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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
Autoren: Regina Mengel
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Sache zunehmend unheimlicher. Besser, ich verschwinde von hier, dachte sie. Sie begann zu laufen. Diesmal war sie beinahe froh, als sie die Schule erreichte.
    Zum Glück verlief dort wenigstens alles nach Plan. Als die Glocke sie um 13.30 Uhr in die Freiheit entließ, hatte Susanna die Ereignisse des Vormittags und das ungute Gefühl abgeschüttelt.
    Wie meist besserte sich ihre Laune, sobald sie das Schulgelände hinter sich gelassen hatte. Sie pfiff eine schräge Melodie, als sich Patrick an ihre Seite gesellte.
    „Hey“, grüßte er.
    „Selber Hey.“ Sie nickte ihm zu. „Alles klar?“
    „Geht so, wir hatten einen Englisch-Test. Den habe ich bestimmt verhauen. Unangekündigte Tests sollte man verbieten.“
    Susanna lachte, dasselbe hatte sie schon oft gedacht.
    „Hast du mit deinem Onkel gesprochen?“, fragte sie.
    „Noch nicht.“
    Ein Mann mit dunklem Teint kam ihnen entgegen. Zuerst achtete Susanna nicht auf ihn, doch dann bemerkte sie, dass er in die Tasche seines Jacketts griff. Als er die Hand hervorzog, blitze in seiner geschlossenen Faust etwas Weißes auf. Oh nein, nicht vor Patricks Augen.
    „Lass uns die Straßenseite wechseln“, sagte sie und schob ihn vom Gehsteig. Aber auch der Mann überquerte die Straße.
    „Sajadi surafei, tekisma sadi safar...“, sprach der Fremde und öffnete die Faust. Patrick betrachtete die Blütenblätter, die zu Boden rieselten mit gerunzelter Stirn.
    „Was war das denn?“, fragte er, als der Mann weiter gegangen war. Er bückte sich. „Das sind Rosenblüten.“
    „Es geht die ganze Zeit so“, platzte Susanna heraus, ehe sie sich besinnen konnte. Verdammt , eigentlich hatte sie die Sache vor ihm geheim halten wollen.
    „Was meinst du?“
    „Diese Blütenblätter. Seit zwei Tagen. Vorgestern das erste Mal, heute Morgen wieder und jetzt dieser Typ.“
    „Und was soll das?“
    „Keine Ahnung. Die sagen ja nichts.“
    „Aber der Typ eben hat doch irgendwas gebrabbelt.“
    „Unverständliches Zeug. Ich habe keinen Schimmer, was die von mir wollen – Ah ...“, fügte sie hilflos hinzu.
    Während des Heimwegs überlegten sie gemeinsam. Es musste doch eine Möglichkeit geben, den fremdartigen Worten auf die Spur zu kommen.
    „Vielleicht kann Albin helfen“, sagte Susanna. „Er interessiert sich für antike Sprachen und lauter so langweiliges Zeug. Vielleicht hat er eine Idee.“
    Sie erreichten die Kreuzung, an der sich ihre Wege trennen würden.
    „Frag ihn gleich mal, ob er mit den Worten etwas anfangen kann. Rufst du mich dann heute Nachmittag an?“, fragte Patrick. „Hast du meine Nummer?“
    „Nur deine Adresse.“ Susanna zog ihr Uralt-prepaid-Handy hervor und reichte es ihm. „Gib sie einfach ein.“
    Nachdem Patrick seine Telefonnummer abgespeichert hatte, verabschiedeten sie sich. Er ging nach rechts und sie nach links. Sie hätte sich gern umgedreht, doch sie zwang sich, weiter zu gehen. Nach etwa zwanzig Schritten hielt sie es nicht länger aus. Sie blieb stehen, wandte sich um und schaute ihm hinterher.
    Er sieht schon gut aus, dachte sie. Anscheinend hatte sie ihn zu Beginn falsch eingeschätzt. Jetzt, da sie ihn näher kannte ... naja , er war echt süß. Ein Grinsen stahl sich in ihr Gesicht, ohne, dass sie es hätte beeinflussen können. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Heute Nachmittag würden sie telefonieren.
    Als Susanna in die Ruelle-Gasse einbog, lag diese, wie jeden Tag um diese Zeit, in Mittagsruhe. Die meisten Geschäfte schlossen um 12.00 Uhr und öffneten erst wieder am späten Nachmittag. Nur Albin wuselte umher. Ausnahmsweise stand er nicht hinter der Ladentheke und probierte neue Teemischungen aus, sondern rubbelte mit einem Geschirrtuch an der Schaufensterscheibe.
    Als Susanna zu ihm trat, erklärte er: „Taubendreck, die Viecher kennen kein Mitleid mit einem alten Mann.“ Er grinste verschwörerisch und sie blinzelte ihm zu. Für einen kurzen Moment fühlte es sich an wie früher.
    „Du Papa“, sagte Sie. „Sprichst du eigentlich Arabisch?“
    „Arabisch? Wieso?“
    „Naja“, sie zögerte einen Moment. „Weißt du, in den letzten Tagen sind mir mehrmals Leute begegnet, die alle das Gleiche vor sich hinmurmelten. Es hörte sich irgendwie arabisch an.“
    Er runzelte die Stirn. „Erzähl mir genau, was passiert ist.“ Eine leichte Röte zog über sein Gesicht.
    „Was ist denn los, Papa? Kein Grund zur Aufregung.“
    „Ich rege mich nicht auf. Lenk nicht ab. Du musst mir sofort berichten, was geschehen
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