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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison
Autoren: Katja Klimm
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Gottheit der mexikanischen Ureinwohner. Hilft das jetzt irgendwie weiter? Wohl kaum. Vielleicht ist diese Person, die Alison bedrohte, Mexikaner? Oder Mexiko-Fan? Oder… ach, das führte doch zu nichts!
    O.k., ein allerletzter Versuch. Und wenn das nichts bringt, machst du diesen verdammten Computer endgültig aus und vergisst die ganze Sache.
    Suche: Chalchiu Totolin Alison. Enter.
    »Chalchiu Totolin. Am Sonntag stirbt Alison.« Wieder und wieder und wieder. Und dann, auf Seite fünf ganz unten: »…gab die Theatergruppe Chalchiu Totolin ihr Debut… die Hauptrollen spielten Anna-Lena Meyer, Leo Lambert, Marcus Siebert, Alexander Bergheimer und Alison McKinley…«
    Lys runzelte die Stirn und klickte auf den Link. Es war die Website einer Schule. Max-Beller-Schule, eine Privatschule in der Nähe von Köln. Unter »Veranstaltungen« war eine ganze Seite zum Auftritt einer neu gegründeten Schüler-Theatergruppe zu finden, die sich offenbar den Namen Chalchiu Totolin gegeben hatte. Darunter war auch ein Foto der Akteure. Elf Jungen und Mädchen, ungefähr zwischen fünfzehn und siebzehn.
    Als Dritte von links stand in der ersten Reihe ein Mädchen mit schwarzen Haaren, die sich in ihre Stirn ringelten und ihr bis fast über die dunklen strahlenden Augen fielen. Lys suchte in der Bildunterschrift. Es war Alison McKinley.

Donnerstag
    Die Autowerkstatt der Familie Özcelik lag nur eine Querstraße weiter. Lys warf einen Blick durch die große Fensterscheibe des Ladens im Erdgeschoss. Neben ausgestellten Sommerreifen stand Frau Özcelik wie immer hinter dem Ladentisch, flankiert von Musikanlagen für Kraftfahrzeuge, Fußmatten und Werkzeugsets, und beriet gerade einen Kunden, der offenbar eine Frontscheibenabdeckung mit aufgedruckten Südseepalmen kaufen wollte. Lys winkte ihr zu und huschte in die Einfahrt, die in den Hinterhof führte. Dort waren mehrere PKWs abgestellt, von denen die meisten schon bessere Tage gesehen hatten. Eine kleine Rampe führte zum Eingang eines zweistöckigen Gebäudes empor. Lys war sie schon so oft hinaufgeklettert, dass ihr jede Kerbe im Beton bekannt vorkam. Mit zwei Sprüngen war sie oben und stieß die Tür zur Werkstatt auf.
    Herr Özcelik stand in der Mitte des Raums an einer Hebebühne, auf der in eineinhalb Metern Höhe ein schmucker Mercedes schwebte, und war offenbar damit beschäftigt, einen Reifen zu wechseln. Er war ein recht kleiner Mann mit einer Halbglatze und einem gutmütigen Gesicht, das wochentags stets von einer Schicht Wagenschmiere bedeckt war.
    »Hallo, Onkel Ahmed«, sagte Lys. Onkel Ahmed – so hatte sie ihn schon genannt, als sie vier gewesen und mit Sibel zusammen in den Kindergarten gegangen war.
    Onkel Ahmed sah um den Reifen herum. »Lys?«, fragte er. Seine Stimme hatte einen leicht unbehaglichen Unterton.
    »Ist Sibel da?«, fragte Lys.
    »Hm.« Onkel Ahmed wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Ja. Schon.«
    Lys sah ihn fragend an. »Kann ich nicht zu ihr?«, fragte sie verwundert.
    »Kommt darauf an«, meinte Ahmed.
    »Worauf?«
    »Ob du ’ne schusssichere Weste dabeihast.«
    »Wieso? – Oh!« Lys schnappte nach Luft. »Die Geburtstagsfeier!«
    »Die Geburtstagsfeier.« Ahmed nickte bestätigend mit dem Kopf und sah skeptisch zur Decke über seinem Kopf. »Auf deine Verantwortung«, meinte er düster. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, falls sie dir den Kopf abreißt oder dich mit ihrer Nagelfeile zerstückelt.«
    Lys schlich mit eingezogenem Kopf die Treppe zur Wohnung hinauf. Die Wohnungstür stand wie immer offen. Sie trat ein und wandte sich nach rechts, wo Sibels Zimmer lag. Einen Moment lang starrte sie zögernd auf die Tür, die mit einer quietschrosa Blümchenfolie beklebt war. Dann beschloss sie, dass es keinen Sinn hatte, die Konfrontation aufzuschieben, und klopfte an. »Sibel? Ich bin’s, Lys.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Totenstille. Dann flog die Tür auf und eine Stimme kreischte: »Du!«
    Lys wich bis zur gegenüberliegenden Wand zurück. Sibel kam aus dem Zimmer gestürzt, in ihrem Blick ein Ausdruck von wütendem Irrsinn, der noch durch ihre zum Teil in Lockenwickler gedrehten, zum Teil lose herabhängenden Haare verstärkt wurde. »Du wagst es, hierherzukommen, nachdem du mich dermaßen sitzen gelassen hast?«, schrie sie mit so schriller Stimme, dass Lys sich nur mit Mühe zurückhalten konnte, beide Hände über die Ohren zu pressen.
    »Es… es tut mir leid. Ich… hatte etwas zu erledigen, etwas Wichtiges, und
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