Wir müssen…«
    »Die Polizei holen?« Anna grinste. »Schau mal geradeaus.«
    Da bog der Transporter um die letzte Ecke.
    Lys sperrte den Mund auf. Der Platz vor dem Hotel wimmelte nur so von Fahrzeugen mit Blaulicht. Sie sah Feuerwehrautos, Krankenwagen, Polizeifahrzeuge. »Wo kommen die denn her?«, staunte sie.
    »Wisst ihr, Leute, in solchen Situationen braucht man etwas Fantasie«, sagte Anna. »Wenn eine Geschichte zu abenteuerlich ist, glaubt sie die Polizei nicht. Und dann muss man ihr eben etwas anderes erzählen. Zum Beispiel, dass das Hotel Eifelblick in Flammen steht. Brandstiftung.«
    Vor ihnen war der rote Sportwagen zum Halten gekommen, der Motor lief noch, vermutlich wussten die Insassen nicht, was sie jetzt tun sollten. Anna holte tief Luft. »So. Jetzt müsst ihr euch wirklich festhalten.« Dann gab sie Gas.
    Alle schrien auf, als der Transporter die Stoßstange des Sportwagens rammte und diesen gegen ein Polizeiauto schob. »Sie sind ja irre, das ist ein Mietwagen!«, schrie Sibel. Anna beachtete sie gar nicht, sie war mit einem Satz aus dem Wagen gesprungen. Lys kletterte hinterher. Zwei Polizisten kamen auf den Sportwagen zugerannt. Da sprang die Fahrertür auf und Julia Sommer stürzte nach draußen, eine Pistole in der Hand. »Stehen bleiben!«, kreischte sie den Polizisten entgegen. »Stehen bl…« In diesem Moment warf sich Anna von hinten gegen sie. Julia krachte auf die Motorhaube, die Pistole fiel aus ihrer Hand und schlitterte ins Gras. Sofort sprang einer der Polizisten herbei und zog seine Waffe aus dem Pistolengurt. Der andere schritt zur Beifahrertür. »Nicht schießen!«, hörte Lys Wolfgang Berghäuser jammern. »Ich ergebe mich.«
    Ein weiterer Polizist kam auf sie zugehastet. »Was ist denn hier los?«, schrie er. »Was soll das? Wieso fuchtelt diese Verrückte mit einer Waffe herum?«
    Anna trat auf den Polizisten zu. So sah Lys ihr Gesicht das erste Mal von vorn und sie begriff, warum ihr die Putzfrau so verändert vorgekommen war. Ihre Zähne, diese auffallenden vorstehenden Zähne, sahen auf einmal völlig normal aus. »Diese Leute haben heute Abend versucht, mehrere Menschen umzubringen, um einen länger zurückliegenden Mord zu vertuschen«, sagte sie. »Die junge Dame hier und die vier Leute im Transporter können das bestätigen. Es wäre gut, wenn Sie sofort ein paar Kollegen und einen Krankenwagen zu dem Haus oben am Wald schicken könnten, dort befinden sich ein Verletzter und ein kranker junger Mann, der von seiner Familie monatelang gefangen gehalten wurde.«
    Der Polizist starrte sie verdattert an. Dann sagte er: »Warten Sie.« Er zog ein Funksprechgerät aus dem Gürtel und begann hektisch hineinzusprechen.
    Sibel kam aus dem Auto geklettert, gefolgt von Sebastian und einem jaulenden Özil. »Mir tut alles weh!«, jammerte Sebastian.
    »Und ich habe die Schuhe in der Villa liegen lassen«, grummelte Sibel. »Zweihundert Euro!«
    Immer mehr Polizisten kamen zusammen. Ein Sanitäter half der schluchzenden Christine Saier aus dem Auto und führte sie zu einem Krankenwagen. Ein anderer kümmerte sich um Leo, dem beim Aussteigen die Beine weggesackt waren. Jetzt saß er auf dem Rasen, an einen Baum gelehnt und wiederholte immer wieder: »Alex. Jemand muss Alex helfen.« So lange, bis ihm ein Polizist versicherte, dass ein Streifenwagen schon auf dem Weg zum Wohnhaus der Familie Berghäuser sei.
    Lys lehnte sich gegen den Transporter und sah müde und erschöpft dem Treiben ringsumher zu. Überall liefen Feuerwehrleute herum. Einige Hotelgäste standen am Rand und beobachteten neugierig die Szene. Manche waren
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