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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16
Autoren: Terry Goodkind
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Cecilia in dem ihr eigenen Tonfall tödlicher Ruhe von der Tür aus, wobei sie das Mädchen eigentümlich musterte. Obwohl nicht minder grausam oder gefährlich als Schwester Armina oder Schwester Ulicia, hatte sie eine stille, gelassene Art zu sprechen, die auf gewisse Weise bedrohlicher war als Schwester Ulicias Geschrei. Schwester Arminas offene Drohungen waren absolut ernst gemeint, wurden jedoch ein wenig galliger vorgetragen, während, so erinnerte sich Kahlan, Schwester Tovis Einstellung zu Disziplin oder gar Folter von geradezu krankhafter Schadenfreude durchdrungen war. Sobald aber eine von ihnen einen Wunsch äußerte, hatte jede Weigerung, das hatte Kahlan längst begriffen, nahezu unvorstellbares Leid zur Folge - und am Ende bekamen sie stets, was sie von vornherein gewollt hatten. »Willst du das?«, wiederholte Schwester Cecilia mit ruhiger Direktheit.
    »So antworte schon«, raunte Kahlan dem Mädchen ins Ohr. »Bitte, antworte ihr, wenn sie dich etwas fragt. Ich flehe dich an.« »Nein«, brachte das Mädchen hervor.
    »Dann verrate uns, wo Tovi ist.«
    Im Schankraum hinter Schwester Cecilias Rücken gab die Mutter des Mädchens ein scheußliches, rasselndes Keuchen von sich und verstummte dann. Kahlan vernahm ein dumpfes Poltern, als die Frau auf den Holzboden schlug. Stille senkte sich über das Haus. Als sich in dem trüben, flackernden Licht jenseits des Türrahmens zwei weitere Schatten hinter Schwester Cecilia schoben, wusste Kahlan, dass Emmy keine Fragen mehr beantworten würde. Schwester Cecilia schlüpfte in die Küche und näherte sich dem Mädchen, das Kahlan fest in den Armen hielt.
    »Die Zimmer sind alle unbewohnt. Wieso gibt es in eurem Gasthaus keine Gäste?«
    »Es sind keine gekommen«, brachte das Mädchen unter heftigem Schütteln hervor. »Die Nachricht von den Eroberern aus der Alten Welt hat die Leute verschreckt.«
    Daran konnte, soweit Kahlan wusste, durchaus etwas dran sein. Nach Verlassen des Palasts des Volkes in D’Hara hatten sie auf einem kleinen Flussboot rasch die größtenteils abgelegenen Landstriche Richtung Süden durchquert, und selbst dort waren sie mehr als einmal auf Unterabteilungen von Jagangs Armee gestoßen oder hatten Flusssiedlungen passiert, durch die diese Rohlinge auf ihrem Weg gekommen waren. Mittlerweile dürfte sich die Kunde von diesen Gräueltaten wie ein übler Wind verbreitet haben. »Wo ist Tovi?«, fragte Schwester Cecilia zum wiederholten Mal. Kahlan schob sich beschützend zwischen das Mädchen und die Schwestern und sah wütend zu ihnen hoch. »Sie ist doch bloß ein Kind! Lasst sie in Frieden!«
    Ein heftiger, überaus wuchtiger Schmerz bohrte sich in ihren Körper. Kahlan hatte das Gefühl, als würde jede Faser jedes einzelnen Muskels mit Gewalt zerrissen. Einen Moment lang wusste sie weder, wo sie sich befand, noch was überhaupt geschah. Der Raum drehte sich. Ihr Rücken prallte mit Wucht gegen den Geschirrschrank; Tü- ren flogen auf, eine wahre Flut von Töpfen, Pfannen und Küchengerät schoss hervor und verteilte sich scheppernd über den hölzernen Boden. Teller und Gläser zersprangen, als sie unter lautem Getöse aufschlugen.
    Mit dem Gesicht voran schlug Kahlan auf den Fußboden und schnitt sich die Handflächen an schartigen, zersplitterten Steinzeugscherben auf, während sie ihren Sturz, wenn auch erfolglos, abzufangen versuchte. Als sie das Ende eines rasiermesserscharfen Gegenstandes seitlich ganz hinten gegen ihre Zunge drücken fühlte, dämmerte ihr, dass ein länglicher Glassplitter ihre Wange durchbohrt haben musste. Sie spannte ihre Kiefermuskeln an und biss das Glasstück mit den Zähnen entzwei, um sich nicht die Zunge aufzuschlitzen. Mit einiger Mühe gelang es ihr schließlich, das blutige, dolchähnliche Stück Glas auszuspucken.
    Benommen und orientierungslos, unfähig, ihre Sinne zusammenzunehmen, lag sie ausgestreckt am Boden. Grunzlaute entwichen ihrer Kehle, als sie sich - ohne Erfolg - zu bewegen versuchte. Zudem musste sie feststellen, dass sie, nachdem diese Laute ihrer Kehle entwichen waren, nicht sofort wieder einatmen konnte. Jedes Quäntchen Luft, das ihre Lungen verließ, war ein Quäntchen Luft, das für sie verloren war. Unter Anspannung aller Muskeln versuchte sie, den Atem wieder in ihre Lungen zu ziehen, doch der Schmerz, der sie wie eine Lanze durchbohrte, lähmte sie und vereitelte jeden noch so bemühten Versuch zu atmen. In ihrer Verzweiflung keuchte sie, bis es ihr schließlich gelang,
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