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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)
Autoren: Yvonne Pioch
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Anne zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen?“ gab sie zurück. „Du musst tun, was du für richtig hältst.“ Aber denken tat sie etwas ganz anderes. Wenn Miraj sie lieben würde, würde er nicht gehen. „Es ist ja kein Abschied für immer“, versuchte er sie aufzumuntern. Doch Anne wandte sich ab.
    Der Tag des Gründungsfestes kam viel zu schnell. Normalerweise wäre Anne jetzt sehr fröhlich gewesen. Schnee bedeckte die Landschaft und obwohl sie heute abreisen wollten, hatte Silvia es sich nicht nehmen lassen, das Haus festlich mit Zweigen zu dekorieren. Gisalen, die zu Annes Freude vorerst nicht wegziehen wollte und im Haus ihres Sohnes lebte, hatte ihnen einen Braten vorbeigebracht. Gegen Mittag brachen Silvia, Miraj und Anne auf nach Viriditas. Wegen des Festes war es nämlich heute ausnahmsweise allen gestattet, die Stadt zu betreten. Viriditas war noch festlicher geschmückt und auf dem Platz vor der Universität stand ein riesiger, mit Kerzen und Zuckerwerk verzierter Baum und leuchtete. Als sie eintrafen, war es bereits winternachmittäglich dunkel und viele Leute hatten sich versammelt. Damit sie während der langen Wartezeit nicht froren, gab es allerlei Stände mit warmem Essen und Punsch.
    Anne stellte sich gleich an, um eine heiße Schokolade und eine Waffel zu bekommen. Plötzlich stieß sie jemand von hinten an – es war Jamiro. „Anne, wie schön, dich zu sehen. Frohes Gründungsfest.“ Er umarmte sie mal wieder. Zumindest gibt Jamiro nicht auf, dachte Anne. Sie wünschte ihm ebenfalls ein frohes Fest und Jamiro ließ es sich nicht nehmen, die zukünftige Kommilitonin seinen Eltern vorzustellen. Sie lächelten Anne wohlwollend an. Vermutlich wussten sie ganz genau, dass sie die junge Frau war, die die Angreifer in ihre Schranken verwiesen hatte und Henri besiegt hatte.
    Als Anne zu Silvia und Miraj zurückkehrte, warf er ihr einen finsteren Blick zu. „Treibst du dich immer noch mit Jamiro herum?“ wollte Miraj wissen. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, entgegnete Anne kühl. Silvia, die wohl merkte, dass sich hier ein Krisengespräch anbahnte, murmelte etwas von heißen Champignons und verschwand. Miraj funkelte derweil Anne an: „Ich habe dir doch gesagt, dass er einer der Hauptgegner deines Bruders ist. Wie kannst du Henri so verraten?“ Normalerweise hätte Anne nun Miraj von ihrem Besuch im Gefängnis erzählt. Aber unter den gegebenen Umständen hatte sie keine Lust dazu. „Henri hat uns zuerst verraten“, sagte sie nur. „Außerdem kann ich selbst entscheiden, wer oder was gut für mich ist. Du bist ja ohnehin nicht mehr lange da, um auf mich aufzupassen.“ Miraj machte ein wütendes Gesicht. „Schön“, sagte er und ließ sie stehen. Anne hatte ihn selten so verärgert gesehen.
    Als Silvia zurückkehrte, war sie überrascht, ihren Sohn nicht vorzufinden. Anne erzählte ihr von dem kleinen Wortwechsel und Silvia sah sie erstaunt an. „Aber Anne, du wirst doch wohl nicht glauben, dass Miraj deinetwegen fort geht?“ Anne sagte: „Natürlich nicht, aber er bleibt auch nicht meinetwegen. Er hat mir gesagt, dass er noch an Gwynda hängt.“ Silvia schüttelte den Kopf. „Das glaubst du doch nicht wirklich“, sagte sie. „Warum sollte er wohl sonst so etwas sagen?“ erkundigte sich Anne. Silvia lächelte sie an: „Meine liebe Anne, du bist wirklich nicht auf den Kopf gefallen, aber von Männern verstehst du nicht viel. Miraj möchte dich schützen. Er will, dass du dich auf dein Studium konzentrierst, anstatt dich die ganze Zeit um ihn zu sorgen. Und deswegen tut er so, als ob du ihm nichts bedeutest. Ich bin mir sicher, dass in einigen Jahren die Dinge ganz anders liegen werden.“ Anne erwiderte nichts darauf, aber sie dachte, dass Silvia vielleicht nicht unrecht hatte.
    Bald darauf trafen der Hohe Rat und der Orden auf dem Platz ein und wurden von der Menge mit Jubel begrüßt. Edward hielt eine kleine Ansprache, in der er auch den freiwilligen Abschied etlicher Menschen vom roten Volk bekanntgab. Miraj kehrte während der Rede zu Silvia und Anne zurück, doch Jana winkte Anne zu sich herüber. „Als zukünftiges Ordensmitglied solltest du bei uns stehen“, raunte sie ihr zu. Edward fuhr fort, über die zunehmende Bedrohung der Sicherheit zu sprechen und erklärte, dass sie diesmal die Zauberbanne besonders fest um die beiden inneren Ringe legen wollten. Anne war überrascht, dass so viel applaudiert wurde. Ihr wollte nicht einleuchten, was daran
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