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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail
Autoren: Tanja Nasir
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Beine zitterten, als stünde er bei dreißig Grad minus nackt im Schnee. Er hatte allerdings überhaupt kein Gefühl mehr in seinen Beinen und in der Lendengegend. Der Nebel über seinen Augen verdichtete sich, und einen Moment lang dachte er wirklich, er würde hier in seinem Badezimmer ohnmächtig zusammenbrechen oder vielleicht sogar an einem Herzinfarkt sterben, während ein Einbrecher in Ruhe sein Haus ausräumte.
    Robert nahm sich zusammen und zwang sich, ruhiger zu atmen.
    ›Ich muss da raus‹, dachte er. ›Ich sitze hier im Bad in der Falle. Selbst das Telefon ist im Wohnzimmer. Und mein Handy ...! Mist, das liegt auch auf dem Wohnzimmertisch.‹
    Er wusste, er musste raus auf den Flur. Er betrachtete seine Hände und sah zufrieden, dass sie weniger zitterten als eben. Er war zur Konfrontation mit dem unbekannten Angreifer bereit. Wie viele Schüsse hatte er noch? In der Pistole war ein frisches Magazin mit fünfzehn Schuss gewesen. Einen hatte er vom Arbeitszimmer auf den Flur hinausgefeuert, zwei vom Flur durch die Badezimmertür. Wie viele Schüsse hatte er in die Dusche abgegeben? Zwei oder drei? Das Badetuch hatte drei Löcher, es mussten drei gewesen sein. Sechs Schuss vergeudet. Neun hatte er noch. Die mussten reichen. Kurz entschlossen schoss er noch einmal durch die Badezimmertür, falls sich doch mittlerweile jemand davor gewagt hatte.
    ›Nummer sieben‹, dachte er.
    Er riss die Tür auf und sprang auf den Flur hinaus. Er suchte Deckung hinter dem Flurschrank und blickte zum Wohnzimmer. Er sah zu seiner Überraschung, dass in der Stube Licht brannte. Nun hatte Robert endgültig Gewissheit, dass noch jemand im Haus sein musste. Er hatte das Licht im Wohnzimmer definitiv ausgemacht, und als er vorhin dorthin gespäht hatte, war es noch dunkel gewesen.
    Robert tastete sich langsam hinter dem Flurschrank hervor. Zuerst sah er nur einen Schatten im hell erleuchteten Wohnzimmer. Dann blickte er weiter zur Terrassentür.
    An der Tür stand ein hochgewachsener Mann mit einem weiten beigen Lodenmantel und einem großen braunen Hut. Er stand mit dem Rücken zu Robert und starrte in die Nacht hinaus.
    Zögernd hob Robert die Waffe und ging auf die offene Wohnzimmertür zu, die Pistole in seinen zitternden Händen stetig auf den Mann an der Tür gerichtet.
    »Keine Bewegung«, wollte Robert sagen, aber seine Stimme versagte ihm, und nur ein leises Krächzen kam hervor.
    Der Mann vor der Terrassentür rührte sich nicht. Robert trat langsam durch die Tür ins Wohnzimmer ein. Er merkte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er plötzlich den zweiten Schatten neben seinem eigenen sah. Es war nicht der Schatten des Mannes an der Tür.
    Der Schlag traf ihn hart auf den Hinterkopf. Robert wurde nach vorne geworfen und fiel der Länge nach hin. Die Waffe entglitt seinen Händen und schlitterte über den Parkettboden. Er sah die Schritte des Mannes mit dem Hut und dem Lodenmantel auf sich zukommen. In einem letzten verzweifelten Aufbäumen versuchte er, nach der Pistole zu greifen, aber der Mann mit dem Hut kickte sie weg.
    Der Hang zur Ohnmacht wurde stärker als vorher. Aber sein Überlebensinstinkt hinderte ihn daran, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Umdrehen«, flüsterte eine Stimme hinter Robert.
    Benommen drehte er sich auf den Rücken. Er sah die Person, die hinter ihm gestanden hatte, seine eigene Bratpfanne in der Hand. Erst als sich der Nebelschleier über seinen Augen etwas lichtete, begriff er, wen er da sah.
    »Aber ...«, krächzte er.
    Er riss den Kopf herum und sah den Mann mit dem Hut, der seinerseits eine Pistole aus seiner Tasche zog.
    Roberts Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Nein!«, war das Letzte, was er schreien konnte. Dann sah er nur noch das Mündungsfeuer.

Leseprobe "Die siebte Gemeinde" von Stefan Link
    Kategorie: Thriller | 
348 Seiten | als Taschenbuch: 10 ,90 € | als E-Book: 5,99 € |  ISBN 978-3-942277-24-2

    Prolog
     
    »… und sie werden die Heilige Stadt zertreten,
    zweiundvierzig Monate lang.«
    Offenbarung 11,2

    Köln | Innenstadt | 10. Februar 2008 | 7.10 Uhr
     
    Marco Baric hüpfte beschwingt durch das Treppenhaus nach oben zu seiner Wohnung. Seinen verstaubten Rucksack schwang er gut gelaunt neben sich hin und her. Eine blonde Frau im Hosenanzug drückte sich an ihm vorbei und eilte die Treppen hinab.
    »Guten Morgen, Frau Seiffert«, rief Marco ihr hinterher. »Na, geht’s zur Arbeit, oder wie?«
    »Sehr witzig, Marco.« Die untersetzte
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