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Althalus

Althalus

Titel: Althalus
Autoren: David Eddings
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bevor er nicht die Aussprache mit seiner Glücksfee geführt hatte, wollte er nicht die geringsten Risiken eingehen.
    Althalus stieg auf sein Pferd und ritt gen Westen, ohne auch nur einen Blick zurück. Je eher er Equero und das Deikanische Reich hinter sich hatte, desto besser. Abwesend fragte er sich während des Rittes, ob beim Glück eines Menschen etwa die Gegend eine Rolle spielte? Wäre es möglich, dass sein Glück an gewissen Orten nicht zum Tragen kam? Es war ein sehr beunruhigender Gedanke, über den Althalus auf dem Weg nach Westen düster brütete.
    Zwei Tage später erreichte er die Stadt Kanthon in Treborea. Ehe er durch das Tor ritt, vergewisserte er sich, dass der legendäre -und anscheinend unaufhörliche -Krieg zwischen Kanthon und Osthos nicht etwa seit kurzem hier brodelte. Da er keine Belagerungsmaschinen sah, wagte er sich in die Stadt.
    Das Forum von Kanthon ähnelte sehr dem von Deika, doch die reichen Männer, die dort Rednern lauschten, wirkten im Unterschied zu den Edelleuten von Equero nicht überheblich, sodass Althalus sich durch ihre Anwesenheit nicht gekränkt fühlte. Er besuchte das Forum sogar, um sich Reden anzuhören, doch bei diesen wüsten Ergüssen handelte es sich hauptsächlich um Beschimpfungen des Stadtstaates Osthos in Südtreborea und um Unmutsäußerungen über die neueste Steuererhöhung, und weder das eine noch das andere war für Althalus von Interesse.
    Als Nächstes hielt er Ausschau nach einer Schenke in einem bescheideneren Stadtteil. Kaum hatte er gefunden, was er suchte und die wenig Vertrauen erweckende Spelunke betreten, gelangte er zur Überzeugung, dass sein Glück sich wieder meldete: Zwei Gäste führten eine hitzige Auseinandersetzung darüber, wer denn nun der reichste Mann in Kanthon sei.
    »Omeso ist viel reicher als Weikor«, behauptete der eine heftig. »Er hat so viel Geld, dass er es nicht mal zählen kann.«
    »Natürlich nicht, Dummkopf. Schließlich ist er gar nicht im stande, weiter als bis zehn zu zählen, außer er zieht seine Schuhe aus. Er hat das ganze Geld von seinem Oheim geerbt, selbst aber nie auch nur eine Kupfermünze mit ehrlicher Arbeit erworben. Weikor dagegen hat sich von der Pike auf nach oben geschuftet und weiß deshalb, wie man Geld scheffelt, wenn man's nicht auf silbernem Tablett serviert bekommt. Omeso gibt sein Geld mit beiden Händen aus, so schnell er nur kann, während Weikor sich ein immer größeres Vermögen erarbeitet. In zehn Jahren wird sogar Omeso ihm gehören -allerdings wüsste ich keinen Grund, weshalb jemand die sen Burschen haben möchte.«
    Althalus drehte sich um. Er hatte nicht einmal etwas zu bestellen brauchen und doch erfahren, was er wissen wollte, ohne dafür irgend]emandem in der Wirtsstube etwas spendieren zu müssen. Seine Glücksfee war ihm wieder hold. Vielleicht hatte die Örtlichkeit tatsächlich etwas damit zu tun.
    Die nächsten zwei Tage sah und hörte er sich in Kanthon um und stellte Fragen über Omeso und Weikor. Schließlich setzte er Omeso ganz oben auf seine Liste, vor allem weil Weikor den Ruf hatte, auf sein schwer verdientes Geld gut aufpassen zu können -im Unterschied zu Omeso. Und Althalus legte nicht den geringsten Wert darauf, bei seiner Arbeit erneut Bekanntschaft mit großen gefräßigen Hunden zu schließen.
    Der Dreh mit dem »falschen Haus« ermöglichte es ihm, den Riegel an Omesos Eingangstür in Augenschein zu nehmen, und nachdem er ein paar Abende damit zugebracht hatte, sein Opfer zu beschatten, war Althalus überzeugt, dass Omeso selten vor dem Morgengrauen nach Hause kam und dann so betrunken war, dass es ihm nicht einmal aufgefallen wäre, hätte sein Heim lichterloh gebrannt. Sein Gesinde kannte natürlich die Gewohnheiten des Herrn und verbrachte die Nächte deshalb ebenfalls in der Stadt. So stand Omesos Haus nach Sonnenuntergang beinahe immer leer.
    In einer lauen Sommernacht stahl Althalus sich in das Haus und nahm seine Suche auf.
    Fast auf Anhieb bemerkte er etwas, das ihm gar nicht gefiel. Omesos Haus sah von außen zwar prächtig aus, war aber mit altem, verschlissenem Mobiliar eingerichtet, das sogar einen Bettler beschämt hätte. Die Vorhänge hingen in Fetzen vor den Fenstern, die Teppiche waren fadenscheinig, und das Messing der Kerzenhalter war fleckig und angelaufen. Das alles schrie lauter als Worte, dass dies nicht das Haus eines reichen Mannes war. Offenbar hatte Omeso sein Erbe bereits verprasst.
    Doch unbeirrt setzte Althalus seine Suche
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