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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
Autoren: Regina Mengel
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nein - eher ein Junge. Ob eines der Nachbarskinder sich einen Spaß mit ihr machte?
    Der Klingelton der Mikrowelle riss Susanna aus den Gedanken. Zeit den Spinat umzurühre n. Sie trat zurück an die Wohnungstür. Dabei stieß sie mit der Fußspitze gegen etwas Hartes. Sie schaute hinunter und entdeckte ein Päckchen, das ein Stück neben der Tür lag.
    Sie hob das Paket auf und musterte es. Es hatte die Ausmaße eines Schuhkartons, war jedoch schwerer. Auf dem Packpapier stand in krakeliger Handschrift geschrieben:
     
    Für Susanna Aschem zum 13. Geburtstag
     
    Ein Geburtstagsgeschenk also. Sie nahm es mit hinein und trug es in ihr Zimmer. Gerade als sie begann das Papier herunterzureißen, meldete sich die Mikrowelle erneut. Außerdem würde Albin jede Sekunde erscheinen.
    Kaum brutzelten die Spiegeleier in der Pfanne, betrat er auch schon die Wohnung. Er besaß eine Art sechsten Sinn für fertiges Mittagessen. Daher fand Susanna keine Zeit mehr, das Geschenk auszupacken.
    Die Mahlzeit verlief schweigend. Unruhig wartete Susanna, bis alle Töpfe geleert waren, dann räumte sie den Tisch ab und stellt das Geschirr in die Spüle. Abwaschen gehörte zu Albins Aufgaben. Sie würde währenddessen das Geschenk auspacken.
    Heute jedoch kümmerte sich ihr Vater nicht um die schmutzigen Teller. Stattdessen ging er ins Schlafzimmer und kehrte gleich darauf mit einem Kuchen zurück, oder besser dem, was ein Kuchen hätte werden sollen. Das Gebilde erinnerte mehr an einen Vulkan mit einem Krater in der Mitte. Nur die Kerzen wiesen das Ding als Geburtstagskuchen aus.
    „Danke, Papa“, sagte Susanna und umarmte ihn zaghaft.
    „Gern geschehen.“ Er strahlte über das ganze Gesicht.
    Als der Tee in ihren Tassen dampfte, schnitt Albin den Kuchen an. Er reichte ihr ein Stück und blickte sie erwartungsvoll an.
    Tja , was nun? Susanna betrachte die Katastrophe auf ihrem Teller. Dann sah sie zu Albin hinüber. Sie musste wenigstens probieren. Augen zu und durch, dachte sie und knabberte mit Todesverachtung an dem Kuchenstück. Es schmeckte besser, als es aussah - sogar viel besser.
    „Lecker“, sagte sie und biss nun kräftig hinein.
    Trotz der Kuchenüberraschung war Susanna enttäuscht. Anscheinend reichten die Einnahmen nicht einmal für ein kleines Geschenk. Sie seufzte unauffällig, dennoch schien Albin sie gehört zu haben. Er zwinkerte ihr zu.
    „Was hältst du davon “, fragte er mit verschwörerischer Stimme, „wenn wir gleich nach dem Tee gemeinsam in die Stadt gehen?“
    „Musst du nicht zurück in den Laden?“
    „Heute ist dein Geburtstag. Wie wäre es, wenn ich dich zur Feier des Tages zu einem Stadtbummel einlade? Vielleicht finden wir etwas Hübsches zum Anziehen für dich.“
    Wenige Minuten später drängte Albin zum Aufbruch, doch Susanna zögerte. Zu gern hätte sie noch schnell einen Blick in das Geburtstagspäckchen geworfen.
    „Du Papa“, sagte sie. „Geh‘ du schon vor. Du musst doch einen Zettel anbringen, damit die Kunden wissen, dass wir heute Nachmittag geschlossen haben.“
    „Wie schön, dass du mitdenkst.“ Er steuerte auf die Wohnungstür zu. „Du kommst gleich nach?“
    „Ich muss nur schnell die Schuhe anziehen und meine Tasche packen.“
    Kaum hatte Albin die Wohnung verlassen, flitze Susanna in ihr Zimmer und holte das Geschenk hervor. Ungeduldig riss sie das Papier herunter. Zum Vorschein kam eine hölzerne Schatzkiste, die mit silbernen Bändern beschlagen war. Susanna klappte den Deckel auf.
    Von innen verkleidete jadegrüner Samt das Holz und umhüllte eine gläserne Karaffe. Sie schimmerte grünlich und sah ziemlich alt aus. Vorsichtig hob Susanna die Flasche und betrachtete sie. Sie wirkte zerkratzt und schien leer zu sein. Ein Korken verschloss den Hals. Ein schwarzes Lacksiegel, das den Verschluss einstmals geschützt haben musste, war gebrochen.
    Was sollte sie damit anfangen? Ein schräges Geschenk . Und überhaupt, wer hatte es ihr geschickt? Sie durchsuchte die Kiste nach einem Absender, fand aber keinen Hinweis.
    Nachdenklich hielt sie die Karaffe gegen das Licht. Verdammt - was war das denn? Die Flasche schien von innen zu leuchten. Eine Reflexion der Sonne? Susanna strich über das Glas. Es fühlte sich warm an.
    Die Türklingel schrillte. Mist , sie musste sich beeilen. Vorsichtig legte sie die Karaffe zurück in die Truhe und verstaute die Kiste unter dem Bett. Dann griff sie nach Jacke und Tasche, stürmte hinaus, warf die Tür hinter sich ins Schloss und
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