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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker
Autoren: Arena
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Firmung? – Das müsste man doch einmal näher besehen! – Und eines Tages hieß es: Eine große Geistlichkeit kommt nach Alpel und es wird strenge Prüfung sein!
    Der alte Schulmeister sagte nichts dazu und es war ihm nicht anzumerken, ob er sich fürchte oder freue.
    Indes schlief alles wieder ein und die »große Geistlichkeit« kam nicht. Hingegen war im Frühherbste desselben Jahres etwas anderes. Als in der Krieglacher Ortsschule zum Schlusse des Schuljahres der Tag der Prüfung nahte, zu welchem stets auch der Dechant aus Spital erschien und andere Geistliche und Schulaufseher und Lehrer aus Nachbarspfarreien, kam unserem Michel vom Ortsschulrate der Befehl zu, er habe sich mit seinen Schulkindern am Tage der Prüfung im Schulhause zu Krieglach einzufinden. Und jetzt ging die Not an. Die Schule in Alpel war während der dringenden Feld- und Wiesenarbeiten geschlossen gewesen. Der alte Michel musste nun von Haus zu Haus gehen, um die Kinder zusammenzusuchen und ihnen zu sagen, dass sie sich am nächsten Dienstag beim Holzbauer zu versammeln hätten, hübsch im Sonntagsgewande, fleißig gewaschen und gut gekämmt, wie als ob sie am Ostertage in die Kirche gingen. Und die Schulsachen mitnehmen! Wir Kinder wussten nicht recht, was das zu bedeuten habe und was das sei: eine Prüfung! Und unsere Eltern wussten es auch nicht. Aber sie meinten, es würde schon was Rechtes sein, sonst wäre vom Sonntagsgewand nicht die Rede. Nur ein alter Kleingütler, der auf den Häusern umherzuklettern pflegte, um den Bauern ihre Strohdächer auszuflicken, hatte über die absonderliche Sache seine Bedenken. – Eine Prüfung! Ob die kleinen Buben etwa schon tauglich wären zu Soldaten gegen die Franzosen! Man dürfe nicht trauen! Wer heutzutag’ einen kleinen Buben habe, der solle ihn verstecken! – Solcher Meinung waren die Bauern nicht und der Heidenbauer fragte frischweg: »Wir von Alpel brauchen unsere Buben nicht zu verstecken, wir können sie schon herzeigen.«
    Trotzdem gab es unter den Schulkindern etliche, denen das Ding mit der Prüfung nicht ganz geheuer vorkam. Aber an dem bestimmten Dienstage fanden wir uns fast vollzählig ein beim Holzbauer. Es dürften unser achtzehn bis zwanzig Kinder gewesen sein. Der Schulmeister hatte sich auf das Allerbeste herausgeputzt. Er hatte blank gewichste Stiefel, hatte ein schwarzes Gewand an, welches er von einem ehemaligen Kollegen, dem Lehrer in Rattan, ausgeborgt; sein mageres Gesicht war glatt rasiert, das dünne graue Haar glatt über den Scheitel zurückgekämmt. Am Halse stand sogar ein schneeweißer Hemdkragen hervor, ähnlich der Halsbinde eines Geistlichen, und als er nun auch den fast ganz glatt gebügelten Zylinder auf das Haupt setzte, da dachte ich mir: Mit unserem Schulmeister brauchen wir uns nicht zu schämen.
    Wir hatten jedes zu Hause je nach Umständen unser Frühstück verzehrt und machten uns nun auf den weiten Weg nach Krieglach. Unterwegs durch die Wälder gab der Schulmeister mehrere Verhaltungsmaßregeln aus: die hohen Herren höflich grüßen, beim Namensrufe sogleich aufstehen (in der Alpelschule blieben wir nämlich beim Ausgefragtwerden sitzen), auf die gestellten Fragen hübsch laut und deutlich antworten; wenn wir was geschenkt bekämen oder gar in Häuser zum Essen geladen würden, fein artig sein, und schön’ Dank sagen! Und halt so weiter. Ob von den Prüfungsgegenständen selbst die Rede war, daran kann ich mich nicht erinnern; der Schulmeister schien der Sache sicher zu sein.
    Das Wetter war trüb, neblig, frostig; ohne eigentlich zu regnen, troff es von den Bäumen. Zum Sandhügelkreuz gekommen, wo im Tale der Ort stattlich vor uns ausgebreitet lag, machten wir halt. Der alte Michel riss Sauerampferblätter ab, um Einzelnen der Kinder damit die Schuhe zu reinigen, und auch wo es sonst wo und wie an uns auszubessern und fürsorglich zu schlichten gab, tat er’s. Waren ja doch die allermeisten von uns, besonders die Dirndln, das erste Mal in der weiten Welt und sahen einem äußerst ungewissen Schicksale entgegen. Enge aneinander geschlossen marschierten wir hinter unserem Schulmeister drein durch das große Dorf und der Kirche zu, neben welcher das Schulhaus stand. Das war ein anderes Schulhaus, als wir deren in Alpel hatten, das stand mit seiner doppelten Fensterreihe da wie ein Schloss und jedes Fenster war so groß, dass ein Reiter auf hohem Ross ganz bequem durch ein solches aus- und einreiten hätte können. Wir durften aber nicht einmal
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