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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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Mantel hatte nur ein klitzekleines Loch am rechten Ellbogen und war über und über bedeckt mit Nordpolglühwürmchen. Der große Sack auf Julebukks Schulter sah schon ziemlich leer aus.
    »Die nettesten Kinder spare ich mir immer bis zum Schluss auf.« Julebukk trat ins Wohnzimmer und machte eine kleine Verbeugung vor Bens Eltern. »Einen wunderschönen Weihnachtsabend wünsche ich, und herzlichen Glückwunsch zu Ihrem netten Sohn.«
    »Frohe Weihnachten!«, sagte Bens Mutter überrascht.
    Sein Vater gab keinen Mucks von sich. Er saß nur da und starrte Julebukk an, als wäre der gerade aus dem Kamin gekrochen.
    Niklas Julebukk ließ seinen Sack auf den Teppich plumpsen, stellte die Glocke daneben und guckte sich stirnrunzelnd im Zimmer um. Schließlich ging er zum Radio und schaltete es aus. Die plärrende Weihnachtsmusik verschwand wie ein schlechter Geruch. Julebukk legte den Finger an die Lippen und griff in seine Manteltasche. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, saß Emmanuel darauf, mit einer kleinen Laute in den Händen. Er flatterte zum Weihnachtsbaum, setzte sich auf einen Zweig und begann zu spielen. Ganz wunderschön.
    »Ben, machst du bitte mal die elektrische Beleuchtung aus?« Julebukk löste das rote Band, mit dem sein Sack verschnürt war.
    Ben knipste die Lampen aus und zog den Stecker der elektrischen Kerzen raus. Stockdunkel wurde es. Nur Julebukk glitzerte und glimmerte. Er klatschte in die Hände und die Glühwürmchen verteilten sich im ganzen Zimmer. Emmanuels Laute klang voll und weich wie Weihnachtswatte.
    »So!«, sagte Julebukk und strich sich über den Bart. »Ja, so ist es schon etwas weihnachtlicher. Nun ist alles bereit für die Bescherung!« Er lächelte geheimnisvoll und guckte in seinen Sack. »Matilda, bring bitte die Geschenke. Zuerst für die Eltern, die bekommen heute ausnahmsweise auch etwas.«
    Matilda schwebte aus dem Sack, machte einen Luftknicks und flatterte auf Bens sprachlose Eltern zu. In jeder Hand trug sie ein winziges Päckchen, gut verschnürt, mit einer Schleife, an der Glöckchen hingen. »Fröhliche Weihnachten!«, zwitscherte sie, ließ den Erwachsenen die Päckchen in den Schoß plumpsen und flog zu Julebukk zurück.
    Bens Eltern saßen da und starrten auf ihre Geschenke. Wie Kinder sahen sie plötzlich aus, wie die Kinder, die sie mal gewesen waren, vor vielen, vielen Jahren.
    »Engel!«, flüsterte Bens Mutter. Sacht strich sie über das klitzekleine Päckchen, die Schleife und die Glöckchen. Bens Vater verbarg sein Geschenk in der geschlossenen Hand, als hätte er Angst, dass Julebukk es ihm wieder abnehmen würde.
    »Nun zur Hauptperson!«, sagte Julebukk. »Zu Ben, dem Nussknackerschreck, dem Feind aller fiesen Weihnachtsmänner!«
    Wieder schwebte Matilda in den Sack hinab und kam mit zwei Paketen zurück. »Frohe Weihnachten, Ben!«, rief sie. Dann flog sie ganz dicht an sein Ohr heran und flüsterte: »Um Mitternacht am Wohnwagen. Zum Abschiednehmen!«
    Ben nickte. »Frohe Weihnachten!«, sagte er und nahm seine Geschenke aus den kleinen Engelshänden entgegen.
    Emmanuel zupfte ein paar letzte Akkorde auf seiner Laute. Dann flatterte er zurück auf Julebukks Schulter.
    Matilda ließ sich neben ihm nieder.
    »Wir wünschen noch ein schönes Weihnachtsfest«, sagte Julebukk, trat nacheinander auf jeden der drei zu und tippte mit dem Finger gegen die Päckchen. Langsam, ganz langsam begannen sie zu wachsen.
    Julebukk trat lächelnd zurück, schnürte seinen Sack zu und warf ihn über die Schulter. Dann ging er langsam rückwärts auf die Tür zu. Erst als er schon im Flur stand, klatschte er leise in die Hände und rief die Glühwürmchen zurück.
    Dann ging er hinaus und verschwand in der Nacht. Die Haustür fiel ins Schloss und Ben und seine Eltern saßen in der Dunkelheit.
    Als Erste rührte sich Bens Mutter. Sie tastete sich in die Küche, kam mit zwei brennenden Kerzen zurück und stellte sie neben den Weihnachtsbaum. »Frohe Weihnachten«, sagte sie und gab Ben und seinem Vater einen Kuss. »Wer packt zuerst aus?«
    »Du«, sagte Ben.
    Lächelnd setzte sie sich aufs Sofa, zog die Schleife von ihrem Paket auf und schlug das knisternde Papier zurück. Eine kleine Spieluhr lag in ihrem Schoß, mit zwei Engeln, die Matilda und Emmanuel sehr ähnlich sahen. Als Bens Mutter sie vorsichtig aufdrehte, erklang wieder das kleine Lied, das Emmanuel gespielt hatte.
    Ganz verzaubert lauschten sie. Dann räusperte Bens Vater sich. »Komm ich jetzt
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