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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos
Autoren: Hans Kneifel
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solche Tiere. Aber ich mußte an den Untergang der Welt denken, an grauenvolles Geschehen, an Kämpfe und Tod. Als ich zurücktaumelte, hörten diese… Visionen auf.«
    »Ein Ort voller Geheimnisse also«, stellte Santauta fest. »Dorthin zieht es dich also, Helmond?«
    »Natürlich. Dort muß viel Beute zu holen sein. Und vielleicht erfahren wir mehr über diese Welt. Wenn du willst, kannst du deinen Zug nach Schattenparadies führen, Frau.«
    »Wir danken dir, Fremder Helmond. Und du mit deinen Leuten?«
    »Vielleicht komme ich dorthin zurück. Es ist unwichtig.«
    Er hob die Hand und winkte seinen drei Leuten. Sgnore schwang ihre Flügel und rief:
    »Geht es zu den Ruinen? Was geht uns das Schicksal der Welt an?«
    »Recht hast du«, gab Helmond zur Antwort. »Auch mich wird es erst später wundern, was alles geschehen ist. Los! In den Ruinen gibt es so wenig Geheimnisse wie in unserem Paradies.«
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich noch einmal um und winkte Sophela und ihren Leuten.
    »Viel Glück!« brummte er.
    Die Haryie schwang sich mit schweren Schwingenschlägen in die Luft und flatterte dorthin, wo sie Caronj und Ilfa vermutete. Mit schnellen Schritten folgten Helmond und die Mimesen. Sie liefen auf die Straße hinaus, und verschwanden nach fünfzig Schritten aus den Blicken der Menschen, die ihnen verdutzt nachschauten.
*
    Der Hufschlag auf dem zerfurchten Untergrund des Pfades kündigte das Kommen des Zentauren an. Ilfa saß auf seinem Rücken und glitt herunter, als Helmond den Arm hob. Über ihnen zog Sgnore ihre Kreise.
    »Vorstellungen vom Weltuntergang«, widerholte Helmond mit schneidendem Lachen. »Kindermärchen. Dort gibt’s fette Beute, das sage ich euch. Du bringst uns hin, Sgnore!«
    »Folgt mir! Ich sehe die Spitzen der Ruinen schon!« schrie sie herunter.
    Helmonds Rotte folgte dem Zentauren, der sich an die Spitze setzte. Er war schwer bepackt, dennoch setzte er seine Hufe schnell und sicher. Wieder verschwand der Pfad in wirren Windungen im dichten Dschungel. Schweigend wanderten sie weiter, die Waffen griffbereit zum Schutz gegen die Angriffe von Raubtieren. Hin und wieder fanden sie auch Früchte, die genug gereift waren. Stunde um Stunde folgten sie dieser uralten, verwahrlosten Straße. Meist war sie fast unkenntlich und wurde zu einem sumpfigen Pfad, hin und wieder liefen die Abenteurer über die unregelmäßigen Steine, die von einstiger Bedeutung zeugten.
    Sgnore schwang sich zwischen den Zweigen hindurch und löste einen kleinen Regen aus. Sie hockte sich mit zitternden Schwingen auf den Rücken des Hengsters und rief schrill:
    »Es ist nicht mehr weit. Dort vorn, eine Brücke. Zwei Stunden, sage ich.«
    »Sehr gut. Dann machen wir keine Rast.«
    »Wir können in den Ruinen rasten«, meinte Ilfa. »Niemand ist hier. Ein leeres Land.«
    »Wir werden eines Tages in ein Land kommen, das voller Menschen ist«, erklärte Helmond mit Bestimmtheit. »Nicht morgen oder übermorgen. Aber wir werden große Städte entdecken, kostbare Schätze und viele Beute.«
    »Und vielleicht auch einen Krug Wein«, sagte der Zentaur trocken.
    »Auch das«, gab Helmond lachend zu.
    Die Haryie schwang sich wieder in die Luft. Der Pfad kroch unter wuchtigen Ästen dahin. Nirgendwo gab es einen freien Ausblick. Nur die schrillen Schreie des Vogelwesens leiteten die Rotte tiefer in den Dschungel hinein. Hinter den Blättern knackte es, die Eindringlinge sahen Bewegungen, aber kein anderes Zeichen von Leben. Der Weg stieg langsam an, schraubte sich zwischen knorrigen Wurzeln immer höher und mündete in eine Gruppe riesiger Felsen ein. Von einem Steinblock rieselte dunkelbraunes, stinkendes Wasser. Ein umgestürzter Baum hing wie eine moderne Brücke quer über dem Pfad.
    Durch die Wipfel kam Sgnores Stimme. Sie klang noch aufgeregter als sonst.
    »Immer weiter! Ich kreise über den Ruinen. Ein riesiger Bezirk. Ich kann die Schätze schon riechen!«
    Helmond schrie zurück:
    »Wir kommen. Sind bei den Felsen.«
    Aber es dauerte noch rund eine Stunde, bis die Rotte wieder auf Steinquadern lief. Die Straße wurde gerade, führte über eine halb zusammengestürzte Brücke, die sich über einem trockenen Bach spannte, und die Bäume wurden kleiner. Eine Lichtung breitete sich aus und wurde, je weiter sie auf die Mauern, Bögen und leeren Fensteröffnungen zugingen, immer größer. Das Halbdunkel des Pfades wich größerer Helligkeit. Der Himmel über dem Gebäude war frei; die Rotte sah deutlich die wenigen
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