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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)
Autoren: Yvonne Pioch
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gut war, den Schutz nur auf einen Teil der Zone auszudehnen.
    Nach seiner Rede zogen sich der Hohe Rat und der Orden zurück, um die schützenden Zauber auszusprechen. Sie würden beim vierten Steinkreis beginnen und dann allmählich in die äußeren Ringe vordringen. Die Menge zerstreute sich. Sicherlich gab es nun das Festmahl und die gegenseitigen Besuche. Anne fühlte sich ein wenig verloren. Jana hatte sie gebeten, in der Universität auf sie zu warten. Sie hatte in den vergangenen Tagen bereits ihre wichtigsten Sachen in das Zimmer im Magnolienturm gebracht, während Silvia und Miraj ausgewählt hatten, welche Dinge sie mit auf ihre Reise nahmen. Die meisten Möbel und Gegenstände sollten zurückbleiben.
    Anne spürte schon wieder Tränen in sich aufsteigen, schluckte sie jedoch entschlossen herunter. Es war allmählich an der Zeit, erwachsen zu werden. Sie konnte sich diese Weinerlichkeit nicht mehr leisten. In dem Moment kam Silvia auf sie zu und etwas zögerlich hinter ihr Miraj. Mirajs Mutter breitete die Arme aus und sagte zu Anne: „Mein Kind, es ist nun an der Zeit, sich zu verabschieden. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, wenn die Zeiten glücklicher sind.“ Anne drückte sie und wünschte ihr alles Gute. Sie fragte sich, ob sie jemals in der hohen Schwester oder Samira eine Mutterfigur finden würde, wie sie sie in Silvia gefunden hatte.
    Dann wandte sich Silvia zu den Pferden und Miraj kam auf sie zu. „Wir sollten nicht im Zorn auseinandergehen“, sagte er. Anne nickte. Miraj trat näher und eh sie sich versah, zog er sie in die Arme und küsste sie auf den Mund. Anne war mehr als überrascht. Dann flüsterte er ihr zu: „Pass gut auf dich auf, Kleine. Und vergiss nicht – wir sehen uns bald wieder.“ Das klang nun fast wie ein Versprechen. Vielleicht hatte Silvia doch recht gehabt.
     

Kapitel 44: Die neue Ordensschwester
    Anne sah sich in ihrem neuen Zimmer um – wie es aussah, war sie fertig mit Einrichten. Sie hatte eine fröhliche rot-gelbe Bettwäsche aufgezogen, die Silvia ihr beim Aussortieren ihrer Sachen kurzerhand geschenkt hatte. In dem einfachen kleinen Bauernschrank hingen die wenigen Kleider, die Anne bisher besaß. In einem Bücherregal neben einem zierlichen Schreibtisch standen etwa 20 Bände aus der Bibliothek sowie ein Band über die Geschichte des Ordens, den ihr die hohe Schwester zum Einstand geschenkt hatte. Jana hatte überdies eine Vase mit frischen, fantastisch duftenden Magnolien auf ihren Nachttisch gestellt. Wer hätte gedacht, dass aus einer so erbitterten Feindin einmal eine Freundin werden würde? Tatsächlich war Jana nach Anne die Jüngste im Orden und die hohe Schwester hatte sie beim feierlichen Gründungstagessen gebeten, sich ihrer besonders anzunehmen.
    Das war gestern Abend gewesen. Anne hatte in ihrem neuen Zimmer bestens geschlafen und von Mirajs Abschiedskuss geträumt. Sie war noch immer verwirrt, dass er seine Gefühle so akribisch für sich behalten hatte, um sie im letzten Moment dann doch noch zu zeigen und Anne in Verwirrung zu stürzen. Aber wahrscheinlich hatte Silvia auch in diesem Punkt recht behalten – Anne verstand nun einmal nichts von Männern.
    Heute früh war ein fliegender Bote an Annes Fenster erschienen und hatte ihr ausgerichtet, dass Jamiros Familie sie zum zweiten Tag des Gründungsfestes zum Essen bei sich einlud. Anne hatte mit Freuden angenommen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass im Orden nichts stattfand – schließlich waren alle ihre Schwestern zur Erneuerung der Zauberbanne ausgeschwärmt.
    Und so hatte sich Anne ein hübsches Kleid angezogen und würde sich in einer halben Stunde auf den Weg machen. Ob Jamiro sich wohl etwas darauf einbildete, dass sie zum Essen seiner Familie kam? Anne war unsicher – schließlich hatte sie ihm gegenüber erst kürzlich zugegeben, dass sie Miraj liebte. Er würde wohl kaum erwarten, dass sich ihre Gefühle so schnell in Luft aufgelöst hatten. Andererseits konnte man bei Männern augenscheinlich nie wissen – schon gar nicht, wenn es die gefühlsmäßig so schwer durchschaubaren Grünmagier waren.
    Anne trat zum Fenster und beobachtete den Flug der Schneeflocken. Sie wusste, dass ein paar Stockwerke über ihr die weise Samira in ihrem Magnolienturm saß und versuchte, Einblicke in die Zukunft zu gewinnen. Abgesehen von Anne war sie die einzige, die nicht dabei half, die Zauberbanne zu erneuern. Niemand schien etwas dagegen zu haben, dass sie sich ständig absonderte
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