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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
Autoren: Regina Mengel
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rannte die Treppe hinunter.
    „Ich komm‘ ja schon!“
    Sie gingen zu Fuß in Richtung Innenstadt. Susanna schwieg gedankenverloren. Albin stapfte mit großen Schritten dem Zentrum entgegen. Er strahlte über das ganze Gesicht.
    „Hast du dir überlegt, was du haben möchtest?“, fragte er.
    Die Frage, was sie sich wünschte, stellte sich eigentlich nicht. Eher, was sie brauchte.
    „Eine neue Jeans wäre schön.“
    Sie steuerten das nächste Kaufhaus an. Es dauerte keine halbe Stunde, da traten sie wieder durch die Drehtür auf die Straße, in Susannas Hand eine Einkaufstasche.
    „Jetzt ein Eis“, sagte Albin.
    Nebeneinander betraten sie auf das Eiscafé, in dem sich regelmäßig die älteren Schüler aus Susannas Schule trafen. In der Ecke saßen sechs Jugendliche, die zwei oder drei Klassen über ihr waren.
    „Hi“, grüßte Susanna.
    Sie nahmen an einem der Tische Platz. In diesem Moment klingelte Albins Telefon.
    „Es tut mir leid“, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. „Der Teelieferant steht zu Hause vor der Tür, obwohl die Lieferung erst für morgen avisiert war. Ich muss zurück.“ Er hielt inne und zog einen Zehneuroschein aus seinem Portemonnaie. „Du isst ein Eis für mich mit, okay? Oder möchtest du lieber nicht …?“
    „Ich komme schon klar“, fiel Susanna ihm ins Wort. „Geh du ruhig.“ Sie winkte ihm nach und bestellte sich einen Erdbeermilchshake.
    Normalerweise kam sie gut allein zurecht. Dennoch fühlte sie sich ein bisschen unwohl. Während sie auf ihre Bestellung wartete, beobachtete sie aus dem Augenwinkel die Clique, die aufstand und ging. Außer Susanna war kein weiterer Gast mehr im Café. Endlich brachte der Kellner den Shake. Sie nahm den Strohhalm zwischen die Lippen und trank einen großen Schluck. Lecker . Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss den Moment.
    „Hast du das Päckchen gefunden?“
    Sie sah auf. Ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren stand neben ihrem Tisch. Der sieht verdammt gut aus, schoss es Susanna durch den Kopf.
    „Wer bist du?“
    „Ich bin Patrick, wir gehen auf dieselbe Schule.“
    Sie betrachtete ihn genauer.
    „Stimmt. Ich hab dich schon mal gesehen. Was machst du hier?“
    „Du hast heute Geburtstag oder nicht?“ Er wirkte verunsichert.
    „Ja.“ Sie dehnte das Wort. „Wie kommst du darauf?“
    Er ging nicht auf die Frage ein. Stattdessen hielt er ihr die Hand entgegen.
    „Herzlichen Glückwunsch.“ Dann wiederholte er: „Hast du das Päckchen gefunden?“
    „Woher weißt du ...?“
    „Du hast doch heute Geburtstag?“
    „Schon, aber ...“ Sollte sie oder sollte sie nicht? Das könnte peinlich werden. Egal, sie musste es wissen. „Ist das Geschenk von dir?“
    Er sah sie nicht an. Sein blonder Haarschopf verdeckte einen Teil seines Gesichts.
    „Ich habe das Paket gebracht.“ Er drehte sich um. „Und jetzt muss ich los.“
    Susanna sah ihm kopfschüttelnd nach. Waren denn heute wirklich alle verrückt geworden?
     
    Gleich nach dem Abendessen verschwand sie in ihr Zimmer und zog die Kiste unter dem Bett hervor. Dieser Patrick hatte ihr also die Flasche geschenkt. Wie kam er nur dazu? Er kannte sie doch gar nicht.
    Sie öffnete den Deckel der Truhe und strich mit den Fingerspitzen über das Glas. Die Flasche fühlte sich immer noch warm an, aber wenigstens leuchtete sie nicht mehr.
    Ihr kam eine Idee. Sie trug Karaffe und Kiste ins Wohnzimmer zu ihrem Vater.
    Guck mal Papa, was ich geschenkt bekommen habe.“ Sie stellte die Truhe auf den Wohnzimmertisch und öffnete sie.
    Aus dem Gesicht ihres Vaters wich die Farbe. Er starrte sie an, als wäre ihm soeben ein Geist begegnet.
    „Papa.“ Susanna trat zu ihm. „Bist du okay?“
    „Woher hast du das?“ Seine Stimme klang ernst.
    „Von Patrick.“
    „Von wem?“
    „Patrick, ein Mitschüler. Ich kenne ihn noch nicht lange.“
    „Warum schenkt er dir so etwas, wenn ihr euch kaum kennt?“
    Er wirkte verärgert.
    „Vielleicht ist er in mich verliebt. Oder bin ich zu hässlich, als dass sich ein Junge in mich verlieben könnte?“
    „Natürlich nicht.“ Albins Tonfall war nun etwas freundlicher. „Zeig‘ mal her.“ Er wies auf die Flasche.
    Gerade wollte Susanna die Karaffe in seine Hände legen, da berührte sie zufällig den Korken. Im gleichen Augenblick begann das Gefäß zu schimmern.
    „Shit“, entfuhr es ihr.
    „Leg‘ sie weg“, befahl Albin. Seine Blässe hatte sich noch verstärkt. Er starrte auf die Flasche. „Sofort! Geh in dein
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