Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)
Autoren: Matthias Glaubrecht
Vom Netzwerk:
östlichsten Punkt seiner gesamten Expedition durch den Archipel. Nur wenig weiter als hundert Kilometer von der Küste Neuguineas entfernt gelegen, bestehen die Arus aus etwa einhundert kleineren Eilanden und einem halben Dutzend größerer Inseln, von denen Wallace später in seiner Karte Wokan, Maikar und Kobror als die drei größten verzeichnet (eine vierte im Süden, Trangan, bleibt ihm noch unbekannt). Die Aru-Inseln mit ihren von Korallenriffen eingefassten Küsten sind gleichmäßig und üppig von Mangroven und tropischem Tiefland-Regenwald bedeckt; anders als die Kai-Inseln aber niedrig und flach, kaum irgendwo erheben sie sich höher als 70 Meter. Auf den ersten Blick ist es eine eher unspektakuläre Inselgruppe, aufgebaut aus Korallenkalk mit einer nur dünnen Bodenschicht, durchzogen von eigenartigen, schmalen Wasserstraßen. Wallace wird diese Kanäle für Überreste von Süßwasser führenden Strömen halten; doch es sind – einmalig auf der Welt – fünf schmale Meeresarme, nicht breiter als anderswo Flüsse. Sie lassen die Aru-Inseln auf seiner Karte wie ein Stück Land erscheinen, das an fünf Nahtstellen auseinanderplatzt.
    In dem winzigen Dörfchen Dobbo schlägt Wallace sein Quartier auf. Dobbo ist zu dieser Zeit ein saisonaler Außenposten der Handel treibenden Chinesen und Bugis, der Seenomaden von der Insel Celebes, die jährlich Aru besuchen. Der Ort besteht aus kaum mehr als drei Reihen von Häusern und Hütten, die zugleich als Lagerschuppen dienen; sie sind aus Pfosten, Balken und geflochtenen Palmblättern als Wände gebaut, Stroh bedeckt die Dächer. Mit Bedacht gewählt, liegt Dobbo auf einer schmalen, sich ins Meer erstreckenden, von Sand und Korallenbänken aufgebauten Landzunge. Sie bietet den Booten und Praus zu beiden Seiten Schutz vor den beständigen Monsunwinden, während eine stetige Meeresbrise die mehr als lästigen Stechmücken abhält, die Malaria verbreiten. Noch ist es früh in der Saison, der Ort beinahe verlassen, nur wenige der Handeltreibenden sind bereits angekommen. Wallace richtet sich auf Anraten des Herrn Warzbergen in einer der noch leer stehenden Palmblätterhütten ein. Ein aus Rohr gefertigter Stuhl, eine breite Bambusbank als Sofa und Bett zum Schlafen, grobe Holzbretter für Tisch und Regal dienen Wallace als durchaus zufriedenstellendes Mobiliar. Einige Matten werden auf dem Boden ausgebreitet und kurzerhand ein Fenster für mehr Licht in die Palmblattwand geschnitten. Mehr braucht er hier nicht, um sich so wohlzufühlen, »als hätte ich eine gut ausgestattete Villa erworben; dem Aufenthalt in dem Haus sah ich mit ungetrübtem Vergnügen entgegen« – er, der nun als erster Europäer überhaupt für einige Zeit auf den Aru-Inseln leben wird.
    Schon am nächsten Tag machen sich Wallace und seine beiden Helfer Ali und Baderoon auf, geleitet von einem ortskundigen Führer, ins Innere der Insel vorzudringen. Doch der Weg ist mühsam. Entweder führen die schmalen Pfade sie in Sumpfland oder werden durch umgestürzte Bäume und die kräftigen, klebrigen Netze großer Spinnen versperrt. Nur mit einigen Schwierigkeiten, so schildert Wallace diese erste Exkursion auf Wamma, befreit man sich aus den Gespinsten der großen, gelb gefleckten Monster mit einem Körper von über fünf Zentimeter und entsprechend langen Beinen; keine angenehmen Zeitgenossen, man möchte nicht mit der Nase voran gegen sie laufen, wenn man auf der Jagd nach Schmetterlingen ist oder zu einem Vogel hochschaut, der irgendwo im Geäst singt.
    Allerdings wird ihm bereits dieser erste Ausflug auf Aru reichlich belohnt. Neben einigen Landschnecken, die Wallace entlang eines sumpfigen Urwaldpfades aufsammelt, sowie hübschen Käfern und einer »süperben« Wanze fängt er gleich am ersten Tag dreißig Schmetterlinge; »mehr, als ich jemals an einem Tage, seit ich die ergiebigen Jagdgründe am Amazonas verlassen, gefangen hatte«, wird er später berichten. »Der große und schöne Geisterfalter, Hestia d’urvillei, ein Tagpfauenauge mit blassfarbenen Flügeln, Drusilla catops, und die brillanteste und wundervollste der hellschwingigen Motten, Cocytia d’urvillei, waren besonders interessant, ebenso mehrere kleine ›Bläulinge‹, die an Glanz und Schönheit allem, was die Schmetterlingswelt produzieren kann, die Waage halten«. Die Schmetterlinge, die er hier findet, sind nicht nur farbenprächtig und schön; es sind wahre Kostbarkeiten. Denn kaum ein Sammler vor ihm hat sie jemals
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher