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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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hat, guten Rat erteilen, wie das zu laufen hat mit der Erziehung? Nein. Kann ich nicht. Sorry, Kinder zu haben ist ein ganz und gar privates Projekt. Und das sieht zum Beispiel vor, dass Sophie damit klarkommen wird, dass ich, ihre Oma, manches anders sehe, tue und erkläre als zum Beispiel ihre Eltern. Oder dass im Kindergarten andere Regeln gelten als zu Hause.
    Das setzt natürlich voraus, dass das jeweilige Kind sich in sozialen Umgebungen aufhält, zu denen ihre Eltern ein gewisses Grundvertrauen haben. Dass dort also Menschen walten, die Sophie gern haben und nichts tun werden, was sie einschüchtert oder gar gefährdet. Als Hanna und Kira kleiner waren, fuhren sie zum Beispiel regelmäßig zu ihren Großeltern. Stefan und ich wussten, dass dort manches anders gehandhabt wird – wir waren ja schließlich selbst die Kinder dieser Leute. Aber das machte uns nicht misstrauisch, sondern eher im Gegenteil. Wir meinten, dass unsere Kinder und unsere Eltern ihren eigenen Modus miteinander auskegeln sollten. Für konkrete Fragen wie Schlafenszeiten oder dergleichen gab es ja das Telefon, nicht wahr?
    Wir dilettierten also pädagogisch vor uns hin, und möglicherweise war das auch ganz gut so. Wir hatten keinen Plan für unsere Kinder, sondern wir waren neugierig, was da auf uns alle vier zusammen zukommen würde. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Buch über Kindererziehung gelesen zu haben. Derlei kam erst später auf, als sich in den Nullerjahren ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür entwickelte, dass Kinder etwas Besonderes sein könnten. Und tatsächlich, das wurden sie, denn es gab ja immer weniger von ihnen. Aber als es mit dem Förderwahn losging, als Kinder zu tipptopp geplanten, gekleideten und gebildeten kleinen Freunden der Mittelschichtserwachsenen wurden – da waren meine Kinder schon zu groß, als dass ich sie noch mit so etwas hätte behelligen dürfen oder wollen. Stattdessen hatten wir – ganz ohne Masterplan – sicher vieles gut gemacht. Aber manches auch eher mäßig. Aber das weiß man zum Glück erst hinterher.
    Wir versuchten zum Beispiel, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen – und zwar ohne dass das gleich »Quality time« sein musste, also intensives Brettspiel samt Ausfragestunde, wer wie was im Kindergarten erlebt hat. Heute denke ich, dass wir miserable Vorleser und Playmo-Bastler waren. Schade eigentlich.
    Ganz schlimm war Lügen. Das galt bei uns als Bankrotterklärung. Wer beim Schwindeln erwischt wurde, konnte sicher sein, dass dieses Vorkommnis noch häufiger Erwähnung finden würde. Heute würde ich sagen: bigotter Quatsch, jeder Mensch, auch ein kleiner, braucht stille Ecken mit eigenen Wahrheiten.
    Wir fanden es gut, wenn unsere Kinder noch was anderes außer Kita, Schule und Eltern interessierte. Sie probierten deshalb allerlei aus: Saxofon, Singen, Judo, Schwimmen, Volleyball, Schülerzeitung. Wenn sie darauf keinen Bock mehr hatten, lotsten wir sie durch diese Tiefs hindurch; erst wenn es wirklich nicht mehr ging, durften sie aufhören. War das richtig? Da bin ich mir heute nicht mehr sicher.
    Als sie größer wurden, veranstalteten wir als ihre Eltern keine großen Rauch-und-Alkohol-Verbotsorgien. Wir nannten das Vertrauen. Aber bis heute frage ich mich, ob sie nicht doch mehr Strenge und Warnungen gebraucht hätten. Und ob wir nicht eigentlich zu feige waren, unser eigenes Suchtverhalten zur Debatte zu stellen.
    Aber das ist alles verschüttete Milch. Wir sind durch mit dem Projekt Erziehung. Wir finden unsere Kinder heute klasse. Sogar wenn wir uns laut und heftig streiten. Und auch dann, wenn Hanna findet, dass Sophie ei bei ihr machen soll, wenn sie ihrer Mama das Gesicht zerkratzt hat. Obwohl ich das für Mumpitz halte. Aber ich bin ja auch nur die Frau, die eh nie einen richtigen Plan von Erziehung hatte. Und die verheiratet ist mit einem Mann, dem es genauso ging. Arme Hanna.

GELD & ARMUT
    ES GAB UND GIBT GELDPROBLEME, UND BANANEN WECKEN EIN KLEINES MÄDCHEN AUS DEM MITTAGSSCHLAF
    Mein Telefon klingelt. Am anderen Ende: Hanna. Durch jahrelange Übung höre ich schon daran, wie sie »Mama?« sagt, dass etwas nicht stimmt. »Was ist denn?« frage ich deshalb unumwunden. Ich meine, was sollen wir erst ein paar kommunikative Schleifen drehen, wenn ich den unerfreulichen Anlass doch auf direktem Wege in Erfahrung bringen kann.
    Es stellt sich heraus, dass Hannas Konto überzogen ist. Weil bei der Kitaverwaltung irgendwelche Unterlagen nicht
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