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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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niemanden verhindern ließ, und das gab Matt den Rest. Er konnte nicht mehr.
    Er wollte nicht mehr.
    »Ich habe einen Pakt mit Malronce geschlossen. Dich, Matt, gegen den Frieden.«
    »Und du glaubst wirklich, dass sie dem zustimmt?«
    »Das hat sie bereits«, donnerte eine gebieterische Stimme.
    Malronce trat vor. Sie trug ihre schwarz-weiße Robe. Ihr wachsbleiches Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, als sie ihren Sohn betrachtete.
    »Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet«, sagte sie.
    »Mama …«, flüsterte Matt unwillkürlich.
    »Du siehst genauso aus, wie ich dich in Erinnerung habe.«
    »Also … Also erinnerst du dich an mich?«
    In Malronce’ Blick lagen weder Liebe noch Mitgefühl oder Wehmut, nichts als eine entsetzliche Kälte.
    »Dein Gesicht hat mich in meinen Träumen verfolgt!«, zischte sie. »Nacht für Nacht! Du verkörperst meine Sünden von einst! Endlich werde ich Gott meine völlige Ergebenheit beweisen können!«
    »Aber … liebst du mich denn nicht mehr?«, stammelte Matt. Er konnte nicht fassen, dass diese Frau, die einmal seine Mutter gewesen war, keinen Funken Zuneigung mehr in sich hatte.
    Als die Königin höhnisch auflachte, verwandelte sich Matts Traurigkeit in blanke Wut.
    »Ich liebe dich für das, was ich dank deiner erreichen kann, mein Sohn!«
    »Hör auf, mich ›Sohn‹ zu nennen«, presste Matt zwischen den Zähnen hervor. »Du bist nicht mehr meine Mutter! Niemals hätte der Mensch, der mich zur Welt gebracht hat, uns Kindern den Krieg erklärt!«
    »Der Glaube hat mir die Augen geöffnet. Und das werde ich allen zeigen. Nach diesem Opfer, das ich nun erbringe, werden meine Männer mir bis ans Ende der Welt folgen, hin zur Erlösung … hin zu Gott!«
    Tobias drückte sich an die Wand.
    »Sie wollen ihn vor den Augen Ihrer Soldaten umbringen!«
    »Zu mir allein blicken all diese verlorenen Seelen auf!«, sagte Malronce mit vor Wahnsinn überschnappender Stimme. »Ich muss ihnen ein leuchtendes Beispiel sein!«
    »Um die letzten Zweifler zu überzeugen«, fügte General Twain hinzu. »Um die Soldaten, die hier versammelt sind, zu ewiger Treue zu bewegen. Unsere Königin wird Gott ihr eigen Fleisch und Blut opfern!«
    »Lasst die Hörner erschallen!«, schrie Malronce. »Ich will, dass alle es sehen!«
    »Und der Krieg?«, warf Ben ein. »Sie haben es versprochen!«
    Die Königin musterte ihn, als wäre er eine lästige Fliege.
    »Der Krieg geht in diesem Moment zu Ende.«
    Ben stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und sah Matt traurig an.
    »Es musste sein«, sagte er resigniert.
    Malronce brach in ein Gelächter aus, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Wir werden deinem Volk die Hand reichen«, sagte sie, »und so tun, als hätten wir genug von diesem Blutvergießen. Und wenn sie uns das Tor öffnen, schneiden wir ihnen die Kehlen durch. Denn Gott wird nicht dulden, dass wir uns kleinmütig zeigen. Wir müssen ihm alles hingeben, alles!«

    Als die Hörner erklangen, hielt Malronce’ gesamte Armee inne.
    Die Soldaten in der Festung brachen ihren Angriff ab, die plündernden Horden verließen das Wrack des Mutterschiffs, und bald drängten sie sich zu Tausenden um den Hügel, wo heftiger Regen auf sie herabprasselte.
    Das Gewitter war nun genau über ihnen.
    Malronce stand weithin sichtbar auf der Dachterrasse ihres Kriegswagens und umklammerte einen Dolch.
    Twain hielt Matt die Arme auf dem Rücken fest.
    Tobias und Ben wurden von einem Dutzend Zyniks bewacht.
    Der General stieß Matt in Richtung der Königin, ohne seinen eisernen Griff zu lockern.
    »Meine Getreuen!«, brüllte Malronce über das tosende Gewitter hinweg.
    Ihre Worte hallten über die Ebene, als hätte ihr Wahn die Kraft ihrer Stimme hundertfach verstärkt.
    »Vor langer Zeit haben der erste Mann und die erste Frau, unsere Urahnen, sich versündigt: Sie widersetzten sich Gottes Verbot und wurden aus dem Paradies vertrieben, und seither tragen ihre Nachkommen die Last jenes Frevels. Zu lange musste die Menschheit leiden, als Ausgestoßene, Unvollendete hofften wir auf die Gnade Gottes. Die Zeit ist gekommen, nicht länger zu warten, sondern zu handeln! Meine Getreuen! Ich habe euch die Erlösung versprochen, ich habe euch versprochen, dass wir einen Weg finden werden, uns von der Erbsünde zu befreien! Dies ist nun der Moment, uns als Gottes treue Diener zu erweisen! Damit wir in seinen Schoß zurückkehren dürfen! Damit sich die Pforte zum Paradies wieder für uns
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