Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Mügge
Vom Netzwerk:
Gange am Packhause liefen die Bewohner der Handelsstelle zusammen, als sie das fremde Fahrzeug erblickten.
Nach wenigen Minuten hatte dies angelegt, und Lars Stureson sprang die Treppe hinauf mitten in den Kreis von Dienstleuten, Fischern und Weibern, die ihn neugierig betrachteten. Er rannte dabei an einen stämmigen kleinen Burschen, der einen Glanzhut auf dem Kopf hatte und, den Arm in die Seite gestemmt, ihn bewegungslos erwartete.
»Nimm es nicht übel«, sagte der Landrichter, als der Mann unter dem Gelächter seiner Nachbarn zur Seite taumelte. »Friede ins Haus, ihr Leute! Wo ist Herr Christie Hvaland?«
»Hier!« rief ein Mann, der in die Tür getreten war, an welche er sich lehnte und aus einer halblangen Pfeife gleichmütig weiterrauchte. Er musterte dabei den Fremden mit scharfen Blicken ohne irgendein Zeichen freundlicher Teilnahme und ohne sich im Rauchen stören zu lassen.
Nach der ersten üblichen Begrüßung bat der Landrichter um Obdach für diese Nacht, da Wind und Strömung das Boot am Fortkommen hinderten.
Christie Hvaland ließ ihn ausreden und setzte seine stillen Betrachtungen fort. Es war ein Mann von mehr als fünfzig Jahren, schmal und dünn. Sein lederhartes ausgetrocknetes Gesicht, das vorn sich zuspitzte und mit einer gekrümmten Nase endete, machte keinen sehr günstigen Eindruck. Gelbliches Haar lag auf seinem Kopfe und ließ die hohe, mächtig gewölbte Stirn unbedeckt, unter welcher hellblickende scharfe Augen den klug rechnenden Kaufmann ankündigten. Endlich zog er eine seiner langen knochigen Hände aus der Rocktasche, und indem er sie langsam nach dem Meer ausstreckte, sagte er: »Lenvigs Kirche könntet Ihr sehen, wenn es Tag wäre. Aber reisende Leute sind willkommen jederzeit. Laßt das Boot unter den Packraum fahren, damit es sicher liegt.«
Der Ton widersprach den Worten, er kündigte an, daß Herr Christie Hvaland sich eben nicht viel aus dem Besuch machte. Aber alles änderte sich, als Lars sagte: »Sie mögen recht haben, Herr Hvaland, ich hätte bei guter Zeit Lenvig erreichen können, wenn die Burschen ordentlich gerudert hätten, was mir lieber gewesen wäre, als Ihnen beschwerlich zu fallen. Ich bin der Sorenskriver Stureson, von der Regierung hierher gesandt, und muß eilen, um meinen Platz einzunehmen, der schon lange auf mich wartet.«
Der Kaufmann nahm rasch die Pfeife aus dem Mund, und über sein Gesicht verbreitete sich große Freude. Er wußte genau, was die Freundschaft des Landrichters zu sagen hat, und war ein umgewandelter Mann. »Glück in mein Haus!« rief er, »daß es sich so gefügt hat. Hätte es wissen können, daß Sie es sein mußten, Sorenskriver Stureson, und kein anderer, haben die Nachricht schon seit einiger Zeit bekommen.«
Er schüttelte ihm die Hand und führte ihn mit aller Höflichkeit und guten Wünschen in sein bestes Zimmer, wo der Landrichter sogleich die Bemerkung machen konnte, daß bis in diese öden Wildnisse mancherlei Luxus gedrungen sei, den Geld schaffen kann.
Da standen stattlich polierte Stühle aus dem prächtigen Birkenholz, das in den Bergen verarbeitet wird, da war ein Sofatisch, der auf einem bunten deutschen Teppich stand, da war endlich das bequeme Sofa selbst, das ohne Zweifel aus Hamburg stammte. Ein Schrank in der Ecke mit gebogenen Scheiben enthielt Tassen, Gläser und Kristallsachen, und an der Wandseite stand ein Klavier der größten Art, Metallrollen unter seinen gedrehten Beinen, und ein gestickter Sessel davor.
Der Kaufmann nötigte seinen Gast zum Sitzen, und während er ihm erzählte, daß er seit vier Wochen erst aus Bergen zurückgekehrt sei, wo er seine Stockfische diesmal zu besonders gutem Preise losgeschlagen habe, ohne allen Zwischenhandel mit den Berger Handelsherren abzuwarten, schloß er den Schrank auf und nahm ein Gestell heraus von Ebenholz, mit Silber beschlagen und eingefaßt, das er auf den Tisch pflanzte. Es befanden sich darin vier große geschliffene Flaschen, welche Rum, Arrak, Madeira und Rotwein enthielten. Die Flaschen paßten genau in die eingeschnittenen Behälter, und rund um diese befanden sich Trinkgläser in anderen Einschnitten, so daß man alles bei der Hand hatte, um nach Gefallen zu wählen. Dann stellte Herr Christie Hvaland eilig und geschäftig einen gefüllten Zuckerkorb daneben, und mit der anderen Hand zog er aus dem obersten Fach ein Kistchen mit Zigarren. Immer höflich erzählend, wandte er sich endlich nach der Tür und bat den Landrichter, ihm einen Augenblick zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher