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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison
Autoren: Katja Klimm
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dringend helfen muss und blablabla«, empörte sich Sibel.
    Sebastians Gesichtsfarbe wurde immer unnatürlicher. Er ließ sich auf die Schreibtischkante sinken und vergrub die zitternden Hände in den Taschen. »Es ist aber nicht… du hältst es nicht für so etwas wie… es ist doch keine Amokdrohung, oder?«
    »Nein, Quatsch«, murmelte Lys.
    »Neinnein, keine Sorge«, sagte Sibel leichthin. »Sie denkt nur, es sei ein psychopathischer Serienmörder, der gerade seine erste Tat im Internet angekündigt hat. Und das geplante Opfer hat sie auch schon gefunden. Alison ist ihr Name und Lys meint, von allen Menschen auf dieser Welt, die Alison heißen, meint der Mörder hundertprozentig die Alison, die vor vier Jahren in der Theatergruppe der Max-Beller-Schule mitgespielt hat.«
    »Was?«, fragte Sebastian verwirrt.
    »Oh, vergiss es, das übersteigt deinen Horizont«, meinte Sibel.
    »Mann, Alison ist vielleicht ein häufiger Name, aber Chalchiu Totolin doch nicht«, protestierte Lys. »Dass zwei verschiedene Alisons in Deutschland etwas mit einem Chalchiu Totolin zu tun haben, ist doch völlig unwahrscheinlich. Es ist also doch zumindest möglich, dass Alison McKinley die Alison ist, auf die sich die Mordankündigung bezieht.«
    »Ja. Es wäre auch möglich, dass die Regierungen dieser Welt von Außerirdischen kontrolliert werden. Aber sehr wahrscheinlich ist es nicht«, sagte Sibel trocken.
    Lys starrte auf die Website der Max-Beller-Schule. »Da steht eine Telefonnummer«, murmelte sie. »Ich rufe da jetzt mal an.« Sie stand auf und lief auf den Flur hinaus.
    »Sehr gut. Endlich wirst du vernünftig.« Sibel folgte ihr auf dem Fuß. »Ich gehe jede Wette ein, dass ich recht habe und das Ganze eine Werbekampagne für diese Theateraufführung ist. Vielleicht überlegst du dir es dann das nächste Mal ein bisschen genauer, bevor du ganz umsonst eine Nacht lang Panik schiebst.«
    Lys nahm das Telefon von der Kommode, wo es zwischen Schlüsseln, ungeöffneten Briefen und einer Schachtel zuckerfreier Kaugummis lag, und lief in ihr Zimmer zurück. Sebastian hatte es sich mittlerweile auf dem Schreibtischstuhl bequem gemacht, seine rechte Hand scrollte an der Maus, während er angestrengt auf den Bildschirm starrte. Lys begann zu wählen. Sebastian hatte die Stirn gerunzelt, sein Mund stand halb offen.
    »Oh. Das Lesen scheint dich ja gewaltig anzustrengen«, spottete Sibel.
    »Lys.« Sebastians Stimme klang eigenartig. »Lys, warte mal kurz.«
    »Scht!«, zischte Lys. »Oh – äh, ja, hier spricht Lysande Thieler. Bin ich hier richtig bei der Max-Beller-Schule?« Sie drückte auf den Lautsprecher und im nächsten Moment hörten auch die anderen beiden eine Frauenstimme, die mit einem geschäftsmäßigen »Gewiss, was kann ich für Sie tun?« antwortete.
    »Lys. Lys, hör mir zu!«, flüsterte Sebastian drängend.
    Lys winkte ärgerlich ab. »Ich hätte eine Frage, was Ihre Theatergruppe betrifft. Ist es richtig, dass Alison McKinley immer noch dort mitspielt?«
    Sebastian stöhnte auf und ließ den Kopf in die Hände sinken. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
    »Hallo?«, fragte Lys verwundert. »Sind Sie noch dran?«
    In diesem Moment ertönte erneut die Stimme aus dem Lautsprecher, aber nun war sie nicht mehr geschäftsmäßig, sondern heiser und unsagbar wütend. »Das ist ja wohl ein sehr schlechter Scherz!«, stieß sie hervor. Dann klickte es in der Leitung und danach war nur noch das Belegt-Zeichen zu hören.
    Verwundert schaltete Lys das Telefon aus. »Was war das denn?«, fragte sie.
    »Mann, wenn du mir mal eine Sekunde zugehört hättest…«, nörgelte Sebastian.
    »Wieso? Was ist denn?«
    »Bitte!« Sebastian wies auf den Computer.
    Den Großteil des Bildschirms nahm ein Bild von Alison McKinley ein. Sie saß auf der Lehne einer Bank vor einer Eisdiele und lachte in die Kamera, ihre dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Über dem Bild stand in fetten Buchstaben: WER HAT ALISON GESEHEN?
    »Was ist das?«, fragte Sibel.
    Sebastian zuckte mit den Schultern. »Ich habe einfach mal ›Alison McKinley‹ eingegeben und da kam das!«
    Lys war mit einem Satz beim Computer und las die Bildunterschrift laut vor.
    »Die sechzehnjährige Alison McKinley ist seit dem 15. März spurlos verschwunden. Am Nachmittag diesen Tages verließ sie gegen 16 Uhr die Wohnung ihrer Mutter, um zum Joggen zu gehen, und kehrte nie nach Hause zurück. Zwei Tage später fand die Polizei in einem nahegelegenen
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