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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker
Autoren: Arena
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sein?«
    Abends waren wir noch spät in der Kirche; und selbst als sich die meisten Wallfahrer schon verloren hatten und es auch an dem Gnadenaltare dunkel war bis auf die drei ewigen Ampeln, wollte mein Vater nicht weichen. Gar seltsam aber war’s, wie er sich endlich von seinen Knien erhob und in die Gnadenkapelle hineinschlich. Dort griff er in seine Rocktasche, langte den von mir unerforschten Gegenstand hervor, wickelte das graue Papier ab und legte ihn mit zitternder Hand auf den Altar.
    Jetzt sah ich, was es war – ein Eisenzahn von unserer Egge war es. –
    Und am anderen Tage gegen Abend, als wir meinten, unsere Kirchfahrt so verrichtet zu haben, dass Maria und unser Gewissen zufrieden sein konnten, gingen wir wieder davon.
    »Behüt dich Gott, Maria Zell«, sagte mein Vater, »und wenn Gott es will, so möchten wir noch einmal kommen, bevor wir sterben –«
    Dann gingen wir bis Wegscheid, dort hielten wir nächtliche Rast. Und am nächsten Tage überstiegen wir wieder den Berg und durchwanderten das Veitschtal. Als wir zu den Bauernhäusern kamen, wo wir auf dem Hinweg zur Nacht geschlafen hatten, überreichte mein Vater der Bäuerin ein schön bemaltes Bildchen von Maria Zell.
    Als wir am Abende desselben Tages heimgekommen waren und uns zur Suppe gesetzt hatten, soll ich, den Löffel in der Hand, eingeschlafen sein.

Herbst
    Als wir zur Schulprüfung geführt wurden
    A uf der Schule in Krieglach-Alpel habe ich mehr gelernt als auf allen übrigen Schulen zusammen. Die Wissenschaften und Künste, die ich mir auf dieser Hochschule angeeignet, sind nicht wieder vergessen worden: Lesen, Schreiben und die absolute Gewissheit, dass zwei mal zwei vier ist!
    Der Holzbauernhof, in welchem der alte Michel Patterer die Alpelschule gegründet hatte, lag dreitausendvierhundert Fuß über dem Meere und so konnte der Mann, welcher sonst nichts weniger als ehrgeizig war, seinem Institut die Bezeichnung »Hochschule« mit Fug und Recht beilegen. Dieser Michel Patterer war früher ordentlicher Lehrer in Sankt Kathrein am Hauenstein gewesen; weil er es im Jahre 1848 ein wenig mit der neuen Mode hielt – der alte besonnene Mann wird gewusst haben, warum –, so wurde er von der kirchlichen Behörde kurzerhand entlassen und davongejagt. Der alte Mann kam nach Krieglach-Alpel, um sich durchzubetteln, allein die Alpler Bauern standen zusammen und sagten: »Bettler haben wir ohnehin zu viele, aber Schulmeister haben wir keinen und dahier keinen gehabt, seit die Welt steht. Machen wir ihn zum Schulmeister, unsere Kinder sollen lesen und schreiben lernen; nützt’s nichts, so schadet’s nichts.«
    Der Michel blieb in Alpel und ging mit seinen Wissenschaften hausieren von Hof zu Hof. Je eine Woche lang wurde die Schule in einem und dem anderen der dreiundzwanzig Höfe abgehalten, wo die Kinder der Gemeinde in der Gesindestube zusammenkamen, sich um den großen Tisch setzten und lernten. Wenn die Bäuerin kam, um auf dem Tische ihren Strudelteig auseinanderzuziehen, oder das Gesinde, um Mittag zu essen, musste freilich der Tisch geräumt werden. Die Schulkinder gingen hinaus, aßen ihr mitgebrachtes Stück Brot; der Schulmeister setzte sich zu den Knechten und Mägden und tat etwas, wozu damals nicht jeder Schulmeister das Talent hatte – er aß sich satt. Außer der Schulzeit machte er sich in dem betreffenden Hofe auch noch dadurch nützlich, dass er Streu hackte, Heu machen oder Dung führen half und dergleichen. Dabei hatte er stets die ruppige braune Lodenjacke am Leibe, die er vom Grabelbauer geschenkt erhalten, und den Seidenzylinder auf dem Kopf, den ihm der alte Dechant zu Birkfeld einmal verehrt hatte in früheren Tagen. Er hatte niemanden mehr auf der Welt als seine Schulkinder, denen er sein Bestes gab, und wenn er zur nächtlichen Stunde draußen in der Heuscheune lag, ein wenig fröstelnd vor Kälte und ein wenig schwitzend vor Sorge um sein nahes hilfloses Alter, da mag er sich wohl gedacht haben: Wie wunderlich geht’s doch zu auf dieser Welt.
    Jahrelang hatte sich um unsere Alpelschule niemand gekümmert, sie war weder anerkannt noch verboten, und da der Mann von der Gemeinde verköstigt wurde, so ging die Sache weiter eigentlich niemanden was an.
    Doch, doch! – Da ist oben im Gebirge ein Mensch mit dem neumodischen Geiste und der unterrichtet die Kinder! Da kann etwas Sauberes herauskommen! Wie steht’s mit der Religion? Werden die Kinder wohl auch zur heiligen Beichte vorbereitet? Zur Kommunion, zur
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