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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison
Autoren: Katja Klimm
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Eintrag und das Foto sind vier Jahre alt! Wenn Alison vor vier Jahren etwa fünfzehn war, dann ist sie jetzt neunzehn und geht längst nicht mehr zur Schule und ist damit auch nicht mehr in der Theatergruppe.«
    »Wieso? In unserem Schulorchester spielen auch immer wieder ehemalige Schüler mit«, meinte Sibel. »Lys, gib’s zu, das ist die wahrscheinlichste Erklärung.«
    Wieder schüttelte Lys den Kopf. »Nein. Das kann nicht sein. Da steckt mehr dahinter.«
    Sibel drehte sich mit gerunzelter Stirn im Stuhl herum. »Sag mal, kann es sein, dass du dir wünschst, dass diese Alison in Lebensgefahr schwebt?«
    »Was?« Lys sah ihre Freundin entgeistert an. »Wieso sollte ich das tun?«
    »Wer weiß«, Sibel hob die Schultern, »vielleicht denkst du, auf diese Weise etwas wiedergutmachen zu können.«
    Einen langen Augenblick war Lys nicht in der Lage zu antworten. Ihre Fingernägel krallten sich in ihre Handflächen. Als sie schließlich ihre Stimme wiederfand, war das Zittern darin nicht zu überhören. »Das ist Quatsch. Und das weißt du.«
    »Tja. Wenn du meinst…« Sibel sah auf den Bildschirm zurück. »Es würde auf alle Fälle nichts schaden, wenn wir bei dieser Schule mal nachfragen, ob die Theatergruppe eine Werbeaktion ins Netz gestellt…« Die Türklingel unterbrach Sibels Worte. »Immer dasselbe, wenn ich gerade eine Inspiration habe!« Sibel stieß den Stuhl zurück und lief zur Wohnungstür.
    »Das ist sicher nur der Paketbote«, meinte Lys. »Papa hat vermutlich wieder ’ne neue Angelrute oder so bestellt.«
    Sibel strich sich die Haare aus der Stirn, setzte ihr liebreizendstes Lächeln auf und öffnete schwungvoll die Tür. »Jaaaa?«, flötete sie.
    »Tag.« Draußen im Treppenhaus trat Sebastian verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ist Lys da?« Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um an Sibels Lockenpracht vorbeischauen zu können.
    »Nein«, sagte Sibel und schlug die Tür zu.
    »Was machst du denn da?«, rief Lys verärgert. »Das war Sebastian!«
    »Ach, ehrlich? Sorry, ich dachte es wäre der Putzmann«, meinte Sibel.
    »Blöde Kuh«, fauchte Lys und öffnete die Tür.
    Sebastian sah ziemlich wütend aus. »Was sollte denn das?«, schimpfte er.
    »Geschlossene Gesellschaft«, sagte Sibel schnippisch.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Lys verlegen.
    »Ich… ich wollte nur nach dir sehen.« Sebastian fuhr sich mit der Hand durch seine rote Mähne. Das tat er ständig, weshalb seine Frisur grundsätzlich in alle Himmelsrichtungen abstand. »Gestern, da warst du so… ach, ich weiß nicht. Und jetzt habe ich gehört, dass dein Vater wegfährt, da dachte ich…«
    »Oh, der tapfere Ritter eilt zu der einsamen Schönen, um sie zu retten!«, spottete Sibel. »Glaub mir, ich habe schon ein Auge auf Lys, du kannst dich gerne wieder auf deinen Bolzplatz verziehen. Außerdem sind wir beschäftigt.«
    Lys seufzte. »Also gut. Komm rein«, murmelte sie.
    Sibel schnaubte durch die Nase und lief zurück zum Computer.
    »Sie kann mich nicht leiden«, sagte Sebastian leise, während er im Flur seine Sneakers abstreifte. »Sie konnte mich noch nie leiden. Schon im Kindergarten hat sie mich gehasst.«
    »Ach Quatsch«, widersprach Lys.
    »Ständig hat sie mir die Luft aus den Fahrradreifen gelassen. Und weißt du noch, wie sie damals meinen Teddybär gepfählt hat?«
    »Weil du die ganze Zeit damit angegeben hast, es sei ein Vampir-Teddy«, kam Sibels spöttische Stimme vom Computer. »Und was das Fahrrad betrifft, sollten Leute mit deinem IQ sowieso besser zu Fuß gehen.«
    »Was… was macht ihr denn?«, fragte Sebastian, wobei er sich sichtlich Mühe gab, seiner Stimme einen lockeren Klang zu geben.
    Nein, nicht, wollte Lys am liebsten schreien, doch es war schon zu spät. »Wir verfolgen einen Mörder«, verkündete Sibel bereits von oben herab. »Lys hat im Netz einen verdächtigen Satz gefunden und meint jetzt, wir müssen ein Verbrechen verhindern.«
    Stille. Lys wagte es nicht, zu Sebastian hinüberzusehen. Oh Sibel, warum kannst du nicht einmal deine Klappe halten?
    »Einen Mörder?«, fragte Sebastian. Seine Stimme klang eine halbe Oktave höher als sonst.
    Lys warf ihm einen raschen Seitenblick zu. Die weiße Wand in seinem Rücken hatte mehr Farbe als Sebastians käsebleiches Gesicht. »Es ist wahrscheinlich gar nichts«, beschwichtigte sie. »Sibel übertreibt mal wieder.«
    »Ich übertreibe? Wer nervt denn den ganzen Morgen damit, dass ein Mensch in Todesgefahr schwebt, dem man
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