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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Muegge
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mit breiter Nase und rötlichen Katzenaugen, dabei kriechend demütig und ekelhaft schmutzig, würde er mich vielleicht belustigt haben, dachte der Landrichter für sich.
Allein dies besondere Exemplar, an welchem sich die Bildungsfähigkeit seines Stammes offenbaren sollte, schien mit Selbstgefühl und Ansprüchen begabt zu sein.
Wenn es wahr ist, daß geistiges Leben die unschönen Züge eines Gesichtes veredeln kann, so war Olaf Holmböe ein Beweis dafür. Seine schwache Gestalt hatte nichts von dem krüppelhaften und unförmigen Wuchs vieler seiner Unglücksgenossen. Er war schlank, doch seine Schultern breiter, als sie sein sollten. Seine Züge erinnerten dabei wohl an seine Abstammung, aber bei alledem waren sie keineswegs häßlich, denn aus den kleinen schiefgeschlitzten Augen strahlte ein Feuer, das dem Ganzen zugute kam und ihm einen eigentümlichen Reiz gab. Sein schlichtes schwarzes Haar fiel reich und fein über eine wohlgebildete Stirn, seine gelbliche Hautfarbe stach gegen die weiße Halsbinde fremdartig ab, und sein schwarzer Rock war so sauber, als halte er viel darauf, gerade die größte Untugend seines Volkes nicht an sich zu dulden.
»Es ist Scherz, Ole«, lachte der Kaufmann, als er den starren Blick bemerkte, »Scherz von dem Sorenskriver, der dein Gönner und Beschützer sein wird so gut wie Holmböe, wenn du dich danach hältst. Setz dich nieder hier, nimm dein Glas und trinke mit uns. Bist ein armer Tropf, aber ein anstelliger Bursch, der es verdiente, besser geboren zu sein. Nimm dein Glas, sag ich. – Und nun, Mary, lauf hinaus und sieh, wie es mit Tisch und Küche steht. – Werdet zufrieden sein müssen, Ihr Herren, mit dem, was ich zu geben vermag. Eine Schüssel frischen Kabeljau und ein paar Lachsforellen samt einem halben Dutzend Vögel, die Olaf heute geschossen und mitgebracht hat, wird so ziemlich alles sein, was Mary aufträgt.«
Nach einer Viertelstunde führte er seine Gäste in das große Wohnzimmer, wo ein feines Leinentuch und englische blaue Fayenceteller ihnen entgegenblitzten. Eine ungeheure dampfende Schüssel stand in der Mitte, und da Fische und Vögel trefflich gefunden wurden und Stureson und Stockfleth den besten Appetit zeigten, so verschwand bald der größte Teil der guten Speisen.
Das Flaschenfutter und der blanke Teekessel erschienen dann nochmals wieder, aber es war spät geworden, und nach einigen rasch geleerten Gläsern hielt Stureson es für Zeit, sich ins Bett zu begeben.
Im oberen Geschoß des Hauses war eine nette Kammer für ihn bereit, und lange noch, als er unter den weichen Decken lag, überlegte er die Verhältnisse und schlief endlich unter vielen angenehmen Vorstellungen ein.
In einem Hause von Holz dröhnt jedes Wort und jeder Schritt durch Decken und Wände, und wäre der Landrichter nicht sehr ermüdet gewesen, würde er ziemlich früh aufgeweckt worden sein von dem Lärm im Packhause und an der Bucht, wo die Jachten des Kaufmanns mit Tranfässern beladen wurden und Boote zum Fischen ausfuhren, sowie von dem Lärm im Hause, wo Christie Hvaland seinen Kramladen geöffnet hatte und den umwohnenden Leuten allen möglichen Lebens- und Wirtschaftsbedarf verkaufte.
Ein solcher Kramladen enthält alles, was der Mensch nötig hat, es ist das bunteste, denkbare Allerlei. Hier stand der rührige Kaufmann mit zwei Gehilfen zwischen Haufen von Kleidungsstücken aller Art für Frauen und Männer, zwischen Stiefeln und Linnen, Eisenwerkzeug und Hanfschnüren, Angelhaken und Porzellan, Nähnadeln und Ankertauen. Aus zahllosen Kasten und Fächern sahen seine Vorräte heraus, und neben ihm lag sein großes Rechenbuch auf dem Tisch, worin jeder Fischer und Anwohner sein besonderes Konto hatte.
Bares Geld brachte ein Käufer selten oder nie zum Vorschein, denn jeder nahm auf Borg, was er bekommen konnte; aber darin besteht eben die Kunst des Kaufmanns in den Fjorden und der Gewinn, welcher ihn reich macht, während die ganze Masse des Volkes bei aller Mühe, Not und Plage jahraus, jahrein arm und elend bleibt und immer tiefer in die Schuldbücher hineingerät. Christie Hvaland aber war einer der Schlauesten, der genau wußte, wie weit er bei jedem gehen konnte, bis sie ausgepreßt waren wie Zitronenschalen und fortgeworfen werden mußten.
Den rüstigen Fischern, welche noch eine Hütte und ein Boot hatten oder die ein Stück Land und eine Kuh besaßen, gab er gern und schwatzte immer mehr auf, als sie wollten; er durfte sie nicht aus seinem Buche lassen. Die
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