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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Autoren: Clifford D Simak
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Mitten auf dem Weg blieb Jenkins stehen, völlig entsetzt. Kein Zweifel, der Roboter war tot, in seinem Schädel war nicht die geringste Regung von Leben zu erkennen. Jenkins begriff – und in diesem Moment schien die Erde urplötzlich zum Stillstand zu kommen.
    Denn Roboter konnten nicht sterben. Sie nutzen sich ab, sie werden vielleicht irreparabel beschädigt, doch selbst dann tickt das Leben in ihrem Kopf weiter. Niemals hatte Jenkins von einem Roboter gehört, der gestorben wäre, und wenn so etwas jemals vorgefallen wäre, hätte er es ganz sicher erfahren.
    Nein, Roboter starben nicht, und doch lag jetzt einer vor ihm, ein toter Roboter. Und zwar nicht der Einzige, sagte ihm eine innere Stimme: Alle Roboter, die den Ameisen gedient hatten, waren tot – alle Roboter und alle Ameisen, doch das Gebäude stand noch immer, als hohles Symbol eines fehlgeleiteten Strebens, eines evolutionären Rechenfehlers. An einem gewissen Punkt waren die Ameisen falsch abgebogen – und war am Ende Joes Kuppel schuld daran? Sollte diese Kuppel zum Ein und Alles der Ameisen geworden sein, zu Anfang und Ende? Hatten sie geglaubt, dass ihre Größe sich im Bau einer Kuppel zeigen würde und dass sie deshalb nur durch den Bau einer weiteren Kuppel voranschreiten konnten auf ihrem Weg zu wahrer Größe?
    Jenkins floh. Und während er floh, bildete sich ein Riss an der Decke hoch über ihm, und breitete sich mit einem knackenden, knarrenden Geräusch aus.
    Er stürzte durch den Mauerdurchbruch und rannte auf die Wiese hinaus. Hinter sich hörte er ein Donnern, als ein Stück Dach wegbrach. Er drehte sich um und sah zu, wie dieser Teil des Gebäudes zerbrach, wie riesenhafte Trümmer in die zahllosen toten Ameisenhügel hineinkrachten und die metallenen Symbole von Joes Fuß zu Fall brachten, die auf ihren Spitzen gethront hatten.
    Da wandte er sich ab und schritt langsam über die Wiese den Hügel hinauf bis zum Webster-Haus. Von der Terrasse aus sah er, dass das Gebäude nicht weiter einzustürzen schien. Aber in der Mauer, die das Gebilde noch immer aufrechterhielt, klaffte nun ein gewaltiges Loch.
    Dieser unvergleichliche Herbsttag, dachte Jenkins, ist der Anfang vom Ende. Er war schon zu Beginn dabei gewesen, und jetzt war er immer noch da, um zu sehen, wie alles zu Ende ging. Wieder einmal fragte er sich, wie viele Jahre seither vergangen sein mochten, und bereute – aber nur ein wenig –, dass er die Zeit nicht mitverfolgt hatte.
    Die Menschen waren fort, die Hunde waren fort und all die Roboter auch, abgesehen von Jenkins. Und nun waren selbst die Ameisen fort – die Erde war vereinsamt, bis auf einen hünenhaften Roboter und ein paar kleine Wiesenmäuse. Fische könnte es vielleicht noch geben, überlegte Jenkins, Fische und andere Meereswesen. Intelligenz, fiel ihm ein, als er über Meereswesen nachdachte, darauf kam es an, aber Intelligenz war nicht leicht zu erlangen und nie von Dauer. Eines Tages würde vielleicht eine neue Intelligenz aus dem Meer heraus entstehen – doch tief in seinem Inneren wusste Jenkins, dass dies mehr als unwahrscheinlich war.
    Die Ameisen hatten sich eingemauert, dachte er, sie hatten sich eine abgeschlossene Welt geschaffen. Waren sie gescheitert, weil sie nirgendwo mehr hinkonnten? Oder weil sie von Beginn an in einer abgeschlossenen Welt gelebt hatten? Schon im mittleren Mesozoikum hatte es Ameisen gegeben, vor 180 Millionen Jahren, wahrscheinlich noch früher. Unzählige Jahre, bevor die ersten Vorläufer der Menschen auftauchten, hatten die Ameisen bereits eine eigene Gesellschaftsordnung. Aber sie waren nur bis zu einem bestimmten Punkt gekommen. Nachdem sie ihre soziale Ordnung entwickelt hatten, waren sie zufrieden gewesen – weil sie hatten, was sie brauchten, oder weil sie einfach nicht weiter konnten? Jedenfalls hatten sie einen Zustand der Sicherheit erreicht, und diese Sicherheit genügte ihnen vom Jura an viele Millionen Jahre lang. Doch Joes Kuppel hatte das Gefühl der Sicherheit noch verstärkt – nun, im Schutz der Kuppel, konnten sie sich ohne Angst weiterentwickeln, wenn sie die Fähigkeit dazu besaßen. Ganz offensichtlich besaßen sie diese Fähigkeit, sagte Jenkins sich, und trotzdem stand der alte Sicherheitsgedanke weiter im Vordergrund. Sie konnten sich nicht davon befreien, ja vielleicht versuchten sie es nicht einmal, vielleicht empfanden sie ihn gar nicht als Belastung. Jenkins fragte sich, ob es letztlich dieses alte, allzu behagliche Gefühl der Sicherheit
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