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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)
Autoren: Yvonne Pioch
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ihrem Schlafplatz zurück. Dann ging er zu Animus und sprach leise auf ihn ein. Nach einer Weile ließ das dämmerige Gefühl in Anne nach und sie war plötzlich unglaublich müde. Miraj drehte sich zu ihr um. „Was tust du hier?“, fragte Anne verwirrt. – „Ich hatte einen merkwürdigen Traum und mir war, als müsste ich nach Animus sehen. Du hättest nicht so nah an ihn herangehen dürfen. Er ist gefährlich und mag keine Fremden.“ Anne ärgerte sich, dass Henris Lehrer ihr schon wieder Vorhaltungen machte. „Er hat mich angesehen, als ich bei Blizzard stand, und ich hatte das Gefühl, als wolle er berührt werden. Es sah nicht so aus, als hätte er eine allzu große Abneigung gegen mich.“ Miraj zog die Augenbrauen hoch. „Für eine so junge Frau bist du recht mutig – und auch unvernünftig. Ich habe deinem Vater schon gesagt, dass es nicht klug ist, dich allein im Stall übernachten zu lassen. Ganz zu schweigen davon, dass du offensichtlich gern deine Nase in Dinge steckst, die du besser unberührt lassen solltest. Und wenn jemand kommt, bist du in Gefahr.“ – „Wer sollte denn mitten in der Nacht auf den Hof kommen?“, fragte Anne. Es gefiel ihr, dass Miraj sich Sorgen machte, auch wenn seine Worte über ihre Neugier nicht gerade schmeichelhaft waren. Dieser zögerte und sagte dann kurz angebunden: „Man weiß nie. Komm mit, ich bringe dich in dein Zimmer. Ab jetzt schlafe ich bei den Pferden – keine Widerrede.“
    Miraj begleitete sie ins Haus, die Treppe hinauf und schloss die Tür zu Annes altem Zimmer auf, danach steckte er den Schlüssel wieder ein. Drinnen griff er sich einen verschnürten Beutel. „Den nehme ich mit hinüber, damit du nicht wieder in meinen Sachen herumschnüffelst“, sagte Miraj, jetzt augenzwinkernd, und verließ das Zimmer. Anne verzog das Gesicht. „Zum Glück war es eben doch nur ein Traum“, murmelte sie. „Einen ungehobelten Kerl wie dich würde ich sowieso nicht heiraten.“ Allerdings fragte sie sich, warum Miraj seine Sachen reisefertig verstaut hatte. Fürchtete er ihre Neugier selbst hinter verschlossenen Türen oder wollte er den Hof schon so bald wieder verlassen?
     

Kapitel 5: Männer mit schwarzen Umhängen
    In dieser Nacht träumte Anne nicht von der Hochzeit. Stattdessen sah sie sich im Traum wieder vor dem schwarzen Hengst Animus stehen. Sie berührte ihn an der Blesse, wie sie es zuvor getan hatte, und erneut wieherte das Pferd.
    Plötzlich wechselte das Traumgeschehen. Anne sah den Hof in Flammen stehen. Der Rauch zog in Schwaden am Haus vorbei und vernebelte die Sicht. Henri und Miraj hoben mit Schwertern auf furchterregend aussehende Gestalten in dunklen Umhängen ein. Ein paar Male schien Henri etwas zu murmeln, während er sprach, und grelles gelbes Licht ging von ihm aus. War das Zauber? Einige Männer fielen schreiend hin, aber schon liefen die nächsten geradewegs auf Henri zu. Miraj ging mit seinem Schwert dazwischen und schickte Henri fort. Die Gestalten ihrerseits trugen keine Waffen, doch Anne spürte Grausamkeit von ihnen ausgehen. Da sah sie, wie die „Männer“ ihren Vater vor sich hertrieben. Er wehrte sich nicht einmal, sondern ließ sich einfach schieben, als habe er sein Schicksal bereits akzeptiert. Einer von ihnen schubste ihn vorwärts und er fiel auf die Knie. Dann zuckte ein einziger schwarzer – und doch auf rätselhafte Weise sichtbarer – Blitz durch die Nacht. Im nächsten Moment sank ihr Vater röchelnd vornüber zu Boden. Sie wollte zu ihm hinlaufen, ihm helfen, aber ein kräftiger Arm zog sie zurück. „Anne, du musst sofort mitkommen. Es brennt und wir müssen fliehen“, sagte eine Stimme. Anne wehrte sich. Nein, sie wollte nicht weg, sie musste ihrem Vater zur Hilfe kommen. „Anne! Anne, hörst du wohl auf, um dich zu schlagen und kommst mit mir!“
    Sie schlug die Augen auf und sah Mirajs Gesicht vor sich. „Vater“, sagte sie in weinerlichem Ton. „Er ist unten mit Henri und wartet bereits auf uns. Du musst sofort mit mir kommen, wir werden angegriffen.“ Miraj zog sie aus dem Bett, sodass Anne kaum Zeit hatte, in ihre Schuhe zu schlüpfen, und zog sie die Treppe hinab. Die Haustür stand sperrangelweit offen, draußen war es neblig vor Rauch. Da sah Anne eine Gestalt in einem schwarzen Umhang vorbeihuschen. „Der schwarze Blitz – Vater“, rief sie angstvoll. Miraj hielt ihr die Hand vor den Mund. „Willst du, dass sie uns hören? Wir können sie nicht besiegen, es sind zu viele. Unsere
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