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Am heißen Strand von Mexico

Am heißen Strand von Mexico

Titel: Am heißen Strand von Mexico
Autoren: Annette Broadrick
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eine Glucke mit nur einem Küken. Dauernd saß er ihr im Nacken und bestand darauf, genau zu wissen, was das Richtige für sie war.
    Sie hatte getan, was sie konnte, um ihn zufrieden zu stellen, indem sie in der Schule hart gearbeitet und gute Noten bekommen hatte. Sie hatte sogar nachgegeben, als er sich gewünscht hatte, dass sie zu Hause wohnen blieb und an der Georgetown University studierte statt in Vassar, was ihr viel lieber gewesen wäre.
    Aber nun wollte sie ausnahmsweise ihren eigenen Weg gehen, und das gefiel ihrem Vater gar nicht. Sie hatte gehofft, dass es ihn besänftigen würde, wenn sie nach ihrem Examen erst einmal ein paar Monate mit ihm verbrachte.
    Aber sie hätte wissen müssen, dass er immer weiter versuchen würde, Entscheidungen für sie zu treffen, so wie er es ihr Leben lang getan hatte.
    Deshalb hatten sie sich heute auch heftig gestritten.
    Gerade war Lindsey für zwei Wochen in New York bei einer ihrer Collegefreundinnen gewesen. Lindsey und Janeen hatten sich im Institut für Kunstgeschichte kennen gelernt und waren sofort Freundinnen geworden, als Janeen Lindsey erzählt hatte, dass sie an die Georgetown University gegangen war, um dem Einfluss ihrer Familie in New York zu entgehen.
    Janeens Eltern waren ziemlich reich und bewegten sich in den Besten Kreisen. Und genau wie der Senator glaubten sie, selbst am besten zu wissen, was gut für ihre Tochter war. Doch im Gegensatz zu Lindsey hatte Janeen sich durchgesetzt und war trotz ihres Protestes nach Washington gezogen.
    Während der vier Jahre dort hatte Janeen erreicht, dass ihre Familie ihre Unabhängigkeit akzeptierte. Nun, da sie ihren Abschluss hatte, hatte sie sich in Manhattan ein Apartment gemietet und arbeitete im Metropolitan Museum of Modern Art, wo sie schon vorher als Praktikantin gearbeitet hatte.
    Janeen hatte Lindsey mit einer der Kuratorinnen des Museums zusammengebracht, und die hatte Lindsey zu ihrer großen Freude eine Stellung angeboten. Im Januar sollte sie anfangen.
    Lindsey war so aufgeregt, dass sie sich kaum beherrschen konnte. Gestern Abend war sie erst sehr spät auf der Ranch ihres Vaters eingetroffen, und heute hatte sie ihm beim Frühstück erzählt, dass sie Anfang Januar nach New York ziehen würde.
    Daraufhin hatte er so laut gebrüllt, dass man es vermutlich über mehrere Staatsgrenzen hinweg hatte hören können. Nie zuvor hatte Lindsey ihn so wütend erlebt. Andererseits hatte sie auch noch nie zuvor ihren Willen durchgesetzt.
    Lindsey blieb standhaft, aber es fiel ihr sehr schwer, Ruhe zu bewahren und nicht zu weinen.
    "Was meinst du damit, dass du einen Job in New York angenommen hast? Hast du den Verstand verloren?" Er schlug mit der Hand auf den Tisch. Glücklicherweise waren sie schon mit dem Essen fertig, so dass in den Wasserund Orangensaftgläsern nur noch wenig Flüssigkeit war. Eine der Kaffeetassen kippte allerdings um.
    Der Senator ignorierte den vergossenen Kaffee und sah dann Lindsey böse an.
    "Weißt du, Dad", begann Lindsey ruhig, "ich könnte deine Reaktion besser verstehen, wenn ich sechzehn Jahre alt wäre und mit einem Elefantentrainer vom Zirkus durchbrennen wollte. Tatsächlich bin ich aber fünfundzwanzig. Die meisten Leute in meinem Alter arbeiten schon seit Jahren."
    "Du bist nicht wie die meisten Leute, Lindsey. Du bist meine Tochter. Es besteht keinerlei Veranlassung für dich, einen Job anzunehmen, und schon gar keinen so minderwertigen. Assistentin einer Assistentin. Das ist entwürdigend."
    Lindsey beherrschte sich weiter. "Ich würde sogar für die Chance bezahlen, in diesem Museum arbeiten zu dürfen, Dad. Dort werde ich von Experten lernen und die beste Ausbildung bekommen, die in meiner Berufssparte zu bekommen ist."
    "Berufssparte", wiederholte ihr Vater höhnisch. "Kunstgeschichte ist doch kein Beruf."
    "Und außerdem", fuhr Lindsey fort, "werde ich selbst entscheiden, ob, wann und wen ich heirate. Das überlasse ich weder dir noch deinen Freunden, die zufällig angeblich zu mir passende Söhne haben."
    Der Senator stand auf. "Das ist die reine Aufsässigkeit, und das werde ich nicht tolerieren. Verstehst du?"
    Lindsey stand ebenfalls auf. Sie lehnte sich unauffällig an den Tisch, weil ihr die Knie weich geworden waren. "Hast du dir eben selber zugehört? Du hast bewiesen, dass ich Recht habe. Aufsässigkeit gibt es nur bei Untergebenen, und das bin ich ganz bestimmt nicht."
    "Du schuldest mir Respekt, junge Dame, und davon kann ich heute nichts
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